Strafzettel für Schwerbehinderten
Schwerbehindert – aber trotz Ausweis gab‘s ein Knöllchen

27.04.2018 | Stand 20.07.2023, 20:07 Uhr
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Alternative: Wesentlich teurere Fahrt mit dem Taxi, die Krankenkasse bezahlt!

PASSAU/VILSHOFEN Der Vilshofener Walter R. (Name von der Red. geändert) weiß, dass er selbst die Schuld trägt. Trotzdem ist er noch Tage danach wütend darüber, welche „krankhaften“, für den Normalbürger oft nicht mehr nachvollziehbaren Auswüchse die bürokratische Überregulierung unserer Gesellschaft hervorbringen kann.

Der 72-Jährige ist vom Schicksal schwer geschlagen, wegen diverser Erkrankungen hat er seit dem Jahr 2014 einen „Schwerbehindertenausweis“. Jüngst kam auch eine massive Gehbehinderung nach Herz- und Sehnen-OP hinzu. Und dann der nächste Schlag: Diagnose Blasen- und Prostata-Krebs. Walter R. musste deshalb zu einer Vorbesprechung ins Klinikum Passau – bald muss er über mehrere Wochen hinweg fünfmal die Woche bestrahlt werden.

Weil er sich „schwer mit dem Gehen tut“, wurde das Auto auf einem Behindertenparkplatz vor dem Klinikum abgestellt, mit dem Schwerbehindertenausweis hinter der Windschutzscheibe.

Der allein berechtigt aber nicht zum Parken auf Behindertenstellplätzen. Dazu muss man extra einen Sonderparkausweis beantragen, mit dem Vermerk „aG (außergewöhnlich gehbehindert)“. Prompt bekam der Vilshofener von einem Passauer Verkehrsüberwacher einen Strafzettel in Höhe von 35 Euro. Der vom Schicksal Gebeutelte wollte diese Strafe nicht auch noch hinnehmen und rief bei der Stadt Passau an.

„Da wurde mir noch sinngemäß gesagt, wenn ich zu blöde wäre, so einen Parkausweis zu beantragen, dann hätte ich den Strafzettel erst recht verdient“, hadert Walter R. mit der deutschen Bürokratie.

Denn im Stadtbereich von Vilshofen hätte es noch nie Probleme gegeben, wenn er seinen Schwerbehindertenausweis hinter die Windschutzscheibe gelegt hätte.

Was den 72-Jährigen vollends am System zweifeln lässt, war die Antwort seiner Krankenkasse: Bis die jetzt beantragte Sonderparkgenehmigung ausgestellt ist, werden Walter R. Taxifahrten von Vilshofen ins Klinikum und retour bezahlt. „Das kostet um die 100 Euro die Fahrt“, fasst sich der Schwerbehinderte an den Kopf.

Passau