Krankheitswelle
Dramatischer Appell an Busfahrer – „Bitte verschieben Sie den Urlaub!“

29.03.2018 | Stand 13.09.2023, 7:04 Uhr
−Foto: n/a

Die beiden Stadtwerke-Chefs Manfred Koller und Olaf Hermes schreiben einen Brandbrief wegen der hohen Ausfallzahlen in der Grippewelle. Dabei appellieren sie nicht nur an die Busfahrer, Urlaub zu verschieben, sondern setzten auch Prämien aus.

REGENSBURG Nein, zufrieden waren viele Kunden des Öffentlichen Nahverkehrs in den vergangenen Wochen nicht. „Als Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel ärgert mich der mehrwöchige Ausfall vieler Fahrten. Der RVV argumentiert, dies sei krankheitsbedingt und der Grippewelle geschuldet“, schrieb auch dem Wochenblatt – stellvertretend für viele andere – ein erboster Leser. Und weiter: „Der RVV geht ein vertragliches Leistungsversprechen gegenüber seinen Kunden ein. Insbesondere gegenüber allen Besitzern von Monats- oder Jahreskarten.“ Ein BMW-Zulieferer könne ja auch nicht sagen, dass er die Sitze für die Autos nicht rechtzeitig liefere.

Doch wie reagieren die Regensburger Verkehrsbetriebe? Vorbildlich! Die beiden Chefs der Stadtwerke, Manfred Koller und Olaf Hermes, haben sich jetzt in einem Brandbrief an die Belegschaft der RVB gewandt. Der Brief, der dem Wochenblatt vorliegt, appelliert an das Zusammengehörigkeitsgefühl der städtischen Busfahrer und all jener, die am ÖPNV in Regensburg beteiligt sind! Wörtlich heißt es in dem Brief: „Der hohe Krankenstand im Fahrdienst belastet nicht nur unsere Fahrgäste bis hin zu den Schulkindern, sondern führt auch zu erheblichen Belastungen in allen Bereichen unseres Unternehmens“, so der Wortlaut. Koller und Hermes weiter: „Auch die teilweise sehr schlechten Bewertungen im Rahmen der Mitgliederbefragung, die wir bereits seit Anfang März kennen, haben uns dazu veranlasst, uns in den vergangenen Wochen intensiv mit Maßnahmen zu beschäftigen, die dazu beitragen sollen, unser Kerngeschäft wieder stabil zu machen.“

Die Stadtwerke haben aber noch viel tiefgreifender reagiert und laut dem Mitarbeiter-Brief eine Umstrukturierung der Betriebsleitung vorgenommen. Demnach werde Frank Steinwede „künftig für die dynamischen Projekte rund um die Weiterentwicklung des ÖPNV in Regensburg zuständig sein. Unter dem Dach der RVB wird er dabei mit einem kleinen Team schwerpunktmäßig zukunftsträchtige Themen wie Betrauung, Stadtbahn, Carsharing und ZOB (das ist der Zentrale Omnibusbahnhof am Hauptbahnhof, d. Red.) bearbeiten.“ Der Betriebsleiter indes wird ausgeschrieben, man suche hier konkret eine geeignete Führungspersönlichkeit. Auch der stellvertretende Betriebsleiter wird neu besetzt.

Zudem hat die Stadtwerke-Führung veranlasst, dass der Abbau von Überstunden forciert wird. „Um diesen adäquat zu gewährleisten, haben wir kurzfristig sieben neue Kolleginnen und Kollegen für den Fahrdienst beschafft“, so Hermes und Koller.

60.000 Euro Prämien für hilfsbereite Mitarbeiter

Doch auch an die Busfahrer des bestehenden Dienstes richten die beiden Manager einen Appell: „Wir werden in den nächsten Tagen bei Ihnen darum werben, einen Urlaub, den Sie gegebenenfalls in den nächsten Wochen geplant haben, teilweise oder ganz zu verschieben.“ Diese Maßnahmen würden nicht sofort Wirkung zeigen, weil auch die neu angestellten Busfahrer erst eingearbeitet werden müssten. Doch die Stadtwerke lassen sich das Motto „Keine Fahrt darf ausfallen, alle Busse müssen fahren“ auch etwas kosten: Man habe 60.000 Euro an Prämienzahlungen bereit gestellt. Gedacht sind sie für alle Mitarbeiter, die den Engpass bis Ende Mai auszugleichen helfen. Für jeden Tag verschobenen Urlaub bedankt sich der RVB zudem mit einem halben Tag Sonderurlaub, so Koller und Hermes.

Regensburg