Neue Ansätze sind gefragt
Gespräch mit Tobias Gotthardt – Bürgermeister betonen Einheit gegen die Trasse

16.01.2019 | Stand 01.08.2023, 9:41 Uhr
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Durchdachte Energiekonzepte und ein echter Energiewandel statt „fatalem Schnellschuss“ und Flächenzerstörung: Das waren die Forderungen einer Bürgermeisterrunde in Brennberg. Landtagsabgeordneter Tobias Gotthardt fordert auch ein Umdenken von den Grünen.

BRENNBERG „Eine konsequent angepackte, dezentrale Energiewende 2.0, durchdachte Netzkonzepte und Investitionen in Speichertechnik statt der Monstertrasse“ – so lautet für Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt (Freie Wähler) das „realpolitische Koalitionsvertrags-Rezept“ gegen den SüdOstLink. Auf Initiative der betroffenen Bürgermeister aus Brennberg, Altenthann, Holzheim am Forst und Donaustauf hatte er zur „Bürgermeisterrunde“ ins Brennberger Spital eingeladen. Ergebnis: Die Bürgermeister und der Abgeordnete wollen ihren Trassenprotest „in großer Geschlossenheit“ fortführen und verschiedene Maßnahmen anpacken: „Wir sind weiter überzeugt: Diese heimatfressende Trasse braucht kein Mensch – und schon gar nicht die Energiewende.“

Gotthardt und die Gemeindechefs nehmen dabei auch die Abgeordneten der Grünen im Landtag in die Pflicht: „Bekennt euch zur Energiewende, stellt euch gegen die Trasse!“ Es könne nicht bei einem unklaren „Jein“ bleiben, forderten die Bürgermeister und der Abgeordnete. Die Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen trifft sich ab Mittwoch zur Winterklausur in Regensburg. Hierzu hat Gotthardt eine klare Vorstellung: „Ich erwarte zur Stromtrasse eine orangene Position der Grünen. Sie dürfen gerne bei uns abschreiben.“ Die Freien Wähler hätten sich schließlich von Anfang an gegen das Projekt der Gleichstromtrassen gestellt und stattdessen den Ausbau der dezentralen Energieversorgung mit regionaler Wertschöpfung gefordert. Die landzerstörenden Gleichstrom-Trassen gingen zu Lasten der bayerischen Bevölkerung und der Energiewende vor Ort – „das haben die Grünen scheinbar bis heute nicht kapiert“.

Die Bürgermeister betonten bei ihrem Treffen, dass sie gemeinsam an einem Strang ziehen wollen: Gegen die Stromtrasse, für ein durchdachtes Energiekonzept. Eines machten die Bürgermeister Harald Herrmann (Altenthann), Irmgard Sauerer (Brennberg), Jürgen Sommer (Donaustauf) und Andreas Beer (Holzheim) klar: Sie wollen sich bei der von Tennet geplanten Südostlink-Trassenführung nicht „auseinanderdividieren“ lassen. So sagte etwa die Brennberger Rathauschefin Sauerer: „Die betroffenen Bürgermeister werden hier zusammenhalten.“ Ziel der Bürgermeisterrunde in Brennberg war es, sich über aktuelle Informationen und Positionen aus dem Wirtschaftsministerium und der Staatsregierung zu Stromtrasse und Energiewende auszutauschen. Der Landtagsabgeordnete Tobias Gotthardt informierte als offizieller Vertreter seiner Fraktion beim jüngsten Energiegipfel der Staatsregierung zudem über dessen Inhalte und die Ergebnisse.

Die Bürgermeister treibt besonders die geplante Stromtrasse um. In Brennberg könnte die „Höllentrasse“ durch das Himmeltal verlaufen und so, wie die örtliche Bürgermeisterin Sauerer fürchtet, eine einzigartige Landschaft für immer zerstören. Auf der Donaustaufer Trasse stehe das Kulturareal der Walhalla auf dem Spiel. Und auch im Naabtal durchschneide der Graben wertvolle Trockenrasenflächen, Wiesentäler und zusammenhängende Waldgebiete. „Wir stehen mit dieser Sorge im Landkreis nicht alleine da.“ Bürgermeister Jürgen Sommer appellierte, ein deutliches politisches Signal gegen die Stromtrasse zu setzen. „Das muss sich zu einem Fanal entwickeln.“ Statt „sich mit einer Monstertrasse Zeit zu kaufen“, sollte sich nun um innovative Konzepte für die Stromverteilung und Gewinnung gekümmert werden. Neue Ansätze seien gefragt. Für Sommer steht fest: „Die Monstertrasse ist ein totaler Schnellschuss, der sich schon heute selbst überholt hat.“

Das ist auch die Meinung des Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt. Er hatte bereits im Wahlkampf versichert, sich gegen die geplante Stromtrasse einzusetzen. Dieses Versprechen hält er nun ein. Rückendeckung erhält er von Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger, der sich „als erster Wirtschaftsminister in Deutschland“ klar gegen die Monstertrasse ausgesprochen hat. „Für uns ist klar, dass die Solarenergie die stärkste Säule sein wird“, betonte Gotthardt. Über 90 Prozent der Solarenergie werde nicht in Solarparks, sondern auf den Dächern erzeugt. Eine Kombination aus Solarenergie, Wind- und Wasserkraft sowie Gaskraftwerken sei eine zukunftsweisende Lösung. „Die Gasleitungen sind ja da“, unterstreicht Gotthardt. Es gelte nun, realpolitisch die Trassenpläne zu stoppen und auszuhebeln. Gotthardt spricht von einer „politischen Entscheidung, die sich längst überholt hat“.

Gotthardt betonte: „Wir als Freie Wähler stehen faktenbasiert auf Seiten der betroffenen Kommunen und Bürger, weil wir wissen, dass diese Trasse, die unsere Heimat zerstören soll, nicht notwendig ist. Klar geworden ist, dass wir die Energiewende konkret angehen müssen und wollen. Wir müssen und wollen die erneuerbaren Energien ausbauen und dabei auch verstärkt auf Gaskraftwerke setzen.“ Ziel sei es, die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig zu zeigen, dass sich Bayern selbst versorgen könne „mit regionaler Wertschöpfung“.

Nun will man gemeinsam weiter anpacken: Die Brennberger Rathauschefin berichtete, dass sie schon an den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, eine Einladung zu einem Ortstermin ausgesprochen hat. „Ich will ihm zeigen, wie unsere Landschaft zerstört werden soll“, sagte Sauerer. Gotthardt ergänzte: „Die klare Botschaft der Bürgermeisterrunde war: Wer wirklich grün ist, der ist gegen die Trasse.“ Die Bürgermeisterrunde sei für ihn auch gleichzeitig der Start für eine weiterführende Dialogoffensive, erklärte der Abgeordnete. „Ich werde die nächsten Tage und Wochen auf die verschiedenen Bürgerinitiativen zugehen und vor Ort in den betroffenen Kommunen diskutieren. Ich will klar machen, was die Freien Wähler bei den Koalitionsverhandlungen erreicht haben.“ Vom historischen Spital in Brennberg nehme er den Wunsch der Bürgermeister mit, dass die Staatsregierung zu einem kommunalen Energiegipfel einladen sollte. Harald Herrmann ist optimistisch, dass das letzte Wort bei der Monstertrasse noch nicht gesprochen ist: „Wir müssen jetzt alle zusammen die Kräfte bündeln.“

Regensburg