Schlechte Zeiten für Deutsche Sparer
Auch 2018 kaum lohnende und sichere Renditen möglich

23.03.2018 | Stand 26.07.2023, 9:00 Uhr
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Deutschland war in Bezug auf die Geldanlage in der Welt schon immer einmalig. Wir haben uns über viele Jahrzehnte den Ruf aufgebaut, leicht spießige Kleinsparer zu sein. Auch wenn das nicht so ganz stimmen mag, sind Sicherheit und Solidität für viele Anleger auch heute noch das wichtigste Argumente beim Investieren von Geld.

Dies zeigt auch eine Umfrage aus dem Jahr 2017, die das Portal Dasinvestment.com veröffentlicht hat. Demnach liegt das Sparbuch mit einer Quote von 42% der genutzten Geldanlagen nach wie vor auf Platz 1. Doch für alle, die gerne sicher sparen, gibt es auch 2018 eine schlechte Nachricht: Die Zinsen befinden sich nach wie vor im Keller. Warum das so ist und welche Ausweichstrategien Anleger nutzen können, wird in diesem Artikel näher erklärt.

Warum liegen die Zinsen für sichere Geldanlagen nach wie vor so niedrig?

Ein genauerer Blick auf die Renditen für Tagesgeld, Festgeld und auch Sparbücher zeichnet ein deprimierendes Bild. Nach wie vor lassen sich dabei kaum nennenswerte Renditen verzeichnen. Doch worin liegt der Grund für die niedrigen Zinssätze der Zinseinlagen? Die Frage lässt sich recht einfach beantworten, denn sie sind die unmittelbare Folge der EZB-Zinspolitik. Die Europäische Zentralbank hat auch im März die Leitzinsen auf ihrem historisch niedrigen Stand belassen:

- Refinanzierungssatz (0,0%): Hierbei handelt es sich um den Zinssatz, zu dem sich Banken neues Geld von der EZB beschaffen können. Aktuell ist dies zum Nulltarif möglich, so dass die Banken kaum Interesse an den Geldeinlagen der Kunden haben. Somit liegen die Zinssätze entsprechend niedrig.

Einlagefazilität (-0,4%): Dieser Zinssatz ist fast noch entscheidender für die niedrigen Zinsen. Er beschreibt die Vergütung, die Banken am Ende eines Tages für Guthaben bei der Zentralbank erhalten. Ein solches Guthaben entsteht, sobald eine Bank Teile ihres Kapital nicht in andere Bankgeschäfte investiert hat. Aktuell müssen die Banken für solche Guthaben Strafzinsen zahlen. Gerade deshalb trachten die Banken, dies zu vermeiden und sind kaum motiviert, Kundengelder anzunehmen.

Solange sich also die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank nicht ändern, können Anleger nicht auf höhere Zinsen bei Tagesgeld und Co. hoffen.

Strategien für Anleger in Niedrigzinsphasen – welche Möglichkeiten bleiben?

Die Möglichkeiten im Bereich der Geldanlage sind deutlich vielfältiger als Sparer meist denken. So existieren zahlreiche Strategien und Überlegungen, um trotz Niedrigzinsen attraktive Renditen zu erzielen. Dafür müssen Sparer jedoch teilweise umdenken und sich auf andere Ansätze zur Geldvermehrung einlassen. Folgende Möglichkeiten haben sich dabei durchaus als interessant erwiesen:

1. ETF – Börsengehandelte Fonds als sichere Alternative?

Börsengehandelte Fonds werden nicht von einer Investmentgesellschaft ausgegeben, sondern an der Börse gekauft und verkauft. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um passiv gemanagte Indexfonds. So wird durch einen Korb verschiedener Aktien der Verlauf eines bestimmten Indizes (z.B. DAX oder STOXX Europe 50) abgebildet. Auch wenn es je nach Art der Indexnachbildung (vollständige Nachbildung oder synthetische Nachbildung) gewisse Risiken gibt, bieten ETFs zahlreiche Vorteile:

- Niedrige Kosten, da kein aktives Fondmanagement erfolgt

- Begrenztes Kursrisiko, da der Anleger gleichzeitig in die Wertentwicklung Aktienwerte investiert

