Arbeitskreises „Frühe Hilfen“
Angebotslücken erkennen und schließen

06.06.2018 | Stand 29.07.2023, 13:38 Uhr
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Mitunter bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel stehen frischgewordene Eltern heutzutage vielschichtigen Herausforderungen gegenüber.

FREYUNG Welche finanziellen Leistungen kann ich nach der Geburt meines Kindes erhalten? Ist mein Kind verhaltensauffällig? Wo bekomme ich Unterstützung bei Überforderung? Ich habe mich von meinem Partner getrennt, was nun?

Für all diese Fragen verschiedenster Problemlagen im Zusammenhang mit Säuglingen und Kleinkindern steht das Familienbüro – die Koordinierende Kinderschutzstelle (KoKi) – im Landratsamt als Anlaufstelle zur Verfügung. Leider ist es aufgrund der großen thematischen Bandbreite nicht möglich, dass die KoKi-Fachkräfte alle Fragen und Probleme selbst lösen können. Doch hierfür gibt es entsprechende Fachstellen im Landkreis. Die Hauptaufgabe der KoKi besteht also darin, das passgenaue Angebot des Ratsuchenden zu identifizieren, und an die richtige Stelle zu vermitteln. Dafür bedarf es natürlich eines regelmäßigen Austausches mit den Kooperationspartnern.

Der Arbeitskreis „Frühe Hilfen“ der Koordinierenden Kinderschutzstelle bringt verschiedene Fachdisziplinen zusammen. Es wird diskutiert, wie es bestmöglich gelingen kann, Familien adäquat bei Seite zu stehen und somit den Kindern ein gesundes Aufwachsen von Beginn an zu ermöglichen. Eine gute Vernetzung der Institutionen und ein weiterer Ausbau der Angebote für die Familien, ist die Aufgabe des Arbeitskreises, der zuletzt am 17. Mai 2018 wieder tagte. „Dieser Herausforderung, einen effektiven Kinderschutz im Landkreis Freyung-Grafenau zu gewähren, können wir uns nur gemeinsam stellen“, da sind sich die Netzwerkpartner einig.

Hildegard Rother-Kiener, niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in Ringelai stellte den weiteren Mitwirkenden des Arbeitskreises die Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie (SKEPT) vor. „Die Geburt eines Babys bedeutet für Eltern meist eine Zeit großer Veränderungen. Manchmal treten dabei auch seelische Probleme für die Eltern und das Baby auf“, so Rother-Kiener. Ihre Praxis kann beispielsweise Anlaufstelle sein, wenn das Baby nicht richtig trinkt, häufig weint oder Eltern es schwer haben, eine emotionale Beziehung zu ihrem Baby aufzubauen. SKEPT ist speziell geeignet für Säuglinge und Kleinkinder von 0-3 Jahren zusammen mit ihren Müttern und Vätern. Das Angebot ist eine Kassenleistung und somit fallen keine Kosten für die Ratsuchenden an.

Im Landkreis Freyung-Grafenau besteht bereits ein breit gefächertes Angebot an Einrichtungen, Angeboten und Beratungsstellen für die frühe Kindheit. Das Potential zum Kinderschutz ist jedoch damit noch lange nicht ausgeschöpft.

Schwerpunkt des Arbeitskreises war es diesmal, Angebotslücken zu identifizieren und Lösungen zu finden, um die Lücken zu schließen. Man war sich schnell einig über das Hauptproblem: Aufgrund mangelnder freiberuflicher Hebammen in der Region fehlt es an Angeboten sowohl zur Geburtsvorbereitung als auch zur nachgeburtlichen Versorgung der Mütter.

Bezüglich Ansprechpartner für Fragen nach der Geburt versucht die KoKi die Lücke mit der kürzlich ins Leben gerufenen Baby- und Kleinkindersprechstunde zu schließen. Immer mehr interessierte Elternteile besuchen die regelmäßig stattfindende Veranstaltung zusammen mit ihren Kindern, um sich zu informieren, auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Baby- und Kleinkindersprechstunde findet jeden ersten Mittwoch im Monat um 9.30 Uhr in der VHS in Grafenau statt und wird angeleitet durch eine Familienkinderkrankenpflegerin der KoKi.

„Ziel muss es sein, dieses Angebot flächendeckend über den Landkreis auszubauen“, so Thomas Seidl, Leiter des Amts für Kinder und Familie. Geplant ist deshalb, die Sprechstunde auch in Freyung und Waldkirchen anzubieten. Hierzu bedarf es jedoch der Mithilfe der anderen Fachstellen. Auch die anderen Teilnehmer meinten, dass die Baby- und Kleinkindersprechstunde fest etabliert werden muss, damit sich Eltern besser versorgt und weniger allein gelassen fühlen.

Und so boten Barbara Schwarzmeier, Geschäftsführerin der KEB sowie Evi Reischl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sogleich ihre Unterstützung an. Auch weitere Teilnehmer wie Silvija Schönweitz von der Erziehungsberatungsstelle des Kreis-Caritasverbands, Renate Baumann von der Caritas-Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen sowie Karin Wohlstreicher, Stillberaterin und Stationsleitung der Gynäkologie im Krankenhaus Freyung sprangen auf den Zug auf.

Die prompten Zusagen der Teilnehmer des Arbeitskreises für die Unterstützung beim Ausbau der Baby- und Kleinkindersprechstunde im Landkreis verdeutlichen die Dringlichkeit an niederschwelligen Beratungsangeboten für junge Familien im Landkreis. Thomas Seidl, Katrin Schätzl und Elisabeth HullardPulstinger vom Amt für Kinder und Familie freuten sich sehr über die konstruktive Gesprächsrunde sowie die große Bereitschaft der Teilnehmer, in Sachen Kinderschutz an einem Strang zu ziehen.

Passau