„Inhaltlich und personell erneuert“
Freudenstein stellt Bedingungen an die CSU für ihre OB-Kandidatur

01.02.2019 | Stand 13.09.2023, 1:39 Uhr
−Foto: Foto: Staudinger (

In einem Brief an die Findungskommission der CSU hat sich die aus Karpfham in Niederbayern stammende Regensburger Stadträtin zu einer Kandidatur um den OB-Sessel im März 2020 geäußert. Sie stellt aber Bedingungen.

REGENSBURG Ohne Zweifel hat Astrid Freudenstein eine beeindruckende Karriere gemacht. Nach Stationen bei der Passauer Neuen Presse und der Neuen Zürcher Zeitung arbeitete sie als Hörfunk-Journalistin beim Bayerischen Rundfunk, promovierte über das Frauenbild im Kanzler-Wahlkampf Schröder-Merkel. Nach dem erdrutschartigen Sieg der CSU bei der Bundestagswahl kam sie 2013 über die Liste in den Bundestag, parteiinterne Verteilungslogik sorgte dann allerdings für ihr Ausscheiden 2017. Doch das war lange nicht das Ende der Fahnenstange: Freudenstein wurde von Verkehrsminister Andreas Scheuer zur Abteilungsleiterin Z, der zentralen Abteilung im Ministerium, ernannt. Seither ist Scheuer voll des Lobes für die Frau, die für die Berufspolitik eine Beamtenstelle an der Uni Regensburg aufgegeben hatte.

Und jetzt das: Am Donnerstag schrieb Freudenstein einen Brief an die Findungskommission der CSU unter Vorsitz von Franz Rieger, dem Landtagsabgeordneten und CSU-Kreischef. Offenbar hatte man sie am 14. Januar darüber informiert, dass sie als mögliche OB-Kandidatin um die Nachfolge von Joachim Wolbergs 2020 genannt hatte. Doch die gebürtige Niederbayerin formuliert in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt, klare Bedingungen. „Es wäre mir eine Ehre, für eine inhaltlich und personell erneuerte Regensburger CSU als OB-Kandidatin antreten zu dürfen“, formuliert Freudenstein ebenso geschickt wie taktisch.

Denn gemeint sein kann eigentlich nur CSU-Kreischef Rieger, an den der Brief adressiert war. Es ist seit Langem bekannt, dass Freudenstein und Rieger keine Freunde sind. Und Freudenstein macht auch klar, dass sie zunächst die Europawahl abwarten möchte. Eine personelle frühere Festlegung lehnt Freudenstein in dem Brief ab: „Dass ich dies im kommunalpolitischen Umfeld Regensburgs für strategisch nicht klug und für mich persönlich aus nachvollziehbaren Gründen für schade hielte, habe ich in der Kreisausschusssitzung am 11. Januar 2019 deutlich gemacht“, schreibt Freudenstein weiter.

Damit hat der Kommunalwahlkampf 2020 bereits Fahrt aufgenommen, doch bis dahin kann viel passieren. Zunächst einmal innerhalb der CSU: Gerade Freudensteins Gegner, die es nicht wenige gibt in der CSU, raunen bereits jetzt, sie wollten lieber mit der Rechtsanwältin Dagmar Schmidl ins Feld ziehen. Der Polizist Jürgen Eberwein könnte unter die Räder der Spendenaffäre um den suspendierten Oberbürgermeister Joachim Wolbergs geraten: Wolbergs Ehefrau Anja hatte just am Tag des Freudenstein-Briefes im Prozess öffentlich gesagt, Eberwein hätte unter Zeugen am Stammtisch folgenden Satz geäußert: „Erst holen wir uns den Baumer-Mörder, dann den Wolbergs.“ Ein Satz, der Folgen haben dürfte. Dennoch ist Eberwein auch als Kandidat ernst zu nehmen, denn sein Name hat nicht nur in der CSU Klang.

Abgesehen von den CSU-Ereignissen rund um die Kandidatur dürfte es spätestens im Mai 2019 auch in der SPD interessant werden. Der Prozess gegen Wolbergs läuft derzeit so, dass er durchaus mit einem sehr milden Urteil rechnen kann, bei dem die wichtigsten Vorwürfe vielleicht vor Gericht keinen Bestand haben. Zwar hat die Staatsanwaltschaft noch zwei weitere Anklagen im Köcher, einmal im IZ-, zum zweiten im Schmack-Komplex, doch vieles dürfte vom Urteil im Tretzel-Komplex abhängen. Wolbergs kündigte bereits an, eine eigene Liste aufzustellen, wenn die SPD ihn nicht aufstellen wird. Am Ende könnte der Zweikampf also sogar Freudenstein-Wolbergs heißen. Für viele Regensburger wäre das tatsächlich nicht die schlechteste Wahl.

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