Verbale Entgleisung
„44 Psychopathen“, einer bittet um Verzeihung

23.01.2019 | Stand 13.09.2023, 1:46 Uhr
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Seit Wochen gärt es in Stadtrat Robert Neuhauser. Die ständigen und stundenlangen Diskussionen im Stadtrat, die zu kurz kommende Sacharbeit, die andauernden Angriffe auf Verwaltung und Oberbürgermeister Alexander Putz (FDP) – das alles stinkt dem Kreisvorsitzenden der Bayernpartei. Am Donnerstag ist ihm auf der Jahreshauptversammlung seiner Partei im Zollhaus der Kragen geplatzt. Er kritisierte den Landshuter Stadtrat scharf – und ging dabei zu weit. Die Stadtratsmitglieder bezeichnete er als „44 Psychopathen“, das Gremium selbst als „ein Kasperltheater hoch 10“. Klar, dass das schnell die Runde machte. Einen Tag später, am Freitag, folgte im Plenum der Gang nach Canossa.

LANDSHUT „Ich möchte mich für die Wortwahl entschuldigen“, sagte Neuhauser gleich zu Beginn der Stadtrats-Sitzung, zu der er auch noch zu spät gekommen war, und relativierte seine harsche Kritik vom Tag zuvor: „Ich meinte, ich komme mir manchmal vor wie unter 44 Psychopathen – inklusive meiner Person.“

Er habe weder Einzelpersonen noch Gruppen gemeint. „Ich werde meine Wortwahl in Zukunft überdenken und hoffe, wenig Anlässe für ähnliche Aussagen zu finden. Sorry!“, sagte Neuhauser. Doch da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Noch am Sonntag darauf, nach dem Sebastianiamt, der Messe zu Ehren des Schutzpatrons der Stadt und ein wichtiger gesellschaftlicher Termin, war Neuhausers verbale Entgleisung das Gesprächsthema bei den anwesenden Stadträten. „Das war schon ein großes Festnäpfchen, in das der Kollege da getreten ist und es hat seine Wirkung hinterlassen“, sagt zum Beispiel CSU-Stadtrat und Landtagsabgeordneter Helmut Radlmeier. Neuhausers Entschuldigung sei zur Kenntnis genommen worden, mehr aber auch nicht. Verziehen ist der Fauxpas bei einigen wohl noch lange noch nicht.

Was Neuhauser eigentlich ärgert: „Statt über Sachpolitik zu reden, dienen stundenlange Diskussionen nur dazu, den Oberbürgermeister und die Verwaltung zu schädigen. Der OB-Wahlkampf lässt grüßen“, sagt er. Das sei „ein Trauerspiel und eine Schande für dieses Gremium.“ Ausdrücklich stellte er sich dabei hinter Putz. Der erledige seine Arbeit „ruhig, besonnen und kompetent.“ Es sei ein Knochenjob, diese stundenlangen Sitzungen zu moderieren und zu leiten. „Als Umschreibung eines Regelzustandes finde ich die Wortwahl schon heftig“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Stefan Gruber, am Montag auf Anfrage. Dennoch: „Nachtarocken und Aufbauschen bringt auch nichts. Robert Neuhauser hat sich öffentlich entschuldigt und fertig. Mir wäre das allerdings nicht passiert.“ Der Vorfall zeige aber auch, dass „wir einen Weg finden müssen, wie das alles professioneller wird.“

Ähnlich sieht es der Kreisvorsitzender der Landshuter CSU und Junge Liste-Stadtrat, Thomas Haslinger: „Es ist sehr schade, dass er pauschal jedem anderen die Fähigkeit abspricht, ein Amt auszuüben. Es ist auch ein Paradebeispiel, wie der Stadtrat es immer wieder schafft, sich selbst zu beschädigen.“

Landshut