Vorsichtiger Optimismus
Wirtschaft im Dauerhoch — IHK Regensburg stellt Konjunkturbericht Jahresbeginn 2018 vor

07.02.2018 | Stand 20.07.2023, 13:04 Uhr
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Martin Prey von der Mitras Materials GmbH investiert dieses Jahr am Firmensitz in Weiden rund acht Millionen Euro in einen Neubau und die Erweiterung der Anlagen.

REGENSBURG Sein Unternehmen fertigt Kunststoffplatten, die als Basismaterial beispielsweise für Dachboxen, Nutzfahrzeuge oder Caravan-Verkleidungen dienen. Prey blickt optimistisch in die Zukunft: „Unsere Auftragsbücher sind voll. Seit 2015 konnten wir unsere Produktionsmenge um 25 Prozent steigern.“ 

Die Industrie in der Region liefert erneut Spitzenwerte – das ergibt die Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, an der 280 Mitgliedsfirmen teilgenommen haben. Die Hälfte der Industrieunternehmen meldet volle Kapazitätsauslastung, was die Bereitschaft für Investitionen stärkt. „Die Unternehmen vertrauen in den heimischen Standort. Jeder dritte Teilnehmer der Umfrage plant größere Anschaffungen und Erweiterungen“ sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes. Die gute Entwicklung zieht sich durch alle Branchen: Das Baugewerbe und unternehmensnahe Dienstleistungen legten quer durch alle Unternehmensgrößen zu. Tourismus und Handel vermelden ebenfalls Umsatzsteigerungen. 

Hochkonjunktur hält an 

Seit acht Jahren befindet sich die Wirtschaft in der Oberpfalz und im Landkreis Kelheim in einer Hochphase. „Die Unternehmen in der Region geben die beste Lagebeurteilung ab, die wir je in einer IHK-Umfrage bekommen haben. Ganz vorne befinden sich Bauwirtschaft, Dienstleistungsunternehmen und die Industrie“, sagt Helmes. 58 Prozent der Befragten schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als gut ein, 37 Prozent zeigen sich zufrieden. Die Gründe dafür sind vielfältig: Wachsende Beschäftigung und die gute Einkommenssituation befeuern den privaten Konsum und die Nachfrage nach Wohnimmobilien. Bis Ende November lag das Exportvolumen der Firmen in 2017 bereits bei 20 Milliarden Euro. 

Produkte aus der Region sind international gefragt. Die Exportunternehmen melden deutlich gestiegene Auslandsumsätze sowie ein hohes Auftragsniveau. Losgelöst von der Trump-Thematik steht Nordamerika an der Spitze bedeutender Märkte. Aber auch die Ordertätigkeiten aus den ost- und mitteleuropäischen Ländern haben wieder zugelegt. Ein Wermutstropfen sind die gestiegenen Rohstoffpreise. Ein Anlass zur Sorge? „In der kunststoffverarbeitenden Industrie gehen wir nicht davon aus, dass sich die Preissteigerungen negativ auf die Gesamtentwicklung auswirken“, ist sich Prey von Mitras Materials sicher. Vielen Menschen gehe es gut, entsprechend wirke sich das positiv auf den Konsum und somit auf die gesamte Wirtschaft aus. 

Urlaub daheim boomt

Diese Entwicklung bestätigen auch die Unternehmer aus Tourismus und Handel. Die Tourismusbranche schloss das Jahr 2017 – trotz verhaltener Erwartungen in der IHK-Herbstumfrage – mit einer erfolgreichen Bilanz. 44 Prozent der Befragten melden eine gute Geschäftslage. Die gestiegenen Investitionsausgaben tragen Früchte. „Der Faktor Qualität hat sich durchgesetzt, speziell auch in der Gastronomie“, erklärt Hans Peter Rickinger, Betriebsleiter der Kuchlbauers Bierwelt in Abensberg. Die Besucherzahlen am Kuchlbauer Turm des Künstlers Friedensreich Hundertwasser seien seit Jahren auf einem hohen Niveau. „Urlaub daheim“ werde immer beliebter. „Unsere Region bietet mit ihrer Vielfalt etwas Einzigartiges und zieht Gäste aus nah und fern an“, ist sich Rickinger sicher. Eine Herausforderung für Tourismus und Gastgewerbe sei nach wie vor der Fachkräftemangel. 

Vorsichtiger Optimismus 

Bei aller Freude über den Status quo sehen die Unternehmen in der Region wenig Luft nach oben. 45 Prozent der befragten Betriebe stufen die zähe Regierungsneubildung als Risiko für die konjunkturelle Entwicklung ein. „Die derzeit gute Lage sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir Weichenstellungen für die Zukunft brauchen“, sagt IHK-Präsident Gerhard Witzany. Vor allem in den Bereichen Bildung und Steuern sei schnelles Handeln nötig. Auch die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur in der Region wird als Risikofaktor gesehen. An vorderster Stelle nennen Unternehmen die möglichen Einschränkungen während des sechsspurigen Ausbaus der Autobahn A3 bei Regensburg. „Die Unternehmen im IHK-Bezirk starten mit Optimismus, aber nicht mit Euphorie ins neue Jahr“, bewertet Witzany die Ergebnisse der Umfrage. Mehr Infos unter www.ihk-regensburg.de

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