Starkbierfest des Hofbräuhauses TS
„Mit dem Metzgerbeil gegen die Heuchelei der Gutmenschen“

27.02.2018 | Stand 13.09.2023, 14:32 Uhr
−Foto: Foto: Axel Effner

Beim Starkbierfest des Hofbräuhauses Traunstein wurde auf der Bühne kräftig ausgeteilt.

TRAUNSTEIN. Starkes Bier und starke Sprüche: Dass diese Mischung gerade in der Fastenzeit gut zusammenpasst, bewies einmal mehr das Starkbierfest des Hofbräuhauses in Traunstein. Im letzten Jahr erst hatte das Führungsteam der Brauerei eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man keinem Aufreger aus dem Wege geht. Stein des Anstoßes war ein angeblich „sexistischer Skandal-Bierdeckel“ mit Dirndl-Dekolleté und der Überschrift „Was darf’s sein?“, der neben der überregionalen Presse nicht zuletzt die Frauenzeitschrift „Emma“ intensiv beschäftigt hat.

So war es kein Wunder, dass sich Bräu Maximilian Sailer und Vater Bernhard, Marketing-Chefin Katharina Gaßner und Geschäftsführer Josef Schumacher in ihrem Eingangs-Sketch das „Schlachten des Gutmenschen“ vorgenommen hatten. Political Correctness, Gender-Debatte und die „#metoo“-Kampagne boten reichlich Material für eine launig-derbe Abrechnung nach Hofbräuhaus-Art. Passend dazu gekleidet mit blutiger Metzgerschürze, Messer und Hackebeil in der Hand. Eine der Einsichten daraus: Legt man strenge Maßstäbe an, ist bereits Schneewittchen das erste Opfer gewesen, das in der aktuellen #metoo-Debatte berücksichtigt werden müsste. Oder: Darf man die Einwohner der österreichischen Landeshauptstadt Wien als „Würstel“ bezeichnen und wenn ja, wie hält man es dann mit den Regensburgern oder den Frankfurtern? Was haben die bayerischen Männer im Kopf? FC Bayern, Autos und Frauen, das bilanzierten Franz-Josef und Christa Fuchs sowie Gabi Trattler in ihrem Familiensketch auf der Bühne. Kritisch nahmen sie dabei auch noch die hohe Politik, die abnehmende Schwimmfähigkeit bayerischer Kinder, Feinstaub- debatte und Affentests oder die Probleme mit SUVs in engen Parkhäusern auf die Schippe.

„Basis“ zum Unwort des Jahres auserkoren

Gut auszuteilen wusste auch Albert Rosenegger in seinen politischen Tiraden beim Derblecken. Neben den politischen Pirouetten zwischen Jamaika-Koalition und Groko-Marathons erklärte er den Begriff „Basis“ zum Unwort des Jahres und definierte ihn als „dogmatisch verseuchte Proletenversammlung der SPD“. Die Frage seines Enkels nach der Merkelraute, so verriet Rosenegger, habe er so erklärt, dass die Politikerin damit ihr großes Herz andeute, das ihr aber offensichtlich bereits in die Hose gerutscht sei. Sehr gewöhnungsbedürftig sei es, wenn Markus Söder als frischgebackener Ministerpräsident „Bayern rocken“ wolle. Ihr Fett weg bekamen auch der türkische „Völkerrechts-Erdbestatter“ Erdogan und Politiker aus Österreich („globale Fußnote“).

Traunsteins Oberbürgermeister Christian Kegel wiederum mache sich wohl an Allerheiligen Gedanken über die Millionengräber der Stadt, so mutmaßte Rosenegger, wenn er zum Beispiel darüber nachdenke, dass die Große Kreisstadt nicht nur die Klosterkirche, sondern auch noch gleich Gutachter und Baufirmen mitsaniere. Hoffnung gebe die Anpflanzung eines Apothekergartens im neu geplanten Salinenpark. Aufgüsse aus hirnstärkendem Ginseng könnten der Stadtratsversammlung neuen Schwung geben. Nach dem negativen Bürgerentscheid sei auch das Rosenfest als „auf Bonsaigröße zugeschnittene Landesgartenschau“ ein echter Trost. Mit dem traditionellen Orden „für nix und wieder nix“ wurde beim Starkbierfest Landratsstellvertreter Sepp Konhäuser ausgezeichnet. Der könne seine Arbeit durchaus öfter ins rechte Licht rücken anstatt nur als Sprecher und Katastrophenwarner der Chiemgau Impact-Initiative öffentlichkeitswirksam aufzutreten.

Berchtesgadener Land