In Tegernheim brodelt es
Gemeinde schneidet Gewerbe mit Einbahnstraße die Lebensader ab

12.11.2017 | Stand 13.09.2023, 0:45 Uhr

Die Stimmung bei Beate Knauer und Andreas Vogl ist alles andere als gut. Beide betreiben ihr Gewerbe – eine Finanzberatung sowie einen Versandhandel – in Tegernheim in der Hochstraße beziehungsweise in der Thomastraße. Bislang ging das ganz gut – doch seit einigen Wochen verwehren neue Straßenschilder die direkte Zufahrt zu den entsprechenden Parkplätzen.

TEGERNHEIM Am 3. August, das geht aus dem Protokollauszug hervor, der dem Wochenblatt vorliegt, hat der Tegernheimer Gemeinderat bei 18 anwesenden Räten mit 17:1 dafür gestimmt, „das Teilstück zwischen der Thomastraße und der Von-Heyden-Straße für einen begrenzten Zeitraum als Einbahnstraße auszuweisen“. Dieser begrenzte Zeitraum wird auf ein halbes Jahr festgesetzt. Während der „Testphase“, wie die Gemeinde es nennt, sollen Verkehrszählungen durchgeführt werden, „damit das Verhalten der Verkehrsteilnehmer festgestellt werden kann“. So wolle man die mögliche Nutzung anderer Verkehrswege herausfinden. Für Knauer und Vogl bedeutet dies konkret, dass die kurze, nur wenige Meter lange Zufahrt von der Von-Heyden-Straße aus nun dicht ist. Wer zu den beiden möchte, muss entweder von der Hauptstraße über den Dürerweg und die Lutherstraße – das bedeutet, einmal quer durchs Wohngebiet! Oder aber die Kunden der beiden fahren die Von-Heyden-Straße mehrere hundert Meter weiter, biegen dann in den Mittelweg ein, um in der Thoma-straße den ganzen Weg wieder zurückzufahren – ebenfalls mitten durchs Wohngebiet.

Anstoß für den Beschluss des Gemeinderates war ein Schreiben der Anlieger „mit über 100 Unterschriften“, so der Protokollauszug. Die Frage ist: welcher Anlieger? Derer, denen nun quasi fast über die Füße gefahren wird, weil jeder durch die engen Wohnstraßen muss? Die Unterschriften kamen aus der Hochstraße, sagt Tegernheims Bürgermeister Max Kollmannsberger auf Wochenblatt-Anfrage. Dem Anliegen der Anwohner sei man nun mit dem Testlauf nachgekommen. Die Unruhe in der Bevölkerung zur neuen Regelung allerdings ist auch schon im Rathaus angekommen. So wird nun der Gemeinderat auf einer Sondersitzung, die wegen anderer Tagesordnungspunkte bereits für den 23. November festgelegt worden war, auch die Frage nach der Einbahnstraße in der Hochstraße nochmals behandeln. Kollmannsberger betont aber auch, dass es sich bei dem Verkehr zu den beiden Gewerbebetrieben nicht um viele Fahrzeugbewegungen handelt. Vogel hatte gegenüber dem Wochenblatt zwei bis vier Kunden am Tag, Knauer zehn bis 15 am Tag angegeben.

Er selbst, so Kollamnnsberger, könne nun nicht einfach die Schilder wieder abbauen, „das geht nicht ohne den Gemeinderat“. Und: Wenn sich jeder an die Verkehrsregeln halten würde – nur da parken, wo es erlaubt ist, und nicht schneller als erlaubt fahren – dann wäre vieles einfacher. Kollmannsberger appelliert hier an die Vernunft, wenn diese siegen würde, „dann bräuchte es vieles nicht“.

Für Beate Knauer und Andreas Vogl entscheidet sich nun am 23. November, wie es weitergeht. Wenn die Gemeinderäte nicht einlenken, müssen ihre Kunden die nächsten Monate quer durch‘s Wohngebiet. Man darf auf neuerliche Petitionen gespannt sein ...

Regensburg