FDP-Kandidat
Schlappe für die FDP-Kreischefin – nun ist „Schlitzohr Hansi“ obenauf

15.12.2017 | Stand 13.09.2023, 0:28 Uhr
Stefan Brandl
−Foto: n/a

Ungewöhnliche Methoden beim Kampf ums Direktmandat

POCKING FDP-Kreisrat Hansi Brandl aus Vilshofen wurde am Sonntag von den Mitgliedern erneut zum FDP-Landtags-Direktkandidaten für den Stimmkreis Passau-West gekürt. Vorangegangen war eine turbulente Versammlung, die – aufgrund seltsam irritierender Vorgänge im Vorfeld – von Polit-Beobachtern kopfschüttelnd als „desaströser Dilettantismus“ bezeichnet wird. Jedenfalls: Brandls Sieg in der Kampfabstimmung gegen Bettina Illein ist eine herbe Watsch‘n für die Kreisvorsitzende der Liberalen aus Tettenweis.

Die FDP-Kandidatenkür im Westen geriet schon vor der Nominierungsversammlung zur kuriosen Lachnummer (PaWo berichtete): Um seine Bataillone für den Zweikampf um das Direktmandat gegen die Kreisvorsitzende Illein um sich zu scharen, hatte Kreisrat Brandl in den vergangenen Wochen 12 neue Mitglieder rekrutiert, deren Mitgliedsanträge von der Kreisvorstandschaft per WhatsApp-Gruppe (!) angenommen wurden – ein wohl einmaliger Vorgang in der Parteienlandschaft.

Weil der Kreisverband Passau mit solchen „Busfahrer“-Mitgliedschaften kurz vor den Nominierungsversammlungen bayernweit offenbar kein Einzelfall bei den Liberalen war, empfahl der Landesvorstand eindringlich, dieses durch persönliche Vorstellungsgespräche bei Neuaufnahmen zu unterbinden. Die Empfehlung kam für Passaus Kreis-FDP zu spät – „unser Fehler“, wie die Juristin Bettina Illein im Nachhinein zugeben muss, die Empfehlung der FDP-Chefetage nicht durchgezogen zu haben.

Es kam, wie es kommen musste: Die Brandl-Anhänger marschierten vergangenen Sonntag in geschlossener Formation zur Nominierung ihres Favoriten auf – verzweifelte Versuche, das Unvermeidbare noch kurz vor der Sitzung abzuwenden, scheiterten kläglich – Brandl siegte mit 15 zu 12 Stimmen und düpierte so seine Kreis-Chefin.

Entsprechend enttäuscht reagierte die unterlegene – und angesichts der lausigen 12 Stimmen völlig allein gelassene – Kreisvorsitzende Bettina Illein: „Das ist sehr ärgerlich. Ein Mann, der sich vier Jahre im Kreistag durch Nichtstun ausgezeichnet hat, wurde von Mitgliedern gewählt, die kaum dabei sind.“ Eine weitere Zusammenarbeit sei auf dieser Grundlage zwar sehr schwierig, Illein wolle aber gemeinsam, nicht gegeneinander, agieren. Und: „Ich werde als Kreisvorsitzende weitermachen.“

Polit-Schlitzohr Brandl hingegen gab sich ziemlich kommentarlos und schweigsam ob seines Kandidaten-Sieges: „Ich habe mit meiner flammenden Rede die Mitglieder überzeugen können. Ich freue mich, dass ich gewonnen habe.“

Passau