Katzenschwemme in Tierheimen
Tierschützer fordern Kastrationspflicht für streunende Katzen

06.12.2017 | Stand 31.07.2023, 15:58 Uhr
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Gut zwei Millionen streunende Katzen gibt es Schätzungen zufolge in Deutschland. Die meisten sind nicht kastriert, viele leiden an Hunger, Verletzungen, Parasitenbefall und Krankheiten. Der Ruf nach einer Kastrationspflicht für Streuner wird immer lauter. Sie käme auch den Tierheimen in Pürten und Winhöring gerade recht.

LANDKREIS MÜHLDORF Wenn es um den Tierschutz geht, ist Deutschland vorbildlich, oder? Sollte man eigentlich meinen. Wenn es aber um Katzen geht, darf man nicht genauer hinschauen. Sonst fällt einem nämlich auf, dass unsere Tierheime von einer regelrechten Katzenschwemme überflutet werden.

Die Rede ist von den vielen sogenannten Freigängerkatzen. Gut zwei Millionen von ihnen leben Schätzungen zufolge auf Bauernhöfen, in Kleingärten, auf verlassenen Grundstücken etc. Viele dieser Streunerkatzen leiden erbärmlich an Hunger, Verletzungen, Parasitenbefall und Krankheiten, die unter Umständen auch für Menschen gefährlich werden können. Die Qualen der Tiere sind oft unbeschreiblich.

Wegen der Katzenschwemme und dem daraus resultierenden Tierelend hat ein Passauer Tierheim vor kurzem eine Petition gestartet: Forderung: Die Stadt Passau soll eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Freigängerkatzen einführen. Wäre die Petition erfolgreich, würde die Dreiflüsse-Stadt in Bayern eine Vorreiterrolle übernehmen.

In neun von 16 Bundesländern versuchen Städte und Gemeinden seit zehn Jahren, dem Ärgernis mit ordnungsrechtlichen Kastrationsvorschriften im Rahmen der Gefahrenabwehr Herr zu werden. Bayerische Kommunen haben damit ein Problem.

Die Tierschutzvereine sind bestens mit dieser Problematik vertraut.

Täglich kommen Menschen in die Heime, um Katzen abzugeben. Zudem rücken Tierheimmitarbeiter regelmäßig aus, um Streuner zu fangen. Die Mitarbeiter der Tierheime tun ihr Bestes, um diese Tiere aufzupäppeln. Das kostet jedoch eine Menge Geld. Allein die Kastration einer einzigen Katze schlägt mit 50 bis 100 Euro zu Buche.

In den beiden für den Landkreis Mühldorf zuständigen Tierheimen bzw. Tierschutzvereinen stößt der Vorstoß der Passauer Kollegen auf große Zustimmung. „Bei uns treffen sie damit voll ins Schwarze“, sagt beispielsweise Barbara Lathwesen, die 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Altötting-Mühldorf. „So eine Kastrationspflicht ist uns schon lange ein Anliegen.“ Auch Gaby Irber, Leiterin des Pürtener Tierheimes in Waldkraiburg, ist für die Kastrationsplicht.

Marie Hund, Leiterin des Tierheimes Winhöring, erzählt, dass sie „noch nie so viele Katzen hatten“ wie zur Zeit. Erst vor Kurzem sei Barbara Lathwesen, die sich ehrenamtlich um die streunenden Katzen kümmert, auf einem Bauernhof bei Neumarkt-St. Veit gewesen, um dort 15 verwilderte, kranke Jungkatzen auf einmal einzusammeln.

Sowohl der Tierschutzverein Waldkraiburg, als auch der Tierschutzverein Altötting-Mühldorf, haben die Kastrationspflicht für freilaufende Katzen bereits bei verschiedenen Städten und Kommunen bzw. in den Veterinäramtern angeregt. Die Resonanzen fielen unterschiedlich aus. Passiert ist bislang nichts.

Eines sollte man im Zusammenhang mit streunenden Katzen immer vor Augen haben: Nicht kastriert kann ein Katzenpaar, das zwei- bis dreimal pro Jahr je vier bis acht Katzenbabys auf die Welt bringt, binnen weniger Jahre eine Katzenpopulation in Millionenhöhe erzeugen. Tierschützer sind überzeugt: Die einzige Möglichkeit, die Katzenschwemme einzudämmen, ist die Kastration!

Mühldorf a.Inn