- hohes Maß an Flexibilität, da die Fondsanteile wiederverkauft werden können

2. Investment in Immobilien – heute gibt es viele Möglichkeiten

Von einem Eigenheim träumen sehr viele Menschen in Deutschland. Ein entsprechendes Investment kann genauso interessant wie der Erwerb einer Immobilie, um damit dauerhaft Mieteinnahmen zu erzielen. Leider verfügen nur die Wenigsten über genug Kapital, um eine Immobilie komplett daraus zu bezahlen. Wer nicht den Weg über eine Finanzierung gehen möchte, kann heute auch auf Alternativen setzen:

- Offene Immobilienfonds bieten die Möglichkeit, sich an einem Sondervermögen zu beteiligen, welches meistens verschiedene Immobilien im Portfolio hat.

- Immobilienanleihen stellen eine weitere Möglichkeit und bieten statt einer Gewinnbeteiligung eine feste Verzinsung.

- Immobilien-Crowdinvesting ist für Privatanleger ein ganz neuer Trend und ermöglicht es einzelnen Anlegern, sich mit einem kleinen Kapitalbeitrag an einem Bauprojekt zu beteiligen.

All diese Optionen bieten neben attraktiven Renditechancen natürlich auch gewisse Risiken. Aus diesem Grund ist es wichtig, niemals sein Kapital in eine dieser Optionen zu platzieren. Mit der richtigen Risikostreuung können Immobilien jedoch durchaus eine interessante Alternative darstellen.

3. Aktien als Geldanlage – selbst investieren oder auf Fonds bauen?

Aktien haben in Deutschland nach wie vor einen recht schweren Stand, da sie als äußerst risikobehaftet gelten. Dies mag für Einzelwerte bei kurzfristiger Betrachtung durchaus stimmen. Mit einer entsprechenden Diversifizierung und über längere Zeiträume haben Aktien sich jedoch als sehr erfolgreich herausgestellt. Wer die entsprechende Risikostreuung und die Portfolio-Kontrolle nicht selbst übernehmen möchte, kann dabei auch auf Aktienfonds setzen. Diese bringen wiederum zusätzliche Kosten für die Fondsverwaltung mit sich, so dass ein genauerer Blick auf entsprechende Risiken zu empfehlen ist.

Es gibt heute also zahlreiche Möglichkeiten, bei überschaubarem Risiko trotzdem attraktive Gewinne mit dem eigenen Kapital zu erzielen. Die Rendite ist zwar nicht so sicher und planbar wie beim Tagesgeld oder Festgeld, dafür können Anleger auf diesem Weg mehr erwirtschaften als einen Inflationsausgleich und somit auch in punkto Altersvorsorge punkten.

Aktien sind als Geldanlage sehr lukrativ, jedoch ist es wichtig, richtig mit den jeweiligen Risiken umgehen zu können. Eine passende Strategie kann ein Aktieninvestment jedoch zu einer soliden Anlagemöglichkeit machen. −Foto: www.pixabay.com / Mediamodifier

Fazit

Die sehr lange Phase der Niedrigzinsen in Europa hat herkömmliche Sparprodukte wie Festgeld, Tagesgeld und das Sparbuch zu unattraktiven Optionen gemacht. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie Anleger mit Ihrem Kapital heute überhaupt noch interessante Renditen erzielen können. Glücklicherweise existieren entsprechende Alternativen auf den Kapitalmärkten. Auch wenn Aktien, Immobilien und Fonds durchaus gewisse Risiken mit sich bringen, lassen sich diese durch entsprechende Risikostreuung und gute Planung zumindest abmildern. Wer also unter den aktuellen Marktgegebenheiten trotzdem noch eine Rendite für sein Kapital erhalten möchte, sollte sich neuen Strategien gegenüber öffnen. Nur so ist es möglich, geplante Finanzprojekte wie ein Eigenheim, den Kauf eines Autos und auch die eigene Altersvorsorge entsprechend finanziell vorzubereiten.

(Bildnachweise) Titelbild: Pixabay @ geralt / Infografik: Pixabay @ Mediamodifier