Da läuft was
Diese drei Männer finden Wege aus der Verkehrs-Misere

06.03.2019 | Stand 13.09.2023, 0:34 Uhr
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Die drei Chefs beim Regensburger Verkehrsverbund (RVV) im Gespräch über kostenlose Tickets, Zukunft des Verkehrs und die Stadtbahn.

REGENSBURG Alles spricht über den kostenlosen Busverkehr – doch was sagen eigentlich die drei Männer dazu, die in Stadt und Landkreis Regensburg für die Zukunft des ÖPNV verantwortlich zeichnen? Wir haben Josef Weigl (GFN), Frank Steinwede (Das Stadtwerk.Mobilität) und Kai Müller-Eberstein zum Redaktionsgespräch getroffen.

Mega-Thema 365-Euro-Ticket: Ministerpräsident Markus Söder brachte es ins Gespräch. Kai Müller-Eberstein lacht, als wir ihn darauf ansprechen: „Das soll dann irgendwann bis 2030 kommen und bisher ist es auf Auszubildende beschränkt“, so der RVV-Geschäftsführer. Sein Kollege Josef Weigl pflichtet ihm bei, sagt aber auch: „Wir haben mit dem Job-Ticket ein Erfolgsmodell etabliert!“

Und genau das ist den ÖPNV-Verantwortlichen immens wichtig. „Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, viele Menschen weg vom Individual-, hin in den öffentlichen Personennahverkehr zu bringen“, so Weigl. Beim Job-Ticket komme man derzeit mit den Anfragen fast gar nicht mehr nach. Das Modell ist einfach: Der Arbeitgeber zahlt zehn Euro, der Arbeitnehmer 25 – und ersteht damit ein vollständiges Ticket, das er nutzen kann. „Es geht für viele Unternehmen um die Ökobilanz“, so Weigl. „Und auch um die Parkplätze“, sagt Frank Steinwede. „Wir sind mit den großen Unternehmen in regelmäßigen Gesprächen“, schiebt Steinwede nach. Die Bereitschaft der Belegschaften steige an. Mit dem Öko-Ticket fährt man übrigens bereits unter einem Euro am Tag.

Mega-Thema Feierabend-Stau: Wie kann man die ohnehin vor dem Verkehrskollaps stehende Region entlasten? „Wenn man sich anschaut, was auf der A93 am Freitagnachmittag los ist, wenn ich beispielsweise nach Schierling heim pendle, dann ist die Schiene in Kombination mit dem Bus eine echte Alternative“, so Weigl.

Doch was, wenn der ÖPNV plötzlich kostenfrei wäre? Würden dann alle umsteigen? „Wir würden zunächst eine kleine Anzahl von jenen hinzu bekommen als Kunden, die bisher nur Auto fahren - aber wahrscheinlich zu den Zeiten, in denen die Busse und Bahnen jetzt schon voll sind“, sagt Frank Steinwede. Die Fixkosten würden zunächst steigen. „Wenn die Busse im Stau stehen und da keine Beschleunigung spürbar wird, dann hilft auch das kostenlose Ticket nicht“, so Steinwede.

Und das ist der nächste Knackpunkt im Gespräch: Wie wird der ÖPNV wirklich attraktiver? „Die Busse müssen Vorfahrt bekommen“, so Müller-Eberstein. Die Geschwindigkeit des ÖPNV ist nach Angaben der drei Experten ein Knackpunkt. Die Schiene ist das einzige Verkehrsmittel, das am Stau vorbei fährt. Doch wenn man etwa die Frankenstraße, ein klassisches Nadelöhr, für die Autos beschneide und eine Busspur einführe? „Es geht um Entwicklungen!“, sagt Josef Weigl. „Vielleicht kann man eine zusätzliche Spur bauen, eine fünfte Spur also, die morgens stadteinwärts und abends stadtauswärts verläuft?“

„Wir müssen am Stau vorbei fahren können“

Bislang ist der Busverkehr nämlich auch betroffen davon, wenn große Baustellen wie die auf der A3 auch den Bussen große Probleme bereiten. „Wir müssen am Stau vorbei fahren können, so steigen die Menschen um“, sagt Müller-Eberstein.

Mega-Thema Stadtbahn: Welche Vorteile bringt sie wirklich? Frank Steinwede sagt: In Regensburg nutzen 13 Prozent den ÖPNV statt dem Auto oder andere Verkehrsmittel wie das Fahrrad. In Städten mit Stadtbahn wie Augsburg etwa liegt der Anteil bei mehr als 20 Prozent. Kurioses am Rande: Als man in Ingolstadt untersuchte, was geschieht, wenn man den Fahrradverkehr bevorzugt, zeigte sich, dass viele Busfahrer auf das Rad umsteigen. „Wir erleben das auch“, sagt Steinwede. „Das Ziel muss sein, die Autofahrer zum Umstieg zu bewegen“, so Steinwede.

Mega-Thema Park & Ride-Plätze: Städte wie München bieten ein tolles System von P&R-Parkplätzen an. Für teilweise nur 1,50 Euro kann man sein Auto bequem am Stadtrand abstellen und in die Stadt mit dem ÖPNV fahren. Auch in Regensburg ein Modell? Alle drei Experten sind sich einig: „Ja!“

In Regensburg soll aus dem Alten Eisstadion-Areal ein Verkehrsknotenpunkt werden. Und der Schierlinger, der in die Altstadt möchte, der soll zukünftig an der Conti-Arena sein Auto abstellen und mit der Stadtbahn weiterfahren.

Zentral für Regensburg wird nach Ansicht der ÖPNV-Experten auch der Ausbau und Neubau des Zentralen Omnibus-Bahnhofs direkt am Hauptbahnhof. Die Situation derzeit ist eigentlich nicht mehr tragbar, Buskunden müssen die Straßenseiten wechseln, oft gibt es ein gefährliches Durcheinander. Dreh- und Angelpunkt könnte künftig die Galgenbergbrücke werden.

Fazit: Die ÖPNV-Verantwortlichen haben Antworten auf die Verkehrs-Misere der Stadt und des Landkreises. Doch die politisch Verantwortlichen müssen Entscheidungen treffen, um diese Lösungen ins Werk zu setzen. Die Verbund-Ausweitung bis nach Straubing etwa ist ein weiterer Schritt hin zur Metropol-Region.

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