So geht Werbung
Landärzte reißen sich um Stelle in Kollburg ...

21.08.2019 | Stand 04.08.2023, 10:10 Uhr
−Foto: n/a

... oder doch um die fesche Bürgermeisterin? Kollnburg wird nach Josefa Schmids Coup von Anfragen bis aus Arabien regelrecht überrollt.

KOLLNBURG Ganz schön pfiffig! Bei der Suche nach einem Hausarzt für die Gemeinde Kollnburg, hat Bürgermeisterin Josefa Schmid einen raffinierten Werbe-Coup gelandet. Ein Hinweis in der Stellenanzeige des Deutschen Ärzteblattes reichte, schon berichtete die gesamte Medienwelt Deutschlands und darüber hinaus über Kollnburgs Hausarztsuche – völlig kostenlos. „Geheimtipp: Die Bürgermeisterin ist noch unverheiratet!“, heißt es in der Anzeige - ganz so, als würde es neben der Stellung als Landarzt bei Gefallen auch noch Liebesglück winken.

Weiß-blauer Himmel, eine idyllische kleine Gemeinde im Bayerischen Wald, imposante Landschaft, nette Patienten, ein tolles Haus, eine fesche Bürgermeisterin, ... die Szenerie scheint einem besonders schnulzigen Heimatfilm aus den 50er Jahren entsprungen zu sein. Fehlt nur noch das zutrauliche Bambi, das morgens auf der Terrasse steht, um das glücklich verliebte Paar zu begrüßen. Als Titel der Liebesromanze würde sich anbieten: „Der Landarzt und die Bürgermeisterin“. Da könnte selbst Marianne Koch mit ihren Liebesfilm „Die Landärztin“ aus dem Jahr 1958 einpacken. Genau dieses romantische Klischee hat nun Kollnburg Bürgermeisterin Josepha Schmid jetzt geschickt für sich genutzt.

Wie vom berichtet (Wochenblatt vom 26. Juni 2019), gibt es in Kollnburg bereits seit fast 30 Jahren keinen Hausarzt mehr. Die Rathauschefin kündigte deshalb an, bundesweit nach einem Landarzt für die Gemeinde zu suchen. Als Vorzüge für die Gemeinde warf sie eine vorhandene Immobilie, ein attraktives Wohnbaugebiet, Kita-Plätze, intakte Dorfgemeinschaft und Förderung bei der Praxisausstattung in die Waagschale. Zudem kündigte sie augenzwinkernd noch ein weiteres Schmankerl an. Die Ankündigung hat sie nun wahr gemacht. In einer Stellenanzeige der Gemeinde Kollnburg im Deutschen Ärzteblatt mit einer Auflage von 370 000 sucht die Gemeinde nach einem Allgemeinmediziner mit dem kecken Zusatz „Geheimtipp (siehe Ausriss): Die Bürgermeisterin ist noch unverheiratet!“

Sogar die London Times berichtet über die kecke Anzeige

Dieser „Geheimtipp“ der 45-jährigen Rathauschefin, die wirklich noch unverheiratet ist, schlug wie eine Bombe ein. Nicht nur die gesamte deutsche Medienlandschaft wie Bild, Focus bis hin zu Lokalblättern berichteten über die ungewöhnliche Stellenausschreibung und rührte so völlig kostenlos die Werbetrommel für Kollnburg. Die kecke Landarztsuche schlug Wellen bis ins Ausland. „Auch österreichische und südtiroler Medien berichteten darüber“, freut sich Josefa Schmid. „Sogar die Times hat sich gemeldet, weil es ja auch in Großbritannien einen Ärztemangel gibt“, staunt die Bürgermeisterin über die Lawine, die sie da losgetreten hat.

Dabei schwankte sie bis zuletzt, ob sie den unkonventionellen „Geheimtipp“ wirklich bringen sollte. Formuliert hat sie die Stellenanzeige zusammen mit ihrer Gemeinde-Geschäftsleitung. „Ich wollte erst schon kneifen“, gesteht Josefa Schmid. Aber auch die Dame in der Anzeigenabteilung des Ärzteblattes habe ihr dann zugesprochen, den unkonventionellen Geheimtipp zu bringen.

Josefa Schmid wollte erst schon kneifen

Im Nachhinein bereut sie es keine Sekunde. „Natürlich gebe ich gerne Interviews dazu, den Spaß mache ich mit!“, schmunzelt sie. Denn der Erfolg ihres medialen Kniffs gibt ihr recht. Die Gemeinde Kollnburg wird regelrecht mit Anfragen aus dem In- und Ausland überrollt. „An die drei Dutzend Anfragen haben wir sogar aus dem arabischen Raum“, staunt die Single-Bürgermeisterin. Und die Ärzte hätten durchaus Humor gezeigt. Es sollen auch Bewerbungen darunter sein, bei denen es weniger um die Landarztstelle als um die ledige Bürgermeisterin geht. Jetzt gehe es für sie aber erst einmal darum, einen Landarzt für Kollnburg zu finden.

Und da schaut es schon sehr gut aus. Die Gemeinde ist derzeit schon konkret mit einem Arzt aus Hannover und einem aus NRW im Gespräch. Noch in dieser Woche wird sich zudem eine Ärztin aus dem hessischen Offenbach in Kollnburg vorstellen. „Sie macht mit ihrer Familie und den zwei Kindern seit Jahren Urlaub bei Bogen und würde gerne nach Niederbayern umziehen“, weiß Josepha Schmid.

Der Medien-Cup, den die umtriebige Bürgermeisterin da gelandet hat, zahlt sich somit voll aus. Die Kollnburger Rathauschefin ist ohnehin bekannt dafür, unkonventionelle Wege zu gehen. Legendär ist etwa ihr Beitrag für das Männermagazin „Penthouse“ oder ihre Schlager-Liebesschnulze „Tiziano“. Zuletzt geriet sie als Beamtin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in die Schlagzeilen, nachdem sie Missstände angeprangert hatte.

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