Empfang mit Landrätin Rita Röhrl
Pilsener Bezirkshauptmann zu erstem Besuch im Landkreis Regen

13.04.2018 | Stand 20.07.2023, 12:02 Uhr
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Zum ersten Mal seit mehreren Jahren war wieder ein Pilsener Bezirkshauptmann im Landkreis Regen zu politischen Gesprächen zu Gast. Regens Landrätin Rita Röhrl traf sich mit Josef Bernard im Bodenmaiser Hotel Mooshof. Im Mittelpunkt des mehrstündigen Gespräches standen dabei die Gemeinsamkeiten der Regionen und das Ausloten von neuen Zusammenarbeitsmöglichkeiten.

BODENMAIS „Ich freue mich darauf, Sie und den Landkreis Regen kennenzulernen“, sagte Bernard bei der Begrüßung und Landrätin Röhrl sagte, dass es ihre eine Ehre ist, den ranghöchsten Politiker aus dem Bezirk Pilsen im Landkreis Regen zu begrüßen. Im Gespräch stellte zunächst Bezirkshauptmann Bernard den Bezirk Pilsen vor. „Unsere Landschaft ist genauso schön wie Ihre“, stellte er fest und auch sonst fand er einige Gemeinsamkeiten. Die Region Pilsen sei die Heimat von vielen hart arbeitenden Menschen mit einem großen handwerklichen Geschick. Die Gelder seien relativ niedrig, dennoch belegt der Bezirk Pilsen beim Brutto-Inlandsprodukt Tschechiens den zweiten Rang nach der Region Prag. „Das Herz der Region ist die Stadt Pilsen mit ihren rund 170000 Einwohnern“, erklärte der Bezirkshauptmann. Durch die Grenznähe gebe es bereits bei vielen Unternehmen eine gute Zusammenarbeit mit deutschen Partnern. Von den rund 200000 Arbeitskräften im Bezirk Pilsen kommen rund 40000 aus dem Ausland, die meisten davon aus der Slowakei, der Ukraine und aus Vietnam. Bei der Integration dieser habe man verpasst sich auf die Familien zu konzentrieren, so Bernard weiter. Als Bezirkshauptmann möchte er die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Oberpfalz und Niederbayern festigen. Er setze sich zudem sehr für einen Schüleraustausch und Sprachprogramme ein. Seiner Meinung nach wäre es gut, wenn man im Grenzgebiet auf beiden Seiten jeweils die andere Sprache bereits im Grundschulalter lernen würde. Er wisse, dass es in beiden Ländern noch Vorurteile gebe, aber wenn man sehe, wie gut die Kinder miteinander umgehen, dann sehe man auch, „dass die Zeit für uns arbeitet.“

Landrätin Rita Röhrl stellte bei ihrer Vorstellung des Landkreises Regen fest, dass man „von hinten bis vorne die gleichen Probleme hat.“ Sie erklärte, dass Niederbayern und vor allem der Landkreis Regen eine bayerische Aufsteigerregion ist, dass hier aber dennoch relativ niedrige Löhne gezahlt werden. Einen Vorteil sah sie aber für den Landkreis Regen: „Bei uns gibt es viele Firmen, die hochwertige Produkte hier entwickeln und herstellen.“ Sie stellte die zunehmende Bedeutung der grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen heraus und betonte wie schon Bernard, dass vor allem die Kinder über die künftigen Beziehungen entscheiden werden. Auch Röhrl plädierte hier für einen Austausch. Sie brachte in diesem Zusammenhang das deutsch-tschechische Schulprojekt am Gymnasium Zwiesel zur Sprache. Hier versuche man derzeit das Projekt langfristig aufzustellen. Röhrl erklärte, dass sich der Freistaat Bayern grundsätzlich zur Förderung bereit erklärt habe, sich aber eine Unterstützung von Seiten Tschechiens wünschte. Bernard zeigte sich am Projekt sehr interessiert und bat um mehr Informationen. Bei einem weiteren Termin soll demnach über eine konkrete und dauerhafte Unterstützung gesprochen werden. „Grundsätzlich kann ich mir eine Unterstützung gut vorstellen, doch um entscheiden zu können, brauche ich belastbare Daten und Zahlen“, betonte er.

Die beiden Politiker diskutierten über viele weitere Themen, insbesondere auch über den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Beide wünschten sich einen ÖPNV, der nicht an der Grenze endet mit einem Ticketsystem, das nicht an der Grenze endet. Sie vereinbarten, dieses Thema mit Experten aus beiden Ländern in einem gesonderten Termin erneut zu besprechen.

Auch über die Koordinierungsstelle Bayern-Tschechien/Grenzüberschreitendes Netz­werkmanagement wurde diskutiert. Die Stelle ist in der Arberland REGio GmbH angesiedelt und die Förderung läuft demnächst aus. Hier warb der Arberland Regio-Geschäftsführer Herbert Unnasch für eine weitere Förderung und Hauptmann Bernard sicherte hier seine Unterstützung zu.

Beide Politiker, Bernard wie Röhrl, zogen am Ende des mehrstündigen Treffens ein positives Fazit. Sie vereinbarten, sich regelmäßig treffen zu wollen und sicherten sich gegenseitig Unterstützung zu. Röhrl betonte, dass sie, wie schon ihr Vorvorgänger Heinz Wölfl, gerne die Interessen der niederbayerischen Landräte bei den tschechischen Nachbarn vertreten wolle und Bernard stellte fest, dass auch er es begrüßen würde, wenn die Landrätin aus dem Landkreis Regen aktiv an der grenzüberschreitenden Kooperation arbeiten würde.

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