Belohnug für Kreativität
Landkreis Regensburg und Holzforum Regensburger Land vergaben regionale Holzbaupreise

01.10.2018 | Stand 02.08.2023, 22:36 Uhr
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Die Evangelisch-Lutherische Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Wenzenbach war Schauplatz der Verleihung des Holzbaupreises, den der Landkreis Regensburg in Kooperation mit dem Holzforum Regensburger Land bereits zum vierten Mal ausgelobt hatte.

REGENSBURG „Der Regionale Holzbaupreis soll das Bewusstsein für den heimischen Baustoff Holz schärfen“, verdeutlichte Landrätin Tanja Schweiger die Bedeutung dieses Preises. Unter insgesamt 25 Einsendungen wurden vier Preise sowie zwei Anerkennungen an private und öffentliche Gebäude überreicht. Als ersten Sieger wählte die sechsköpfige Jury die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Wenzenbach, gefolgt vom Kinderhaus der Montessori Fördergemeinschaft in Sünching, sowie dem Einfamilienhaus von Melanie und Bernd Feldmeier und dem Kinderhaus Storchennest der Gemeinde Pfatter. Nach Hemau gingen zwei Anerkennungspreise.

Pfarrer Arne Schnütgen aus Wenzenbach hieß die vielen geladenen Gäste in der 2016 eingeweihten Kirche willkommen. „Es ist schön, in einem solch tollen Haus Gottesdienste zu feiern und heute ist es besonders schön, wenn wir als Preissieger Sie bei der Verleihung alle willkommen heißen dürfen.“ Landrätin Tanja Schweiger konnte hierzu viele Bürgermeister, Kreisräte, die Jurymitglieder sowie Gäste, Bewerber und Partner des Regionalen Holzbaupreises begrüßen. Das Thema Wald und Holz, so die Landrätin, spiele eine bedeutende Rolle, denn ein Drittel der Landkreisfläche bestünde aus Wald, annähernd 50.000 Hektar. Der Preis sei ins Leben gerufen worden, um das Bewusstsein für diesen heimischen Baustoff zu schärfen und Arbeitsplätze in diesem Bereich zu sichern; aber auch, um den regionalen Absatz und die Nachhaltigkeit zu stärken. Besonders bedankte sie sich für die 25 Wettbewerbsbeiträge. Diese würden eindrucksvoll aufzeigen, dass Holz den unterschiedlichsten Anforderungen gewachsen sei und große Vielfalt biete.

Gemeinsam mit der Leiterin der Abteilung Regionalentwicklung und Wirtschaft, Elisabeth Sojer-Falter, führte die Landrätin anschließend die Preisverleihung durch. Bewerben konnte man sich in den Kategorien Wohnhäuser, öffentliche Gebäude, Gewerbe, Landwirtschaft und Sonderbauten, Innenraumgestaltung sowie die Sanierung oder der Umbau eines vorhandenen Bauwerkes. Die Jury achtete bei ihrer Bewertung auf Gesichtspunkte wie Wertbeständigkeit, eine moderne, energiesparende und umweltfreundliche Bauweise und eine gute Ausführung.

„Holz ist ein faszinierender und sympathischer Baustoff“

Besonders freute es das Organisatoren-Team, an den früheren Landrat Herbert Mirbeth, der den Holzbaupreis im Jahr 2004 eingeführt hatte, einen Anerkennungspreis überreichen zu dürfen. Mirbeth hatte in Hemau eine Wohnanlage „An den Herbstwiesen“ errichtet, in der 20 rüstige Rentner in eigenen Wohnungen zusammenleben. Ein großer Gemeinschaftsraum lädt zur Begegnung ein und bietet auch Gelegenheit, Familie und Freunde zu einer Feier zu versammeln. „Holz ist ein faszinierender und sympathischer Baustoff“, sagte er und fügte an, dass das Bauen mit Holz durchaus auch wirtschaftlich sein könne. Auch das Einfamilienhaus von Maximilian Semmler aus Hemau bekam einen Anerkennungspreis. Er ist Fachmann in Sachen Holzbau und wartete mit vielen Details zum Bau auf. So wurden in diesem Eigenheim 200 Kubikmeter Holz verbaut. „Eine Menge, die 200 Tonnen Co2 einspart, die entstehen, wenn man mit einem durchschnittlichen Fahrzeug eine Million Kilometer fährt.“ Die Jury lobte hierbei die interessante Konstruktion, die Liebe zum Holz und die hohe Ausführungsqualität.

