Konzept zum Schienenpersonennahverkehr
„Stadtbahn muss Regionalbahn werden“ – CSU-Landratskandidat will „alle Bürger der Region mitnehmen“

12.08.2019 | Stand 04.08.2023, 9:48 Uhr
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„Es ist Zeit, beim Thema Nahverkehr umzudenken“, fordert CSU-Landratskandidat Rainer Mißlbeck, „wir müssen in der Region Regensburg den Schienenpersonennahverkehr (SNPV) und Öffentlichen Personennahverkehr vernetzen und zusammen mit dem Ausbau der Straßen optimieren“.

REGENSTAUF Mit den großen Herausforderungen des Raumes von täglich mehr als 80.000 Einpendlern nach Regensburg drohe sonst der Kollaps, so Mißlbeck weiter. „Wir haben keine Zeit mehr, auf Antworten zu warten, die in frühestens 15 Jahren umgesetzt werden können“. Der SPNV und der ÖPNV in der Region stoßen bereits jetzt an Grenzen. Außerdem drohe durch die Klage der Deutschen Umwelthilfe das Damoklesschwert von Fahrverboten, die vor allem für Pendler und die Wirtschaft aus dem Landkreis verheerende Auswirkungen hätte.

Die derzeitigen Planungen der Stadt Regensburg lösen das eigentliche Problem nicht und bieten keine überzeugenden Antworten auf die Herausforderungen in der Region. Die 80.000 Einpendler aus dem Umland werden nicht berücksichtig. Die Lösung muss ein attraktives und zukunftsfähiges Schienenpersonennahverkehrskonzept in Kombination mit den Stadtbahnplanungen sein.

„Es ist sehr bedauerlich, dass die Region Regensburg bei den Überlegungen, den ÖPNV der Zukunft zu gestalten, das grenzübergreifende Denken aufgegeben hat“, stellt Mißlbeck fest. Das Bayerische Verkehrsministerium hat mit Schreiben vom Juli dieses Jahres auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Peter Aumer bestätigt, dass sich Region und Stadt Regensburg im Ergebnis einig waren, „dass es sich um zwei verschiedene Bahnsysteme handeln sollte. Es wird keine Verknüpfung dieser beiden Systeme im Sinne einer Stadt-Umland-Bahn angestrebt, sondern eine optimale fahrplanseitige Verknüpfung, das heißt, an den Endpunkten der Regensburger Stadtbahn sollen künftig optimale Anschlüsse zu den Regionalzügen bestehen.“ Dieses reduzierte Denken auf die Grenzen der Gebietskörperschaften erinnert an Beispiele aus der Geschichte, als die Stadtbahn am Ende der Steinernen Brücke in Stadtamhof stehenblieb und die Fahrgäste ins Wahlhalla-Bockerl umsteigen mussten, um in das Umland zu gelangen. Die Botschaft von Regensburgs Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, dass das Rückgrat des zukünftigen Regensburger ÖPNV-Systems die Stadtbahn werden solle, findet Landratskandidat Mißlbeck befremdlich, denn seit vielen Jahren ist der gemeinsame RVV der Schlüssel für die Zusammenarbeit beim ÖPNV zwischen Stadt und Landkreis.

Deshalb fordert Rainer Mißlbeck ein Überdenken der Planungen zu SPNV und Stadtbahn, und zwar von „außen nach innen“! „Um die Leute zum Umsteigen zu bewegen, müssen wir ihnen eine möglichst einfache und komfortable Verbindung vom Umland in die Stadt und wieder zurück bieten.“ Ein Tram-Train-System mit leichten Nahverkehrszügen, die sowohl auf den Schienen der Deutschen Bahn als auch auf den Schienen der zukünftigen Stadtbahn fahren können, wäre eine Alternative. Diese Züge können als Mischsystem auf allen Strecken fahren. Die Stadt Regensburg kann durch weitere Linien und Verdichtungszüge mit der Stadtbahn auf das System aufbauen. Im Gegensatz zu den Stadtbahnplanungen, die mindestens fünfzehn Jahre dauern und voraussichtlich eine halbe Milliarde Euro kosten, ist das Train-Tram-System in ca. fünf Jahren zu verwirklichen und kostet nur einen Bruchteil. Laut Mißlbeck muss in einem ersten Schritt das SPNV-Gutachten, das die Bayerische Eisenbahngesellschaft im Auftrag des Freistaates erstellt, um die eine regionale S-Bahn-Variante erweitert werden. Darin muss die Reaktivierung von bereits bestehenden Strecken, beispielsweise von Lanquaid und Schierling oder von Burglengenfeld einbezogen werden.

Auch Josef Schindler, dritter Bürgermeister des Marktes Regenstauf, sieht hier die Lösung. „Durch weitere Haltepunkte, zum Beispiel in Regenstauf und Zeitlarn, und Knotenpunkte in der Stadt, kann eine direkte Verbindung geschaffen werden.“ „Eine Schlüsselfunktion kommt dabei der Reaktivierung des Haltepunktes Walhalla-Straße zu“ ist sich Peter Aumer sicher. Er ist seit vergangenem Jahr in intensiven Gesprächen mit Stadt und Deutscher Bahn, um dieses Projekt voranzubringen. ÖPNV-Experte Fritz Dechant fordert, „dass bereits jetzt damit begonnen wird, das vorhandene Bussystem auf die neuen Anforderungen einer Regionalbahn vorzubereiten. Ohne funktionierende Zubringerbusse wird auch der Schienenpersonennahverkehr nicht funktionieren.“

„Aktuell fehlt in der Stadt und im Landkreis der politische Wille, als gemeinsame Region über die eigenen Grenzen hinweg zu denken. Die Probleme können nur gemeinsam gelöst werden. Der Landkreis muss hier seine passive Haltung aufgeben und sich für eine Lösung einsetzen, die alle Bürgerinnen und Bürger im wahrsten Sinne des Wortes mitnimmt“, fordert Mißlbeck.

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