Forderung gegen Marco Altingers Verein
Stadt will vom Mann der Werte „rund 20.000 Euro“ zurück

23.04.2018 | Stand 13.09.2023, 7:06 Uhr
Alexander Schmid
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Die Stadt Landshut fordert vom „1. Karate Club Kreis Landshut e.V.“ rund 20.000 Euro an Fördergeldern zurück. Wie Oberbürgermeister Alexander Putz (FDP) bestätigte, wurde zu viel ausbezahlt. Der Verein hatte, so die Ansicht des Landshuter Rathauses, mehr Mitglieder angegeben, als es tatsächlich gab. 1. Vorsitzender des Vereins ist der Präsident und Gründer des Verbands „Werteorientierter Mittelstand Deutschlands“ sowie FDP-Landtagskandidat und Karatelehrer Marco Altinger. Dessen Rechtsanwalt argumentiert mit „Verwaltungsvereinfachungen“ und „Ungenauigkeiten“.

LANDSHUT Das Thema steht am Dienstag auf der Tagesordnung in der Sportsenatssitzung. Putz wird dann dem Stadtrat Bericht über das Ergebnis einer Prüfung der Verwaltung erstatten, die im Haushaltsausschuss vom November 2017 von mehreren Fraktionen angestoßen worden ist. Schon jetzt macht das Ergebnis der Prüfung die Runde.

Altinger ist schließlich kein Unbekannter, präsentiert sich als Verfechter von Werten, hat dazu auch bereits ein Buch veröffentlicht („Werte in unserer Zeit“). Er rührt im Landtagswahlkampf vor allem auf Facebook für sich die Werbetrommel. Der ehrgeizige Landshuter ist seit Januar 2018 zudem „Verwaltungsrat“ beim BKK Landesverband Bayern.

Die Stadträte hatten in der Ausschusssitzung im letzten Jahr den Verdacht geäußert, dass Altinger, bzw. sein Karate-Verein, zu Unrecht öffentliche Fördermittel vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) bezogen haben könnte. Die Fördermittel werden über die Stadt an Vereine ausgereicht.

Altinger betreibt als Unternehmer die Kinder-Karateschule „njusan“. Er steht aber auch hinter dem Verein „1. Karate Club Kreis Landshut e.V.“ Laut Informationen auf der Webseite „njusan.de“ handelt es sich dabei um den „siebtgrößten Sportverein in Landshut, einem regional aktiven Verein mit über 1.000 Mitgliedern.“ Er sei „seit 2007 1. Vorsitzender“ des Vereins. Wer im Netz nach dem Verein sucht, stößt automatisch auch auf die Seite des Unternehmens „njusan.de“. Wohl auch das hatte die Stadträte irritiert.

Zu den zu hoch ausgezahlten Fördermitteln ist es offenbar gekommen, weil der Stadt bzw. dem BLSV über einen gewissen Zeitraum Kunden der privaten Kinder-Karateschule Altingers automatisch auch als Vereinsmitglieder gemeldet wurden. Das bestätigte jedenfalls der Oberbürgermeister auf Anfrage am Freitag.

Die Stadt überprüfe die gemeldeten Mitglieder der Vereine normalerweise nicht, so Putz. Man akzeptiere bzw. vertraue der Meldung der Vereine.

Rund 10.000 Euro sollen jetzt von Altingers Karateverein zurück an den BLSV fließen, ungefähr die gleiche Summe zurück an die Stadt Landshut. Bisher habe es keinen Einspruch gegen die Forderung gegeben, so Putz. Für das Jahr 2018 seien auch keine weiteren Fördermittel für den Verein beantragt worden.

Altinger wollte sich auf Anfrage des Wochenblattes nicht persönlich äußern. Das tat für ihn die Hamburger Kanzlei Cronemeyer und Grulert. Ihre Stellungnahme im Wortlaut: „Nach interner Prüfung durch eine Rechtsanwaltskanzlei konnten seinerzeit – bedingt durch Verwaltungsvereinfachungen – Ungenauigkeiten bei der Mitgliederverwaltung nicht vollständig ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund wurde vorsorglich, noch am 20. Dezember 2017, eine Einzahlung auf ein Anderkonto vorgenommen. Sollte sich die Auffassung der Stadt Landshut nach weiteren Prüfungen als richtig erweisen, wird der Verein ausstehende Beträge selbstverständlich unverzüglich begleichen. Es liegen jedoch nach wie vor keine rechtskräftigen Rückforderungsbescheide gegen den Verein vor.“ (sic)

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