„Neue Seidenstraße“ lockt
Ostbayerischer Handel sieht Chancen in Afrika, Zentralasien und Westchina

29.11.2017 | Stand 04.08.2023, 2:17 Uhr
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Die „Neue Seidenstraße“ ist kein Märchen aus Fernost sondern ein wirtschaftliches Großprojekt von globaler Bedeutung und bietet Chancen für den ostbayerischen Außenhandel.

REGENSBURG Das machte der Außenwirtschaftsausschuss der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim bei seiner jüngsten Sitzung in der Hypovereinsbank Regensburg deutlich. Jörg Hetsch, Leiter der deutschen Auslandshandelskammer für Zentralasien, stellte den Unternehmensvertretern das Projekt vor. 2013 hat China mit der „Belt and Road Initiative“ begonnen, Investitionen von sage und schreibe 817 Milliarden Euro sind eingeplant. „Die ‚Neue Seidenstraße‘ soll die Handelsräume Fernost, Zentralasien, Europa und sogar Afrika stärker miteinander zu verbinden“, so der Experte.

Deutschland spinnt mit

65 Länder seien mit 900 Einzelprojekten daran beteiligt. „Die Erschließung dieser Märkte ist aufwändig, der Erfolg braucht Zeit und wird mitunter durch Protektionismus erschwert“, sagte der Ausschussvorsitzende Rainulf Diepold, Krones AG. Er rät den Firmen dennoch, in Westchina, Zentralasien oder Afrika zu investieren. Nur so könne man auf die Seidenstraße des 21. Jahrhunderts aufspringen, wenn diese einmal fertig gesponnen ist. Im ersten Schritt werden die Logistikachsen in Zentralasien mit neuen Eisenbahntransversalen, Autobahnen, Häfen und Umladestationen ausgebaut. Im zweiten Schritt sollen entlang der Routen neue Handelszentren entstehen.

Deutsche Unternehmen haben laut Hetsch gute Chancen auf Aufträge. Vor allem Zulieferer im Anlagenbau, Qualitätsmanager und Ingenieursdienstleister seien gefragt. „Der chinesische Staat meint es ernst und stellt ein großes Fördervolumen zur Verfügung“, sagt AHK-Mann Hetsch. Die Mittel werden ergänzt durch einen Fonds der Asiatischen Infrastruktur Investitionsbank, an dem Deutschland beteiligt ist. Denn eine der drei Hauptachsen der Neuen Seidenstraße soll in die Bundesrepublik laufen. Ausschussvorsitzender Diepold motivierte die Unternehmen, sich gegebenenfalls zusammen mit chinesischen Partnern bei den Einzelprojekten zu bewerben.

Export wächst, ob das so bleibt?

Der ostbayerische Export steigt 2017 abermals deutlich an. IHK-Auslandschef Dr. Alfred Brunnbauer erläuterte die neuesten Zahlen. Er rechnet mit einem Anstieg um rund sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr auf ca. 21,5 Milliarden Euro. Auf 59 Prozent sieht er die Exportquote der Oberpfalz wachsen – bayernweite Spitze, aber: „2018 werden die hohen Steigerungen wegen des schwierigen Weltmarkts wohl nicht mehr erreicht.“ Wer dann noch wachsen wolle, war sich der Ausschuss sicher, der sollte den Weg auf Märkte wie die entlang der Neuen Seidenstraße wagen.

Hohes Zahlungsrisiko

Eine Herausforderung sehen die Exportunternehmen in der Digitalisierung. Ines Lüdke, Expertin der UniCredit Bank für weltweite Banktransfers, stellte zwei Initiativen vor, die helfen sollen: die „Bank Payment Obligation“ (BPO) und die Plattform „We Trade“. Letztere stoße auf großes Interesse. „We Trade ist eine digitale Handelsplattform von Banken für ihre Kunden“, so Lüdke. Im Auslandsgeschäft bestünde ein erhöhtes Risiko, dass erhaltene Ware nicht bezahlt oder dass Ware nach Vorkasse nicht geliefert werde. Bei „We Trade“ übernehmen die beteiligten Banken die Bonitätsprüfung der Kunden und sie sicheren das Zahlungsrisiko ab. Solcherlei neue digitale Angebote werden traditionelle Bankinstrumente wie Akkreditive verdrängen, waren sich die Ausschussmitglieder einig.

Regensburg