Exklusiv-Meldung
Hammer-Personalie – Rathaus-Koalition trennt sich von Stadtbau-Chef Becker

24.10.2018 | Stand 13.09.2023, 1:58 Uhr
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Die Rathaus-Koalition in Regensburg hat nach exklusiven Informationen des Wochenblatts den Vertrag mit Stadtbau-Chef Joachim Becker nicht verlängert. Damit wird der Posten 2019 neu besetzt. Becker sei ein guter Wirtschaftler, ihm fehle es aber an der nötigen sozialen Kompetenz, heißt es dazu aus Koalitions-Kreisen.

REGENSBURG Es ist amtlich: Die bunte Rathaus-Koalition wird den Vertrag mit dem Chef der städtischen Wohnbaugesellschaft Stadtbau nicht verlängern. Bereits vor Wochen hatten die Koalitionäre intern besprochen, dass man mit Becker keine Arbeitsgrundlage mehr sieht, die für eine Vertragsverlängerung nötig wäre. Vergangenen Donnerstag wurde auch im Aufsichtsrat der Stadtbau über die Personalie informiert.

Damit endet im kommenden Jahr Beckers denkwürdige Amtszeit als Stadtbau-Chef. Becker war nach einem Skandal bei der Stadtbau – es ging um illegale Zahlungen von Wohnungssuchenden an Stadtbau-Mitarbeiter, damit diese eine Wohnung vermittelten – auf den 2008 entlassenen Vorgänger im Jahr 2009 gefolgt. Dem voraus ging ein Polit-Krimi, denn der damals in Regensburg regierende Oberbürgermeister Hans Schaidinger wollte seine Vertraute und damalige dritte Bürgermeisterin Petra Betz auf den Posten hieven, die aufgrund der Wahl von Joachim Wolbergs zum Dritten Bürgermeister ohne Posten dastand. 

Becker gilt als guter Wirtschafter, der aber in der Privatwirtschaft deutlich besser aufgehoben wäre. Die sozialen Kompetenzen, die als Chef der immerhin 7.000 Wohnungen vorwiegend für sozial schwächeres Klientel zählenden Stadtbau nötig sind, fehlen ihm nach Ansicht der Koalitionäre. 

Zum Bumerang wurde auch Beckers unselige Rolle in der sogenannten Spendenaffäre. Da das Verfahren wegen der von OB Wolbergs an einen Journalisten herausgegebenen Protokollen von Seiten der Staatsanwaltschaft abgeschlossen ist, darf man nunmehr auch aus Inhalten zitieren. Pikant ist dabei eine Vernehmung Beckers, bei der es um die geplante Besetzung des nun angeklagten Franz W. als technischer Leiter der Stadtbau ging. Becker hatte im Vorfeld versucht, andere Kandidaten durchzusetzen – er stieß auf den Widerstand von OB Joachim Wolbergs und dem damaligen SPD-Fraktionschef Norbert Hartl. W. indes wurde einstimmig vom Beschließenden Ausschuss der Stadtbau als technischer Leiter gewählt, Becker hatte ihn vorgeschlagen, obwohl Wolbergs Bedenkzeit vorschlug. Bei der Kripo sagte Becker nicht, dass Wolbergs ihn in der Personalie W. zu etwas gezwungen hatte – vielmehr hielt er sich seinen Finger in Form einer Pistole an die Brust, was die Kripo auch so notierte.

Jetzt ist Becker ab nächstem Jahr Geschichte – OB Wolbergs indes hat damit überhaupt nichts zu tun.

Regensburg