Im Dialog mit den Bürgern
Die Stadtentwicklung soll weiter forciert werden

06.12.2018 | Stand 13.09.2023, 0:27 Uhr
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Seit dem Jahr 2016 werden Themen und Aspekte der Stadtentwicklung im speziell geschaffenen Abteilungsbereich „Stadtentwicklung“ gebündelt geprüft und erarbeitet. Dabei wird auch immer wieder der Dialog mit dem Bürger gesucht. Bürgermeister Wolfgang Beißmann kündigt zudem an, dass die Vortrags- und Diskussionsreihe „reden über die Stadt auf dem Land“ 2019 fortgesetzt wird.

PFARRKIRCHEN Auftakt für alle Überlegungen der Stadtentwicklung war 2016 die Erstellung eines Baulücken- sowie eines Gebäudeleerstandskatasters. Hierfür wurde nach einem standardisierten Fragebogen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt eine Befragung bei den Eigentümern der relevanten Grundstücke und Gebäude durchgeführt. Der Datenbestand wurde 2018 aktualisiert, wodurch aktuell eine Zahl von rd. 173 Baulücken (erschlossene Grundstücke mit Baurecht mit einer Fläche von 289.306 Quadratmetern oder rd. 28,9 ha) sowie rund 131 Gebäudeleerstände festgestellt wurden. Jedes Grundstück oder Gebäude ist dabei individuell zu betrachten, da es immer Gründe für eine Nichtnutzung gibt.

Unter dem Aspekt der Optimierung dieser „Innenentwicklungspotentiale“ wurde konzeptionell eine Beratung mit Ansprache von Grundstücks- und Gebäudeeigentümern im Rahmen sog. Beratungsschecks entwickelt. Bei den Beratungen soll den Eigentümern aus baurechtlicher sowie planerischer Sicht beispielsweise eine neue Nutzung aufgezeigt und eine Aktivierung dieser Flächen erreicht werden. Hierfür hat der Freistaat Bayern im August 2018 ein passendes Förderprogramm aufgelegt, an dem sich die Stadt Pfarrkirchen mit der Ausreichung von Beratungsschecks an interessierte Grundstücks- und Gebäudeeigentümer beteiligen wird. Die Beratung selbst dient als Impuls für den jeweiligen Eigentümer und soll diesem etwaige Lösungsansätze aufzeigen, jedoch keine abschließende Planung liefern.

Ein weiterer wichtiger Bereich der Stadtentwicklung wurde mit der Ladenbörse über www.sisby.de angegangen. Ziel ist es Ladenleerstände zu bekämpfen oder drohende Leerstände zu vermeiden. Hierdurch konnten 2016 insgesamt 18 Leerstände und 2017 insgesamt 10 Leerstände beseitigt werden. Aktuell befinden sich 6 Gewerbeflächen in Vermittlung. Hier ist die Stadt Pfarrkirchen natürlich auf die Kooperation der jeweiligen Eigentümer angewiesen, denen die Ladenbörse kostenlos zur Verfügung steht. An dieser Stelle bedanken wir uns bei den Gebäudeeigentümern für das gute Miteinander.

Um auch die Bedürfnisse und Wünsche der Wirtschaft zu ermitteln, wurden die Unternehmen befragt. Hierbei haben sich gute Bewertungen unter anderem für Bildungs- und Betreuungsangebote, den Service der Stadt Pfarrkirchen und vieles mehr ergeben. Als wichtige Standortfaktoren wurden durch die Pfarrkirchner Unternehmen die Bereiche Internetanbindung/Breitbandversorgung, die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften sowie ein attraktiver Hebesatz der Gewerbesteuer genannt.

