Notwendigkeit der Erinnerungskultur
Wanderausstellung der „Weiße Rose“-Stiftung in Aufhausen zu sehen

29.06.2018 | Stand 04.08.2023, 6:00 Uhr
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„Einer muss ja doch mal schließlich damit anfangen,“ sagte Sophie Scholl mutig ihrem Richter und Mörder Roland Freisler vor dem Volksgerichtshof in München ins Gesicht. Am 22. Februar 2018 jährt sich zum 75. Jahrestag die Ermordung der Geschwister Hans und Sophie Scholl und von Christoph Probst.

AUFHAUSEN In den späteren Monaten fielen auch Prof. Kurt Huber, Alexander Schmorell, Willi Graf und Hans Leipelt dem Schafott zum Opfer. Aus diesem Anlass ist die Wanderausstellung der „Weiße Rose“-Stiftung in dieser Woche vom 25. Juni bis zum 1. Juli (Mittag) im Gemeindezentrum zu sehen. Bei der offiziellen Eröffnung führte am Montagabend, 25. Juni, SPD-Landtagskandidat Matthias Jobst in die Ausstellung ein.

Aufhausen ist die zwölfte von insgesamt 14 Stationen, in denen der SPD-Arbeitskreis Labertal die Wanderausstellung der Weiße-Rose-Stiftung seit Mitte März bis Mitte Juli zeigt. Die Co-Sprecherin des Arbeitskreises Karin Hagendorn erläuterte nach einer kurzen Begrüßung durch den SPD-Ortsvorsitzenden Hubert Wittmann die Beweggründe für diese umfangreiche Ausstellungsreihe. Gerade in der Gegenwart mit ihrem deutlichen braunen Menetekel des Rechtsextremismus und Rechtspopulismus sei es wichtig, das Vorbild der Mitglieder der „Weißen Rose“ vor allem der jungen Generation vor Augen zu führen. Bürgermeister Hans Jurgovsky dankte in seinem Grußwort dem SPD-Ortsverein und dem Arbeitskreis, wieder in Aufhausen eine Ausstellung zu präsentieren. Er betonte die Notwendigkeit der Erinnerungskultur wider das Vergessen, was vor 75 Jahren geschah. Den angesichts des weltweit wachsenden Populismus fast resignativen Satz des preußischen Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel – „Aus der Geschichte können wir lernen, dass die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben“ – beantwortete Hans Jurgovsky mit der aufmunternden Mahnung: „Aufpassen, dass so etwas nicht nochmals passiert.“

SPD-Landtagskandidat Matthias Jobst schilderte in seiner kurzen Eröffnungsrede den Werdegang der Mitglieder der „Weißen Rose“. Der Weg in den Widerstand sei stufenweise erfolgt und habe sich angesichts der Gräueltaten an der Ostfront immer mehr in aktives Handeln über Flugblätter und Aufrufe übergegangen. Die 21-jährige Sophie Scholl hat diese Beweggründe bei der Vernehmung durch die Gestapo auf den Punkt gebracht, zitierte Jobst: „Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen.“ In einer Zeit, wo die demokratischen Werte nicht mehr gelebt würden und die Menschlichkeit abhandenkomme, gelte umso mehr der Nachruf von Thomas Mann auf die „Weiße Rose“ – „Ihr seid nicht umsonst gestorben“ – als Aufforderung. Abschließend verlas Matthias Jobst den rührenden Abschiedsbrief von Willi Graf an seine Eltern und seine Schwester kurz vor seiner Hinrichtung. Er ging unter die Haut und schlucken mussten auch diejenigen, die den Brief schon kannten.

Regensburg