Flüchtlingspolitik
Italiens neuer Innenminister bezeichnet Regensburger Sea-Eye als Schleuser und lässt Schiff nicht anlegen

17.06.2018 | Stand 13.09.2023, 0:20 Uhr
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Der neue italienische Innenminister Matteo Salvini hat zwei Rettungs-Organisationen, eine davon die Regensburger Sea-Eye, indirekt als Schleuser bezeichnet. Gleichzeitig kündigte er an, dass die Seefuchs nicht in italienischen Häfen anlegen dürfe.

REGENSBURG/ROM Die Flüchtlingsfrage eskaliert weiter in Europa. Kürzlich entschied der neue italienische Innenminister Matteo Salvini, das Boot Aquarius mit 600 im Mittelmeer geretteten Flüchtlingen nicht in italienischen Häfen einlaufen zu lassen. Die neue spanische Regierung entschied daraufhin, das Boot dürfe den Hafen von Valencia anlaufen. Damit eskaliert der Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen innerhalb der EU zwischen einer neuen linksextremen Regierung und einer populistischen Regierung. In Italien regiert Salvinis Lega Nord, die nationalistisch bis rechtsextrem ist, zusammen mit der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung.

Wörtlich ließ Salvini am Samstag auf Facebook mitteilen: „Während das Schiff Aquarius in Richtung Spanien fährt (Ankunft ist morgen), sind zwei andere Schiffe unter holländischer Fahne (Lifeline und Seefurchs) an der Küste Libyens angekommen, dort warten sie auf ihre menschliche Ladung, die von Schleusern zurückgelassen wurden. Sie wissen, dass Italien nicht länger Komplize im Geschäft mit der illegalen Migration sein will, also müssen sie einen anderen, nichtitalienischen Hafen finden. Als Minister und Vater können sie mich attackieren und unter Druck setzen, wie sie wollen, aber ich werde es nicht tun und tue es für die Interessen aller.“

In der Tat postete Sea-Eye auf ihrer Facebook-Seite, dass sich die Seefuchs auf Fahrt in Richtung libysche Küste befindet. Wörtlich schrieb man: „Einige von uns haben gestern lange Zeit an Deck gesessen und darüber gesprochen, wie es sich anfühlt, wenn die Leute auf den Schlauchbooten dem Meer ausgesetzt sind? Die Stimmung ist sehr gut - wir sind alle aufgeregt und wollen wirklich am richtigen Ort sein zur richtigen Zeit, wenn Menschen in Gefahr sind.“

Kritiker der in Regensburg von Michael Buschheuer gegründeten Organisation sagen, man betreibe eine Art Rettungstourismus, bei dem Söhne und Töchter aus besseren Häusern ihre Semesterferien oder ihren Urlaub mit ein paar Wochen Menschenretten verbringen könnten. Andererseits ist klar, dass zwischenzeitlich weit über 1.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken wären, wenn es Schiffe wie die Seefuchs nicht gäbe. Sea-Eye verweist auch immer wieder darauf, dass es geltendes Seerecht ist, Menschen in Not aufnehmen und in einen sicheren Hafen bringen zu müssen. Kritiker wiederum behaupten, sowohl Schleuser als auch Migranten wüssten, dass die Boote nur wenige Seemeilen in Richtung Europa fahren müssten, weil sie dort aufgesammelt und hunderte Seemeilen sicher in die EU gefahren würden.

Die Seefurchs befindet sich nach Angaben von Sea-Eye nahe der Küste Libyens. Foto: Facebook −Foto:

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