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Ein Funknetz für volle Müllcontainer – Regensburg geht ins „Internet der Dinge“

11.10.2018 | Stand 13.09.2023, 0:50 Uhr
−Foto: n/a

In Regensburg wird deutschlandweit erstmals ein Funknetz für das sogenannte „Internet der Dinge“ zur Verfügung gestellt. Dabei können Gegenstände miteinander verbunden werden – ob Blumenstock, der Wasser braucht, oder vielbefahrene Straße, die alarmierende Feinstaubwerte aufweist: Die Technik vernetzt die reale mit der digitalen Welt.

REGENSBURG Ist das „Internet der Dinge“ nur wieder einer dieser Hypes, die das Leben angeblich besser machen? Wie etwa das Smartphone, das uns zwar Mails an allen erdenklichen Orten der Welt lesen lässt – aber auch den berüchtigten „Smombie“, also Smartphone-Zombies erschaffen? Glaubt man der Regensburger Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, dann ist das „Internet der Dinge“ quasi eine brandheiße Innovation: „Das Internet der Dinge eröffnet die Chance auf viele neue Geschäftsmodelle und Services, die unsere Bürgerinnen und Bürger sowie die hier ansässigen Unternehmen künftig nutzen können“, sagte die Politikerin bei der Vorstellung eines deutschlandweit einzigartigen Projekts.

Zusammen mit der Betreiberfirma Sigfox präsentierte sie im historischen Rathaus ein Funknetz, das allen Bürgern zur Verfügung stehen soll. Klassische W-LANs, die eine Verbindung zum Internet zulassen, sind vielfach viel zu teuer, um sie für eine Vernetzung von Gegenständen zu verwenden. Deshalb bietet die Firma Sigfox, ein französisches Telekommunikations-Unternehmen mit 50 Millionen Euro Jahresumsatz, eine Ultra-Schmalband-Technik an. Damit ist, anders als beim klassischen Internet, die Übertragung von geringen Mengen an Daten über weite Distanzen gemeint.

Und genau darum soll es gehen. Einsetzen kann man das „Internet der Dinge“ eben bei ganz banalen Gegenständen. Beispielsweise können Sensoren signalisieren, wenn eine Pflanze Wasser braucht. Gerade bei freistehenden Pflanzentrögen vor Gaststätten kann das tatsächlich eine Entlastung für das Personal sein. Aber auch im Straßenverkehr kann die Technik genutzt werden: Feinstaubsensoren können Signale senden und den Verkehr umlenken, Verbraucherzähler können per Fernmelder den Gas- und Wasserstand durchgeben. Aber auch die Kommune kann die Technik nutzen, etwa wenn die erst kürzlich eingeführten Biotonnen voll sind. Sogar Wasserrohrbrüche kann das Netz erkennen und melden, natürlich immer vorausgesetzt, man hat einen Sensor installiert. Experten schätzen, dass bis ins Jahr 2020 mehr als 25 Milliarden Objekte miteinander vernetzt sind. Konkrete Anwendung für Regensburger, die an der Donau wohnen und häufig von Hochwasser betroffen sind: Ein Sensor, der Wasser im Keller lokalisiert. Bei steigendem Wasserpegel können auf diese Weise Warnungen etwa per Handy empfangen werden.

„Das Sigfox-Netz arbeitet mit dieser Technologie, mit der man Sensoren und Systeme besonders kostengünstig, energiesparend und sicher an das Internet der Dinge anbinden kann“, sagte Aurelius Wosylus, der Verkaufsdirektor für Deutschland bei Sigfox bei der Vorstellung. Das Netz ist um Umkreis von fünf bis zehn Kilometer zu einer Funkstation einsetzbar, so Wosylus weiter.

Am 5. November wird es in Regensburg einen Kongress zum Thema geben, der vom regionalen Netzwerk Sensorik organisiert wird. Dabei soll der Wirtschaft in Bayern präsentiert werden, was durch die Vernetzung „der Dinge“ möglich ist.

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