Vortrag über Digitalisierung
„Bis jetzt sind Maschinen noch hochgradige Fachidioten“

22.01.2018 | Stand 13.09.2023, 6:27 Uhr
−Foto: Foto: Holger Becker

Das Thema Digitalisierung stand im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs von Stadt und Wirtschaftsforum Pfarrkirchen.

PFARRKIRCHEN Pfarrkirchen. Das Thema Digitalisierung in Gesellschaft und Wirtschaft sowie deren Chancen und Risiken sowie die Ehrung zweiter Unternehmerpersönlichkeiten mit der Ehrenplakette der Stadt Pfarrkirchen standen im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs in der Stadthalle, zu dem Bürgermeister Wolfgang Beißmann zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Politik sowie von Bildungseinrichtungen und Behörden begrüßen konnte. Das Hauptreferat hielt diesmal Prof. Dr. Horst Kunhardt, Vizepräsident der TH Deggendorf und Leiter des European Campus Rottal-Inn.

Der Informatiker zeigte auf, wie weit die Digitalisierung bereits fortgeschritten ist. Ein Beispiel: Wurden 1993 noch 14 Millionen E-Mails in einer Internetsekunde verschickt, sind es inzwischen 200 Millionen. Große Konzerne sind dabei, ein „digitales Ökosystem“ aufzubauen, das den Verkauf von Waren, aber vor allem auch die Sammlung von Daten der Internet-User zum Ziel hat. Laut einer Studie seien 40 Prozent der Arbeitsplätze in Bayern von der Digitalisierung betroffen und wie bei jeder technischen Revolution gebe es immer Gewinner und Verlierer.

Kunhardt stellte dann vor allem die Entwicklung künstlicher Intelligenz in den Mittelpunkt seines Vortrags. Das menschliche Gehrn warte durchaus mit beeindruckenden Zahlen auf. Es könne 10 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde durchführen und habe eine Speicherkapazität von 1.500 Terrabyte. Computer, die über eine künstliche Intelligenz verfügen, hätten die Leistungen des menschlichen Gehirns aber längst überholt und die Fehlerquote sei bei ihnen auch schon besser.

„Wir dürfen uns aber nicht auf Maschinen alleine verlassen“, machte Kunhardt deutlich. Vor allem bei Prognosen täten sich Maschinen noch schwer. „Das letzte Wort muss immer der Mensch haben“, forderte er. So genial die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz auch seien: „Bis jetzt sind Maschinen noch hochgradige Fachidioten“, so Kunhardt.

Wichtig sei in Zukunft, genau darauf zu achten, wer die Maschinen trainiert und die Themen Ethik und Moral mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Die TH Deggendorf hat daher inzwischen im Bereich Informatik einen Ethik-Dozenten eingestellt. „Letztendlich aber müssen wir uns weiterentwickeln“, griff Kunhardt ein Zitat von Albert Einstein auf.

Auf die Verantwortung des Menschen beim Thema Digitalisierung wies auch Bürgermeister Beißmann in seiner Rede hin: „Ich denke, dass die Digitalisierung viele Prozesse erleichtern kann und neue Chancen für die Zukunft erschließt, wenn wir uns verantwortungsvoll darauf einlassen.“ Beißmann forderte auch die heimische Wirtschaft dazu auf, in Zukunft eher zu agieren als zu reagieren und stellte die Partnerschaft mit dem European Campus heraus.

Wifo-Vorsitzender Klaus Maibaumbezeichnete Daten als „den Rohstoff und den Reichtum unserer Zeit“, Konzerne wie google, Facebook oder Amazon seien inzwischen die „Beherrscher der Welt“. Mit Spezialisierung und Service könnte sich aber auch ein kleiner Händler am Markt behaupten, so Maibaum: „Wir können beraten und haben das Fachwissen und vor allem haben wir ein Lächeln für den Kunden – und das auch noch gratis.“

Mit der Ehrenplakette der Stadt zeichnete Bürgermeister Beißmann das Unternehmer-Ehepaar Margit und Reinhard Köpf aus, das 1982 mit der Eröffnung des „Rottal Squash“ viel Mut bewiesen habe. Inzwischen zähle das 2005 in „La Vita“ umbenannte Sport- und Trainingszentrum zu einer festen Größe in Pfarrkirchen. 36 Jahre lang habe sich der Betrieb stetig weiterentwickelt, inzwischen gibt es auch Zweigstellen in Mühldorf und Neumarkt-St. Veit.

Für die musikalische Umrahmung des Neujahrsempfangs sorgte die Bigband Bad Birnbach mit vielen Evergreens.

Rottal-Inn