Politik
Manfred Weber im ZDF-Interview – „es schmerzt, es tut persönlich weh“

09.08.2019 | Stand 13.09.2023, 0:16 Uhr
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Er hätte der mächtigste Mann in Europa werden können – Manfred Weber (CSU) aus dem beschaulichen Wildenberg im Landkreis Kelheim. Am Ende blieb nach den Europawahlen nur wieder der Posten des Chefs der EVP-Fraktion im Europaparlament. Den Posten, den er angestrebt hat, hat nun Ursula von der Leyen inne. Am Donnerstag, 8. August, stand Weber im ZDF bei Markus Lanz Rede und Antwort.

WILDENBERG Die Enttäuschung über das Geschehene sieht man Manfred Weber noch immer an – er hat einige Kilo abgenommen, mit seinem Bart will er sich vielleicht ein bisschen verstecken. Er spricht von „gescheitert“, wenn es um die Frage geht, was passiert ist in den letzten Wochen. Über den Applaus der Studiogäste freue er sich natürlich, aber es schwinge wohl auch ein bisschen das Opfer mit, „man ist jetzt der, der gescheitert ist auf den letzten Metern vor der entscheidenden Abstimmung in Brüssel“.

Viele Menschen denken, dass das, was abgelaufen ist, nichts mit dem zu tun hat, was den Menschen vor der Wahl zugesagt worden ist. Mit den Spitzenkandidaten war ja eigentlich schon vor der Wahl bekannt, wer Europa führen sollte. „Dieses Prinzip ist nicht umgesetzt worden“, so Weber. „Ich würde auch soweit gehen, dass Schaden verursacht worden ist an der Idee eines demokratischen Europas“, so Weber weiter. „Das wird uns noch viele Kopfschmerzen in den nächsten Jahren verursachen.“ Er selbst habe gewusst, dass er den Schaden nicht heilen könne, indem er weiteren Schaden verursacht – „man versucht dann, Europa Zukunft und Handlungsfähigkeit zu geben. Aber es schmerzt, es tut persönlich weh!“

Politik sei ein sehr hartes Geschäft, dessen sei er sich bewusst, so Weber. Er brenne für ein geeintes Europa, ein demokratisches Europa, das aus dem Parlament heraus entsteht. Wenn es nun aber Kräfte gebe, die seine Ideen nicht unterstützen, müsse er das akzeptieren, „ohne meine Ideen zu verraten“. „Ich werde für dieses Europa kämpfen“, so Weber, da könne ihn auch niemand abhalten – „egal ob der Orbán heißt oder Macron“. Nur der Wähler entscheide, wer ein politisches Amt übernehmen soll, so Weber. Vorbedingungen dürfe es hier nicht geben. „Ein Hilfsarbeiter, der keinen Schulabschluss hat, kann theoretisch Ministerpräsident werden, der kann Kanzler werden.“ Insofern sei es falsch, mit dem Argument, ein Kommissionspräsident müsse Erfahrung haben, das Prinzip der Spitzenkandidaten zu umgehen. „Es kann doch nicht sein, dass wir da Kriterien aufstellen!“ Er hadere mit diesem Politikverständnis, dass man bestimmte Kriterien erfüllen müsse.

Weber bemängelte auch die mangelnde Unterstützung. Es habe eine „unheilige Allianz“ zwischen dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán gegeben. Zudem habe er keinen starken Partner gehabt, der seine Wahlniederlage eingestanden hätte, um den Weg für ihn frei zu machen. Damit spielte er auf die Sozialdemokraten und deren Spitzenkandidaten Frans Timmermans an. Auch hier habe es Bestrebungen gegeben, ihn als Kommissionspräsidenten zu verhindern. Das demokratische Europa habe einen massiven Rückschlag erlebt, die Frage sei nun, ob man den Rückschlag so hinnehme oder ob man versuche, in den nächsten Jahren dafür zu sorgen, dass endlich die Bürger entscheiden. „Ich möchte, dass die Bürger Europas entscheiden“, so Weber.

Seine Aufgabe sei es nun, die Versprechen, die er als Kandidat gegeben hat, umzusetzen. Darüber wolle er auch mit Ursula von der Leyen sprechen, so Weber.

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Manfred Weber bei Markus Lanz

Kelheim