Daten bilden Realität nicht ab
Der Arbeitsmarktbericht als Anachronismus

31.03.2020 | Stand 13.09.2023, 0:40 Uhr
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Eine Anachronismus ist eine falsche zeitliche Einordnung. Das trifft voll und ganz auf den aktuellen Arbeitsmarktbericht zu. Der berichtet von einer Lage, die es gar nicht mehr gibt.

Landshut. „Die Zahl der Arbeitslosen ist in unserer Region bis zum statistischen Zähltag am 12. März 2020 deutlich zurückgegangen. Zu diesem Zeitpunkt stand Deutschland jedoch noch am Beginn der Coronavirus-Pandemie“, heißt es in einer Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen. Die seither ergriffenen Maßnahmen würden aber zum Teil deutliche Auswirkungen auch auf dem Arbeitsmarkt nach sich ziehen. „Die vorliegenden Zahlen können tatsächlich nicht die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt abbilden“, so Eva-Maria Kelch, Leiterin der Agentur für Arbeit.

Bis Mitte März war die Zahl der arbeitslosen Menschen um 755 auf 8.550 deutlich gesunken. Im März 2019 waren 208 Menschen weniger arbeitslos. Die Arbeitslosenquote ist von Februar auf März um 0,3 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent gesunken. Im März 2019 betrug sie auch 3,2 Prozent.

„Durch die aktuellen gesetzlichen Neureglungen können noch mehr Unternehmen als bisher Kurzarbeitergeld beantragen. So sollen die Arbeitnehmer in den Betrieben gehalten und ein sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Corona-Krise verhindert werden. Trotzdem wird ein Zuwachs der Arbeitslosigkeit infolge der Auswirkungen zu verzeichnen sein. In dieser Situation hat für uns die Existenzsicherung von Arbeitnehmer*innen und Unternehmen besondere Priorität und unser Fokus liegt auf der raschen Zahlbarmachung unserer Geldleistungen", so Kelch.

Da zurzeit keine Kundengespräche in der Agentur für Arbeit stattfinden, wurde nicht nur die Telefonie der Agentur, sondern auch die Online-Angebote ausgebaut. 1.735 Arbeitslose konnten im Berichtsmonat durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit ihre Arbeitslosigkeit beenden. Das waren 587 mehr als im Februar und 60 mehr als im März 2019. Gleichzeitig haben sich 1.140 Menschen bei der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen arbeitslos gemeldet, weil sie ihre Arbeit verloren haben. Das waren 156 weniger als im Vormonat und 77 weniger mehr als im März 2019.

Rechnet man die Menschen mit ein, die beispielsweise an einer Umschulung teilnehmen und allein deswegen nicht aktiv nach einer Arbeit suchen, waren im März 2020 11.317 Menschen in der Unterbeschäftigung.

3.532 offene Stellen waren im vergangenen Monat bei der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen gemeldet. Allein im März haben die Arbeitgeber der Agentur für Arbeit 810 neue Stellengesuche mitgeteilt. Aufgrund der Corona-Pandemie wird ein Großteil dieser Stellen sicherlich derzeit nicht besetzt, da sich sehr viele Betriebe in Kurzarbeit befinden. „Trotzdem bestehen aktuell viele kurzfristige Bedarfe, wobei die Branchen unterschiedlich stark betroffen sind. Ein akuter Personalbedarf besteht in unserer Region im Bereich der Landwirtschaft, da viele Erntehelfer wegen der Corona-Pandemie nicht nach Deutschland einreisen dürfen. Über Plattformen wie www.saisonarbeit-in-deutschland.de oder www.daslandhilft.de müssen wir jetzt die Menschen und die Betriebe zusammenbringen“, so Kelch.

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