Weihnachtsgrüße
Trotz aller Unsicherheiten: Es war ein gutes Jahr

22.12.2017 | Stand 03.08.2023, 11:00 Uhr
−Foto: Foto: Franz Bauer

Der Bezirkstagspräsident Franz Löffler wünscht allen Lesern eine frohe Weihnacht.

REGENSBURG Liebe Oberpfälzerinnen, liebe Oberpfälzer,

auch 2017 war für die Oberpfalz ein interessantes, bewegtes und erfolgreiches Jahr: Die Wirtschaft weist sehr gute Daten aus, die Prognosen der Unternehmen sind auch für die Zukunft äußerst positiv und die Firmen können sich auf dem Weltmarkt gut behaupten. Gleichzeitig standen noch nie so viele Menschen in Arbeit, Fachkräfte werden händeringend gesucht und die Arbeitslosenzahlen sind auf einem historischen Tiefstand. Die Oberpfalz ist in Bayern und in Deutschland ganz vorn dabei und hat in den zurückliegenden ein bis zwei Jahrzehnten eine Entwicklung genommen, die ihr wohl kaum einer zugetraut hätte. Die Region ist ein attraktiver Lebensraum, die Menschen kommen gerne zu uns und bleiben.

Dies alles sind Aspekte, die uns zufrieden und optimistisch stimmen sollten. Wirtschaftlich geht es uns derzeit so gut wie keiner früheren Generation. Und dennoch herrschen in weiten Teilen der Bevölkerung Verunsicherung und Sorgen, wie sich die Zukunft gestaltet und ob sie an diesem Wohlstand teilhaben können. Woher rühren die Befürchtungen?

In einer Welt, die in vielen Bereichen ständigen Veränderungen unterworfen ist, die immer unsicherer erscheint, deren Handeln immer globaler wird, suchen Menschen nach Sicherheit, die ihrer Lebensgestaltung Stabilität und gute Zukunftsperspektiven gibt. Ich begegne bei Gesprächen mit der Bevölkerung nicht selten der Meinung, dass man dem Staat nicht mehr zutraut, für diese stabilen Lebensgrundlagen dauerhaft sorgen zu können. Ein gewisses Misstrauen und eine Entfremdung Staat und Gesellschaft sind spürbar.

Viele Menschen sind verunsichert, mit den Veränderungen vor allem in der modernen Arbeitswelt nicht mehr Schritt halten zu können. Digitalisierung, Industrie 4.0 – das alles sind Bereiche, die Chancen für unsere Wirtschaft bringen, weiterhin auf Weltniveau zu produzieren, Absatzmärkte zu schaffen und Arbeitsplätze zu sichern. Es sind aber auch Themen, bei denen manche denken, sie können die wachsenden Anforderungen nicht mehr erfüllen.

Mich stimmt es nachdenklich, wenn ich höre, dass rund 50 Prozent der Neuzugänge in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung vom allgemeinen Arbeitsmarkt kommen. Das sind Menschen, die dem Druck in der heutigen, schnelllebigen Arbeitswelt nicht mehr standhalten können.

Der Bezirk Oberpfalz hat mit dem Projekt „Begleiteter Übergang Werkstatt – allgemeiner Arbeitsmarkt“ bereits einige kleine Erfolge erzielen können, Menschen aus der Behindertenwerkstätte in ein Arbeitsverhältnis außerhalb zu bringen. Auch das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG), das die Leistungen für Menschen mit Behinderung regelt, bringt mit dem sogenannten „Budget für Arbeit“ Möglichkeiten, Menschen mit Handicap (wieder) in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren. Neben finanziellen Anreizen für Unternehmer sollen insbesondere Gespräche diese davon überzeugen, dass ein behinderter Mensch die Arbeitswelt bereichern kann. Ich wünsche mir, dass viele dies erkennen und einem behinderten Mitmenschen eine Chance geben. So kommen wir auf dem Weg zur Inklusion ein Stück weiter. Inklusion ist keine alleinige Aufgabe der Sozialhilfeträger, vielmehr ist unsere gesamte Gesellschaft aufgerufen, umfassende Teilhabe an allen Lebensbereichen für unsere behinderten Mitmenschen zu realisieren.

Darüber hinaus setzt sich der Bezirk Oberpfalz für eine stetig besser werdende Versorgung von Menschen mit psychischer Erkrankung oder Suchterkrankung ein. Der Weg, die psychiatrischen Angebote unserer Kliniken in die Fläche zu bringen, war richtig und zeigt große Erfolge. Mit der heimatnahen Versorgung erreichen wir Personen, die sich früher nie in die Obhut eines Bezirkskrankenhauses begeben hätten. Die Scheu, Hilfe anzunehmen, wird mit diesen Außenstellen enorm verringert. Zusammen mit unseren Partnern im ambulanten Bereich sind wir bestrebt, die Angebote weiter auszubauen und jedem passgenaue und individuelle Hilfen anzubieten. Wir sind auch auf dem Weg, einen Krisendienst als wichtige niederschwellige Anlaufstelle für Menschen in psychischen Krisensituationen einzurichten. Hier soll die Erfahrung bestehender Dienste einfließen.

Im neuen Jahr wird den bayerischen Bezirken außerdem eine weitere Aufgabe übertragen, nämlich die der ambulanten Hilfe zur Pflege. Alle Hilfen im Pflegebereich – von ambulant bis stationär – liegen damit bei uns, so dass Zuständigkeitskonflikte zwischen unterschiedlichen Behörden vermieden werden. Die erforderlichen Leistungen werden dann „aus einer Hand“ gewährt. Dies erleichtert insbesondere für die Betroffenen und ihre Angehörigen die Antragstellung.

Der Bezirk Oberpfalz ist auch Partner für all jene, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Er begleitet Menschen mit Behinderung oft ihr gesamtes Leben und ermöglicht ihnen ein Leben in Würde und mit umfassender Teilhabe. Pflegebedürftige Mitmenschen, die ihre Versorgung nicht aus eigenen Mitteln finanzieren können, dürfen auf den Bezirk vertrauen. Er sorgt für sozialen Ausgleich.

Gleichwohl erinnere ich an die Eigenverantwortung jedes einzelnen. Der Staat – und dazu zählt auch der Bezirk als dritte kommunale Ebene – kann nicht alles regeln. Was zählt, ist auch die Freiheit und damit die Verantwortung der Menschen. Nur so kann gesellschaftlicher Zusammenhalt gelingen.

Liebe Oberpfälzerinnen, liebe Oberpfälzer,

nehmen wir alle die positiven Erfahrungen und Erkenntnisse aus 2017 mit und gehen so gut gerüstet in das Jahr 2018. Ich wünsche Ihnen ein glückliches und gesundes neues Jahr in Frieden und Freiheit.

Franz Löffler

Bezirkstagspräsident der Oberpfalz

Regensburg