Fachkräftemangel:
Süddeutsche Unternehmen besonders stark betroffen

26.03.2018 | Stand 20.07.2023, 13:01 Uhr
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Wachsende Probleme durch Fachkräftemangel: Knapp die Hälfte der Unternehmen klagt über einen Mangel an qualifizierten Bewerbern.

Besonders betroffen sind die südlichen Regionen Deutschlands, wie eine Studie belegt.

Hohe Nachfrage, zu wenige Bewerber

Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) belegt, dass bei 47 Prozent der deutschen Unternehmen fehlende Fachkräfte die Produktivität hemmen. Im Rahmen der Studie hatte das Institut die Zahl der freien Stellen, die im Beobachtungszeitraum ausgeschrieben waren, mit der Anzahl der Arbeitssuchenden mit passender Qualifikation abgeglichen. Ergebnis der Analyse: Der Fachkräftemangel wird für die Wirtschaft zu einem immer größeren Problem. Für Innovationen hat er ebenso negative Folgen wie für die Wettbewerbsfähigkeit.

Mit Abstand am größten ist der Mangel an Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung. Ungefähr zwei Drittel aller ausgeschriebenen Stellen fallen in diese Kategorie. Besonders Kältetechniker sind gefragt: Im Schnitt kommen gerade mal 21 Arbeitssuchende mit entsprechender Qualifikation auf 100 unbesetzte Stellen. Bei der Altenpflege ist es ähnlich. Hier weist die Analyse des IW 22 ausgebildete Fachkräfte auf 100 offene Stellen aus.

Generell belegen die technischen, handwerklichen und Pflegeberufe im Ranking der Berufe mit dem größten Mangel an Fachkräften die vorderen Ränge.

Zu wenig Fachpersonal in Baden-Württemberg

Spitzenreiter bei den Regionen mit dem größten Fachkräftemangel ist der Süden: Hier belegt Baden-Württemberg den ersten Platz. Platz zwei nimmt Thüringen ein, gefolgt von Rheinland-Pfalz. In Bayern hat sich die Situation zuletzt leicht gebessert: Vor allem in München fällt es Unternehmen verhältnismäßig leicht, neue Mitarbeiter zu rekrutieren. In anderen Regionen Bayerns sieht es allerdings anders aus: So ist in Regensburg und auch in Ingolstadt der Mangel an Fachkräften besonders hoch.

Negativ bemerkbar macht sich der Fachkräftemangel auch in Brandenburg: Die Lage spitzt sich dort zu, weil es viele junge, gut aus gebildete Fachkräfte nach Berlin zieht. In der Hauptstadt sieht es dann wieder ähnlich aus wie in München: Firmen können offene Stellen zumeist schnell besetzen.

Kleine Unternehmen auf Fachkräftesuche

Kleinere und mittelgroße Unternehmen fällt es zunehmend schwerer, Fachkräfte zu finden und an sich zu binden – nicht nur in Bayern oder Baden-Württemberg. Auch im Norden macht sich der Fachkräftemangel breit, vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen aus der Technikbranche:

So sucht beispielsweise die transprotec GmbH aus Hamburg, Hersteller und Dienstleister in den Bereichen Seilwinden, Kettenzüge, Krantechnik und Energiezuführungen, derzeit einen Kundendienstmonteur. Ein Industrieanlagenelektroniker mit Expertise in Antriebs-, Regel- und Steuertechnik wäre die Idealbesetzung für den Job als Service-Monteur. Doch kleine Unternehmen habe es bei der Suche nach Fachkräften nicht leicht: Laut Umfrage des IW bleibt bei ihnen jede dritte freie Stelle unbesetzt.

Fachkräftemangel hat mehrere Ursachen

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften hat mehrere Gründe: Da ist zunächst der demografische Wandel, der sich gerade in den neuen Bundesländern bemerkbar macht. Dort gehen immer mehr Fachkräfte in Rente, gleichzeitig steht immer weniger Nachwuchs bereit, um die Lücke zu schließen. Diese Entwicklung wird sich auch in den alten Bundesländern bemerkbar machen, wenn die Babyboomer das Rentenalter erreichen.

Eine weitere Ursache ist, dass es viele junge Fachkräfte nach ihrer Ausbildung aus den ländlichen Regionen in Metropolen wie Berlin, Hamburg und München zieht.