Kommentar der Woche
Das ist nicht bunt

04.12.2017 | Stand 04.08.2023, 2:34 Uhr
−Foto: Foto: Suzanne Lehner

Wochenblatt-Redakteur Hannes Lehner über das heutige Verständnis von einer bunten Gesellschaft.

DEGGENDORF Deutschland ist bunt und vielfältig. Für viele Menschen aus allen Herren Länder ist es der Ort der Sehnsucht, wo sie leben möchten. Das ist gut so. Deshalb verstehe ich nicht, wieso einige, darunter auch deutsche Politiker, die deutsche (Leit-)Kultur infrage stellen, wenn doch so viele hier leben möchten. Zu einem Land gehört nun mal zwangsläufig auch die Kultur. Ich behaupte sogar, ein Land und seine Leistungen werden durch seine Kultur definiert – neben seinen Landesgrenzen und seiner Flagge, mit denen manche ja auch Probleme haben.

Aber was mir mittlerweile total auf den Zeiger geht: Es leben etliche Volksgruppen mit vielen Glaubensrichtungen in unserem Land. Sie fallen nicht auf, sie leben einfach zusammen mit uns ihr Leben nach dem Motto Leben und leben lassen. Es gibt keine Probleme.

Wieso dreht sich dann in diesem Land neuerdings alles nur noch um eine einzige Glaubensgruppe? Es gibt Emojis (Bildzeichen) mit Kopftuch, eine Barbie-Puppe mit Hidschab, und, und, und. Politiker wie Martin Schulz überschlagen sich damit, Muslimen zum Opferfest zu gratulieren. Das Erste zeigt mit „Brüder“ die Geschichte eines deutschen IS-Kämpfers, das ZDF mit „Bruder – Schwarze Macht“ die Radikalisierung eines Deutschtürken. Die Vhs bietet mit „Demokratie leben“ einen interreligiösen Dialog zum Thema „Die Feste im Jahreskreis bei Christen und Muslimen“.

Ich finde das nicht mehr bunt, sondern einseitig. Was ist mit all den anderen Religionen, die friedvoll und unaufdringlich in diesem Land ausgeübt werden? Es gibt sicher Leute, die das Druidentum, Buddhisten oder Agnostiker interessanter finden. Warum soll ich mir im Fernsehen ansehen, wie Moslems radikalisiert werden? Zum Verstehen trägt dies sicher nicht bei. Ich jedenfalls habe dafür kein Verständnis.

Wir schmeißen sogar noch unsere eigene Kultur über Bord, um ja die neuen Mitbürger nicht auszugrenzen. Aus dem Martinsfest wird ein Lichterfest, aus Weihnachten ein Winterfest, Firmen lassen Kreuze und andere christliche Symbole aus Fotos verschwinden ... Ich verstehe das nicht. Kann man den anderen nur respektieren, wenn man sich selbst verleugnet? Ich glaube nicht, im Gegenteil. Man wird selber nicht mehr respektiert.

Deggendorf