Muthmann macht sich für Bienen stark
Öffentliche Flächen sollen bienenfreundlicher gestaltet und gepflegt werden

12.06.2018 | Stand 04.08.2023, 12:30 Uhr
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Nach dem Motto „Nicht reden, sondern handeln“ macht sich Landtagsabgeordneter Alexander Muthmann für die Bienen stark!

In einem ersten Schritt will er Landrat Sebastian Gruber und Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich als Mitstreiter gewinnen und hat ihnen entsprechende Vorschläge gemacht. In einer Bürgermeisterversammlung soll die Idee weitergetragen werden. „Mit kleinen Maßnahmen lässt sich viel erreichen“, ist Muthmann überzeugt, den der Bienentag Anfang Juni 2018 in Hohenau zu der Initiative angeregt hat. Danach sollen öffentliche Flächen in Zukunft bienenfreundlicher gestaltet und gepflegt werden! Thomas Reihofer, einer der drei Bienenfachberater im Landkreis Freyung-Grafenau, hat in einem Gespräch mit Alexander Muthmann einen Fünf-Punkte-Plan vorgeschlagen, wie man mit relativ einfachen Mitteln zum Überleben der bedrohten Insektenart beitragen kann.

Der Bienentag in Hohenau hat Alexander Muthmann in der vergangenen Woche auch zu einer Anfrage an die Bayerische Staatsregierung veranlasst. Was tut sie, um die Ansiedlung von Bienen auf staatseigenen Liegenschaften zu forcieren und welche Empfehlungen an staatliche Behörden gibt es, die Lebensraumbedingungen für Bienen zu verbessern, wollte Muthmann wissen. „Im Grunde passiert nichts“, fasst er die Antwort zusammen. Und deshalb will er handeln – in diesem Fall als Kreisrat und als Mitglied des Stadtrates in Freyung. Seine Motivation: „In der Politik wird gerne mal auf die lange Bank geschoben, auf wissenschaftliche Diskurse verwiesen, deren Ergebnisse man erst abwarten müsse. Man versteckt sich hinter der Theorie statt kurzfristige Lösungen umzusetzen!“ So bewertet Muthmann auch die Ankündigung des bayerischen Umweltministers Marcel Huber vom gestrigen Montag, in Augsburg ein neues Artenschutzzentrum zu schaffen, in dem sich 50 Experten um die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt kümmern sollen. 

Alexander Muthmann möchte über Landrat Sebastian Gruber und den Freyunger Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich vor allem die Mitarbeiter der Bauhöfe ins Boot holen. Bienenexperte Thomas Reihofer aus Neuschönau ist bereit, in einer Bürgermeister-versammlung Zusammenhänge zu erklären und Maßnahmen aufzuzeigen, die schnell wirken: Weiden an den Böschungen nicht flächendeckend abholzen, sondern immer wieder einzelne Streifen stehen lassen, damit die Bienen durchgehend Nahrung finden, lautet ein Vorschlag.

Ein zweiter: Wegen der unterschiedlichen Blütezeiten verschiedene Sorten von Ahornbäumen pflanzen! Reihofer regt auch an, Grünstreifen erst zu mähen, wenn der Löwenzahn abgeblüht ist, auf Pflanzenschutzmittel möglichst zu verzichten und Blumenmischungen selbst auf kleinsten Flächen auszusäen. „Das kann auch jeder Gartenbesitzer machen. Damit entsteht wieder Vielfalt und die Bienen bekommen ein entsprechendes Futterangebot“, betont der Experte. Alexander Muthmann griff den Vorschlag gleich auf: Er macht aus einem Stück Rasen in seinem Garten eine Blumenwiese. Am Wochenende wurde ausgesät.

Heuer erstmals Weltbienentag

Das Insektensterben ist inzwischen auch in der großen Politik ein Thema. Auf Antrag der Vereinten Nationen fand heuer am 20. Mai erstmals ein Weltbienentag statt.. Vier Tage vorher, am 16. Mai, forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Bundestag zum Handeln auf. Bienen stünden inzwischen „pars pro toto für das, was wir unter Artenvielfalt, unter Natur, darunter, wie sie funktionieren muss und wie wir sie schützen müssen, verstehen“, sagte sie in ihrer Rede.

Thomas Reihofer – der Praktiker – wird nicht müde, immer wieder zu erklären, wie wichtig Bienen für das gesamte Ökosystem sind. Er betreut 120 Bienenvölker an 15 Standorten von Röhrnbach bis Waldhäuser auf 435 bis tausend Höhenmeter, kennt ihre Bedürfnisse.

Ohne die Bestäubungsleistung von Milliarden von Honigbienen käme ein Großteil unseres Obstes und Gemüses nie auf die Teller, sagt Reihofer. Das belegt eine Aktion, die Mitarbeiter eines Discounters in Hannover in der Nacht auf den 14. Mai 2018 unangekündigt durchführten: Sie räumten 60 Prozent aller Produkte vom Apfel bis zur Baumwollsocke aus den Regalen, weil alle diese Produkte direkt oder indirekt von der Insektenbestäubung abhängig seien. Auf Schildern stand: „Biene weg, Regal leer.“

Enormer ökonomischer Nutzen

Den ökonomischen Nutzen der Bienen haben Wissenschaftler der Universität Hohenheim erstmals in einer Studie berechnet, die seit dem Frühjahr 2018 vorliegt. Darin wird die Bestäubungsleistung der Bienen in Deutschland mit 1,6 Milliarden Euro pro Jahr angegeben. Das Forscherteam kommt zu dem Schluss: Würden Imker ihre Arbeit einstellen und Bienen als Bestäuber ausfallen, gingen die Erlöse im Acker-, Obst- und Gemüsebau im Durchschnitt um mehr als 40 Prozent zurück.

Soweit soll es nicht kommen. Das ist der Sinn der Initiative von Alexander Muthmann. Er setzt auf möglichst viele Mitstreiter.

Passau