Die zentralen Akteure im Bereich der Stadtentwicklung sind selbstverständlich die Bürgerinnen und Bürger. Dazu stellen auch die sog. Ausheimischen einen nicht zu unterschätzenden Faktor dar. Daher werden alle „Wegzügler“ anonymisiert befragt, um die Gründe für den Wegzug zu ermitteln bzw. um auch eine Rückmeldung zur Einschätzung des Standorts Pfarrkirchen zu erhalten. Positiv ist zu vermerken, dass von den befragten Wegzüglern 89 Prozent in Pfarrkirchen sehr zufrieden oder zufrieden waren und alle gerne in Pfarrkirchen gelebt haben. Als wichtigste Handlungsfelder mit gleichfalls guten Bewertungen wurden aus Sicht der Wegzügler die Mobilfunkversorgung, die Breitbandversorgung sowie die gastronomische Versorgung genannt.

Ein weiterer Mosaikstein, um die Bürger auch in die Prozesse der Stadtentwicklung besser einzubinden, wird mit der Vortragsreihe „reden über die Stadt auf dem Land“ umgesetzt. Die Reihe wird laut Bürgermeister Beißmann im Frühjahr 2019 fortgesetzt. Fest steht bereits, dass beim nächsten Termin Dr. Armin König, Bürgermeisetr der Stadt Illingen im Saarland zum Thema „Wem gehört die Stadt?“ referiert.

In Bezug auf markante Bauvorhaben an zentralen ortsbildprägenden Punkten in der Stadt Pfarrkirchen wurde im Juli 2017 ein Gestaltungsbeirat eingerichtet. Der Gestaltungsbeirat hat sich vor Aufnahme seiner Tätigkeit im Rahmen einer Stadterkundung ein konkretes Bild über die Stadt Pfarrkirchen gemacht. Der Gestaltungsbeirat selbst ist das Instrument eines fachlich beratenden Gremiums im Stadtrat. Zudem ist geplant, 2019 einen Schülerbeirat zu gründen, um auch die Wünsche und Anregungen der jungen Menschen in Pfarrkirchen in den Prozess der Stadtentwicklung besser einzubinden.

Auch die Ortsteile von Pfarrkirchen sind die Stadtentwicklung betreffend ein wichtiger Aspekt. Insbesondere werden die Planungen zum dörflichen Leben in Waldhof im Rahmen der Dorferneuerung auch unter dem Aspekt der Bürgerbeteiligung mit der Gründung des Arbeitskreises Dorferneuerung Waldhof am 08.05.2018 vorangetrieben. Zielgerichtet geht es hier mit der Einleitung der Maßnahme Dorferneuerung ab Januar 2019 weiter voran.

Ein weiterer wichtiger Themenbereich der Stadtentwicklung ist der nichtmotorisierte Individualverkehr. Hier wird mit der Erstellung eines Radverkehrskonzepts in Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro an Lösungsansätzen zur Optimierung der Verkehrswege für den Fahrradverkehr gearbeitet.

Auch ist die geplante Errichtung eines zentrumsnahen und gut erreichbaren Waldspielplatzes ein wichtiger Punkt in der städtischen Entwicklung. Hier wurde mit dem Instrument der Bürgerbeteiligung in Form einer Schülerbeteiligung gearbeitet, um als Basis eine Gestaltung nach den Wünschen und Vorstellungen der jungen Nutzer zu ermöglichen.

Für die Zukunft gibt es weitere Herausforderungen und Handlungsfelder. Hierzu gehört die weitere Verbesserung der Aufenthaltsqualität beispielsweise durch sogenannte „Stadtmöbel“ oder eine temporäre Nutzung von Plätzen, welche auch saisonal erfolgen kann. Als größte Herausforderung sieht es Bürgermeister Wolfgang Beißmann an, genügend Wohnraum für alle zu schaffen. Für die Innenstadt sieht Tobias Hanig (Scalar Hanig KG) den schrittweisen Wegfall des Einzelhandels als großes Problem. „Hier muss man sich Alternativen überlegen“, so Hanig.

Stadtentwicklung ist ein dynamischer Prozess, der einer ständigen Fortschreibung unterliegt, sind sich Bürgermeister Beißmann, Hanig und Stefan Lang, Leiter des Amtes für Bau und Stadtentwicklung einig. „Stadtentwicklung braucht Leidenschaft und Neugier“, beschreibt Hanig die Suche nach Ideen für die Zukunft.

Rottal-Inn