Bei den Preisträgern teilten sich zwei Objekte den dritten Platz: Melanie und Bernd Feldmeier aus Obertraubling und das Kinderhaus Storchennest in Pfatter. Die Feldmeiers bekamen den Preis für ihr Einfamilienhaus in Brettstapelweise. Das Gebäude bestach durch den schlichten Baukörper und die zeitlose und moderne Gestaltung. Dabei musste der Bauherr – als Schreiner vom Fach – erst von seiner Frau überzeugt werden, ein Holzhaus zu errichten. Im Nachhinein, so Feldmeier, sei er froh darum. Die Holzbauweise mache es auch Nicht-Fachleuten leicht, viel in Eigenleistung zu erbringen. In Pfatter entschied man sich im Zuge der Kindergartenerweiterung für einen barrierefreien Neubau mit 360 Quadratmetern Nutzfläche in Massivholzbauweise, wie Bürgermeister Jürgen Koch erzählte. Mit 1,2 Millionen Euro Kostenschätzung startete man, letztlich konnte man das Gebäude für 1,4 Millionen Euro in sieben Monaten fertigstellen. Das Gebäude des „Kinderhaus Storchennest“, so Jurymitglied Anselm von Huene, unterscheide sich grundlegend von den Gebäuden weiterer Mitbewerber: Das auskragende Dach mit seinen schräg gestellten Rundstützen schaffe einen laubengangartigen Zwischenraum mit hoher Aufenthaltsqualität, die Kinder, Eltern, die Öffentlichkeit und letztlich auch die Jury begeisterten.

Mit heimischen Handwerkern und viel Eigenleistung

Der zweite Preisträger ist ebenfalls ein Kinderhaus: Der Sprecher der Montessori Fördergemeinschaft Sünching und Umgebung e.V. erläuterte, wie es zum Bau des Montessori Kinderhauses in Sünching kam. „Nachdem wir zwei Gebäude umgebaut hatten, entstand 2016 die Idee, ein Kinderhaus zu errichten.“ In nur fünf Monaten entstand dabei ein 550 Quadratmeter großes und einzigartiges Gebäude in großer Schlichtheit und dennoch pfiffig und lebendig. Da man sich letztlich dazu entschied, auf Zuschüsse ganz zu verzichteten, konnte man Handwerker vor Ort einsetzen, viel Eigenleistung beisteuern und das Gebäude letztendlich für 800.000 Euro erstellen. Gerade die spielerische Gestaltung der Fassade mit den unterschiedlichen Fenstergrößen und den netten Details überzeugten die Jury.

Der erste Preis ging an die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche mit Gemeindesaal nach Wenzenbach. Pfarrer Bernd Kritzenthaler dankte allen, die am Bau beteiligt waren, allen, die die Kirche lebendig halten sowie dem Landkreis und dem Holzforum für die Auszeichnung. Nach anfänglicher Skepsis der Jury, die zur Bewerbung zuerst nur unfertige Bilder des Baues sahen, war man sich bei der direkten Besichtigung sofort einig, dass dieser Bau den ersten Preis verdient hatte. „Alleine der Mut, die Schlichtheit und der vielfältige Einsatz von Holz bei den Fenstern, Wänden oder der Akustikdecke verdient Anerkennung“, so von Huene. Am Ende der Preisverleihung, die durch musikalische Beiträge auf Holzmusikinstrumenten von Heinz Grobmeier aufgelockert wurde, dankte der Vorsitzende des Holzforums Regensburger Land, Johannes Maag, allen Bewerbern und Unterstützern, insbesondere der Landrätin, der Regionalentwicklung, der Jury und den Bauherren. „Der Holzhausbau ist im ländlichen Raum angekommen. Doch die Holzbauweise könnte auch in Ballungsräumen echte Chancen und Möglichkeiten bieten“, so Maag.

Regensburg