Flüchtlinge: Probleme bei Unterkünften
Raus aus der Jugendhilfe, rein in die Obdachlosigkeit

21.02.2018 | Stand 12.10.2023, 10:44 Uhr
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Stadt und Landkreis droht Ärger bei der Unterbringung junger Flüchtlinge: Sobald die Asylsuchenden volljährig sind bzw. aus der Jugendhilfe herausfallen, dürfen sie nicht mehr dezentral wohnen.

ALTDORF/LANDSHUT „Diese Situation ist nicht akzeptabel!“ Peter Dreier ist seine Unzufriedenheit ins Gesicht geschrieben. Zusammen mit Altdorfs Bürgermeister Helmut Maier weist der Landshuter Landrat am Dienstag auf einen Missstand bei der Unterbringung einiger junger Asylsuchender hin. Mit Wirkung zum Jahresbeginn hat das Bayerische Sozialministerium den Gemeinden und Landkreisen die Vorgabe gemacht, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach dem Erreichen der Volljährigkeit bzw. dem Wegfall des Jugendhilfebedarfs nicht mehr in dezentralen Unterkünften leben dürfen, sondern eigenen Wohnraum benötigen.

Dreier: „Das geht so nicht. Diesen jungen Menschen droht die Obdachlosigkeit. Gerade in Ballungszentren und in Regionen mit akutem Wohnraummangel – wie auch hier bei uns – ist es sehr schwierig, Wohnungen zu finden.“ Auf der anderen Seite gebe es in den 63 dezentralen Unterkünften des Landkreises aktuell rund 220 freie Plätze. „Laut Sozialministerium dürfen wir aber hier diese Personen nicht mehr unterbringen, sondern müssen zusätzlichen Wohnraum suchen und bezahlen“, schüttelt der Landrat den Kopf.

Helmut Maier berichtet von ersten Flüchtlingen in Altdorf, die nun nicht mehr in dezentralen Einrichtung mit Sozialbetreuung leben dürfen und nun eigene Wohnungen benötigen. „Einen jungen Mann konnten wir in der Obdachlosen-Unterkunft unterbringen, zwei weitere hängen noch in der Warteschleife.“ Die Marktgemeinde habe 26 Plätze für Obdachlose, die jedoch kaum ausreichen würden. Maier weiter: „Im Extremfall müssen wir diese Flüchtlinge in Pensionen unterbringen, was jedoch weitere Kosten verursacht.“

Da aktuell rund 90 minderjährige Flüchtlinge im Jugendhilfebedarf des Landkreises leben, kommt dieses Problem nun auch bald auf andere Landkreis-Gemeinden zu. „Letztlich trifft es wieder mal die unterste Ebene: die Gemeinden und Landkreise“, stellt Peter Dreier fest. „Man hat für die Probleme in der Unterbringung der Asylsuchenden seit Beginn der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 keine echte Lösung präsentiert. Wie diese nicht wirklich abgestimmten Anweisungen aus München zeigen.“ Nach dem Ende der Jugendhilfe drohe den jungen Flüchtlingen das Abrutschen in die Obdachlosigkeit. Das Jugendamt arbeite dagegen hervorragend und schaffe zusammen mit den Asylsuchenden Perspektiven, die durch die Anweisungen von Sozialministerin Emilia Müller in München zunichtegemacht würden. Dreier: „Hier fehlt jeglicher Plan!“

Landshut