Private Daten geklaut
Regensburger Bundestags-Abgeordneter massives Opfer des Leaks

07.01.2019 | Stand 13.09.2023, 1:43 Uhr
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Die Dokumente und Dateien aus dem Bundestags-Leak betreffen auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete aus Bayern. Doch selten sind es mehr als Handy-Nummern. Allerdings gibt es auch heikle Ausnahmen.

REGENSBURG-BERLIN Der sogenannte „Bundestags-Leak“ hat am Wochenende für viel Aufsehen gesorgt. Dabei wurden Daten und vorwiegend Adressen sowie Handy-Nummern von zahlreichen Politikern veröffentlicht. Fraglich ist, wer den „Leak“ ins Netz gestellt hat – vor Weihnachten waren immer wieder Details auf einem zwischenzeitlich abgeschalteten Twitter-Konto wie in einem Adventskalender veröffentlicht worden. Bislang gehen IT-Experten davon aus, dass das Material aus völlig unterschiedlichen „Hacks“ stammt. Zahlreiche Hinweise deuten darauf auch hin.

Auch Politiker aus Ostbayern sind betroffen. So findet sich beispielsweise die Handy-Nummer von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ebenso auf der Liste wie die Handy- und Privatnummer von seiner wichtigsten Mitarbeiterin, Astrid Freudenstein. Die CSU-Politikerin war bis 2017 im Bundestag und leitet heute die sogenannte Abteilung Z im Ministerium. Beide Nummern stimmen. Dass Freudenstein auf der Liste ist, deutet darauf hin, dass die Daten alt sind und etwa aus früher abgegriffenen Adress- und Telefonverzeichnissen von Politikern stammen.

Auch der Regensburger Abgeordnete Peter Aumer ist auf der Liste. Bei ihm sind allerdings heiklere Dateien: Offenbar ist es den Hackern gelungen, aus privater Korrespondenz Material etwa von seinem Facebook-Account zu stehlen. Da Aumers Intimsphäre betroffen ist, liegt eine Strafanzeige nahe. Doch der Abgeordnete will soweit offenbar noch nicht gehen. Auf Anfrage teilt er mit: „Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion steht dazu in Kontakt mit der Bundestagsverwaltung, die wiederum eng mit den Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten. Wir drängen auf eine rasche Aufklärung“, erklärte Aumer.

Auf der langen Liste – mehr als 1.000 Politiker werden erwähnt, es sind Abgeordnete der Fraktionen von CDU und CSU, SPD, Grüne, FDP und Die Linke, die AfD fehlt – steht beispielsweise auch der Deggendorfer Bundestagsabgeordnete Thomas Erndl mit seiner Handy-Nummer. Die Straubinger Bundestagsabgeordnete Johanna Uekermann steht auf der Liste mit ihrer Privatadresse und Handy-Nummer. Auch ihr CSU-Pendant Alois Rainer steht auf der Liste. Die Deggendorfer SPD-Abgeordnete Rita Hagl-Kehl steht auch auf der Liste, ebenso wie ihr Parteigenosse Florian Pronold. Auch dessen CSU-Pendant Max Straubinger ist ein Opfer des Leaks geworden. Innenstaatssekretär Stephan Mayer aus Altötting ist kein Opfer des Leaks, im Bundeswahlkreis Traunstein hat es sowohl Peter Ramsauer, CSU, als auch die SPD-Politikerin Bärbel Kofler erwischt. Bis auf Aumer wurde keiner der Abgeordneten allerdings Opfer einer direkten Ausspäh-Attacke mit sensiblen Daten.

Anders ging es dabei beispielsweise prominenten Politikern wie dem Grünen-Chef Robert Habeck: In dem Material, das dieser Zeitung vorliegt, ist beispielsweise ein Chatverlauf mit Familienmitgliedern ebenso beinhaltet wie sensible Kontodaten und sogar eine Abbildung von Habecks Personalausweis.

Die Daten haben sich rasant im Netz verbreitet, doch offenbar ist es gelungen, bereits zahlreiche Plattformen zu informieren, was sie da verbreiten. Links, die bis vor Kurzem noch zu den sensiblen Daten führten, sind mittlerweile stillgelegt. Am Montag wurde bekannt, dass die Polizei eine Hausdurchsuchung bei einem 19-Jährigen in Heilbronn durchgeführt haben soll. Der junge Mann steht in Verdacht, Kontakt zu der Person gehabt zu haben, die via Twitter die Daten verbreitet haben soll.

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