„Vom Armenhaus zum Schrittmacher“
Jahresempfang der Wirtschaft – Ministerpräsident Markus Söder über Wirtschaft und Leistung in Ostbayern

10.04.2018 | Stand 20.07.2023, 17:41 Uhr
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Ein klares Bekenntnis zu Mittelstand, Unternehmertum und Handwerk formulierte Dr. Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident, beim alljährlichen Jahresempfang der Wirtschaft in Regensburg.

REGENSBURG Die rund 290 Gäste aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik folgten der Einladung von IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in die Ditthornstraße in Regensburg. Dass es Ostbayern so gut gehe, liege an der Choreographie zwischen Unternehmen, Wirtschaftskammern und dem dualen Ausbildungssystem, so Söder in seiner Festrede. Die Region habe sich vom Armenhaus zum Schrittmacher Deutschlands entwickelt. „Das werden wir gemeinsam fortsetzen“, versprach er für seine Amtszeit.

Laut Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer, gebe es einen großen politischen Handlungsbedarf zugunsten der Wirtschaft – trotz der aktuellen guten Konjunktur. Unterstützung bräuchte die Wirtschaft bei vielen Themen, beispielhaft nannte er die Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung und die digitale Infrastruktur: „Die Unternehmer brauchen in allen Regionen eine ideale Versorgung, nur so können sie wettbewerbsfähig sein.“ Für die künftige Landesentwicklung wünschte Haber sich ausreichende Fördermittel für entlegene Regionen Ostbayerns: „Dem Mittelstand kommt im ländlichen Raum eine besondere Bedeutung zu. Mehr als ein Drittel der Handwerksbetriebe sind dort ansässig.“

Bayern weiterentwickeln, aber „Charakter“ beibehalten

Söder versprach den anwesenden Unternehmern künftige Unterstützung und erteilte Steuererhöhungen eine klare Absage: „Investitionen in den Betrieb sind manchmal besser als die Umverteilung durch den Staat.“ Außerdem wolle der Freistaat Familienbetriebe nicht mit einer höheren Erbschaftssteuer belasten. Das Ziel sei vielmehr, Unternehmen und ihre technische Kompetenz im Land zu halten. „Made in Bavaria wollen wir erhalten.“ Bezüglich der Automobilität sprach er sich gegen Fahrverbote und für Anreizsysteme sowie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs aus. Zudem kündigte er ein neues Konjunkturprogramm für bezahlbaren Wohnraum an. „Wir sind das Land mit der niedrigsten Eigentumsquote in der EU.“ Im Sinne der Altersvorsorge wolle die Staatsregierung das beispielsweise mit dem „Baukindergeld plus“ ändern. Beim Thema Digitalisierung sagte er die Versorgung mit Breitband bis in jedes Haus und flächendeckende Mobilfunknetze zu. Auch die digitale Bildung und Weiterbildung wolle er fokussieren. „Wir müssen allen Generationen Angebote machen und jegliche Ressourcen im Hinblick auf den Fachkräftemangel nutzen.“ Zuletzt formulierte er den Anspruch: „Wir wollen Bayern weiterentwickeln, aber seinen Charakter beibehalten.“

Als Treiber der regionalen Wirtschaft nannte Gerhard Witzany, Präsident der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, die Internationalisierung. „Schließlich ist Ostbayern eine der exportreichsten Regionen der Bundesrepublik.“ Eintrübungen sehe er im weltweit zunehmenden Protektionismus, Diskussionen über drohende Handelskriege würden die Exportgeschäfte hemmen. Für ostbayerische Unternehmen sei besonders der Nachbar Tschechien von Bedeutung, die Infrastruktur allerdings noch ausbaubar. Auf die grenzübergreifende Schienenverbindung von München nach Prag warte man noch immer. Die Staatsregierung bat er: „Unterstützen sie auch weiterhin die internationalen Aktivitäten der bayerischen Unternehmer.“

Regensburg