Ochsenau bei Auloh
Streit um den Bebauungsplan für die Arche Noah im Osten der Stadt

02.03.2018 | Stand 13.09.2023, 7:03 Uhr
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Zwei ehrenamtliche Umweltschützer haben am Freitag den Bau- und Umweltsenat gründlich verunsichert. Der Bebauungsplan ist einstweilen aufgeschoben. Wie lange, wird sich zeigen.

LANDSHUT Eigentlich hätte am Freitag ein Bebauungsplan für die Ochsenau im Osten der Stadt angeschoben werden sollen. Eigentlich soll dort, auf einem kleinen Teil der Fläche, rund 20 Hektar, ein Wohngebiet entstehen. Eigentlich wurde das vor 20 Jahren mit dem Bund Naturschutz genau so vereinbart im Gegenzug dafür, dass der Standortübungsplatz zum Naturschutzgebiet ernannt wurde. Eigentlich wäre die bindende Frist um und ein entsprechender Beschluss in Bau- und Umweltsenat für einen Bebauungsplan nur noch Formsache. Eigentlich. Am Freitag haben sich die Stadträte aber durch die Stellungnahme zweier ehrenamtlicher Umweltschützer gründlich aus dem Konzept bringen lassen. Zu einem Beschluss ist es gar nicht gekommen.

Das Thema wurde auf eine zweite Lesung vertagt, sowohl im Umwelt-, als auch im Bausenat. Die Stadträte Prof. Dr. Frank Palme (Grüne) und Elke-März-Granda hatten das beantragt und die erforderlichen Stimmen dafür zusammenbekommen. Unterstützung bekamen sie dabei ausnahmsweise auch vom CSU-Fraktionsvorsitzenden Rudi Schnur, der das Bauvorhaben in der Ochsenau ebenfalls äußerst kritisch sieht.

Der Entscheidung einer Vertagung vorweg gegangen war eine Stellungnahme zweier Mitglieder des naturwissenschaftlichen Vereins, die das Gebiet, das einst Acker, militärisches Gelände und sogar Golfplatz war, näher unter die Lupe genommen haben. Was für den Laien einfach nur eine Grünfläche am Fuß der Isarhangleite ist, das ist für sie eine „unentbehrliche Arche Noah“ für vom Aussterben bedrohte Tierarten und Pilze, wie es einer der Experten, Dr. Müller-Kroehling bezeichnete. Fazit der beiden Vorträge: Das Areal könnte einzigartig sein, was Fauna und Flora angeht, von europäischer Bedeutung und müsse unbedingt wissenschaftlich näher untersucht werden. Es gebe vom Aussterben bedrohte Pilze und Tierarten.

Das Problem: Ein mögliches Baugebiet würde das über Jahre hinaus verzögern. In den Augen der Verwaltung wäre dies aber gar nicht nötig, da im Verfahren eines Bebauungsplans das Gebiet in Sachen Naturschutz sowieso noch einmal begutachtet werden muss. Basierend auf den Ergebnissen würden dann etwaige Maßnahmen, zum Beispiel die Schaffung von Ausgleichsflächen oder Umsiedlungen, getroffen. Einmal abgesehen davon ist zu dem Zeitpunkt vor 20 Jahren, als die Stadt den Deal mit dem Bund Naturschutz geschlossen hat, auch schon bekannt gewesen, dass es sich um ein wertvolles Areal aus Sicht des Naturschutzes handelt. Zudem sind wohl die meisten der ganz besonderen Pilze und Insekten wie eine spezielle Wanzenart, die von den Experten in der Ochsenau gefunden wurden, durch das geplante Baugebiet gar nicht betroffen.

„Das ist eine der wichtigsten Entwicklungsflächen im Stadtgebiet. Ich werde für eine Bebauung kämpfen“, erklärte dazu Oberbürgermeister Alexander Putz und machte seinen Standpunkt unmissverständlich klar.

Erst einmal wurde das Thema allerdings wieder auf die lange Bank und in eine zweite Lesung geschoben. Dafür reichte eine Minderheit der Stimmen. Wäre es zu einer normalen Abstimmung gekommen, hätte eine Mehrheit wohl den Start für das Bebauungsplan-Verfahren gestimmt. Die Gegner einer Bebauung haben so etwas Zeit gewonnen.

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