Nachhaltigkeit ist in aller Munde
Deutsche finden Fairtrade gut – fremdeln aber mit fairer Mode

19.03.2018 | Stand 24.07.2023, 19:56 Uhr
−Foto: Foto: photomix-company

Worauf achten die Deutschen beim Kauf neuer Textilien, welche Kriterien sind kaufentscheidend?

Lieber modisch als fair: Eine aktuelle Studie liefert eher ernüchternde Ergebnisse..

Fairness-Aspekt bei Mode nicht kaufentscheidend

Wer nachhaltig leben möchte, der sollte doch auch auf Fairtrade-Kleidung Wert legen – möchte man meinen. Die Mehrheit der Bundesbürger achtet beim Kleidungskauf aber in erster Linie auf Bequemlichkeit. In Freizeit und Job soll es für rund drei von vier Deutschen leger zugehen. Ob das Textil nachhaltig und fair produziert wurde, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Das geht aus einer repräsentativen Studie hervor, die das Kaufverhalten und die Präferenzen der Deutschen beleuchtet. Für die Studie hat das Hamburger Marktforschungsinstitut Innofact im November 2017 mehr als 1.000 Personen befragt.

Etwa zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten sprechen sich für die möglichst schadstofffreie Herstellung von Textilien aus und sagen: „Ja, ich glaube, dass faire Kleidung wichtiger wird!“ Da liegt die Vermutung nahe, dass die Mehrheit bei der Anschaffung neuer Textilien darauf achtet, dass die Kleidungsstücke aus fairem Handel stammen – das tut tatsächlich aber nur ein Drittel.

Andere Kriterien wie zum Beispiel die Optik (64 Prozent) entscheiden eher darüber, welcher Pullover, welche Hose oder welches Hemd Platz im Kleiderschrank findet. Aus der Studie geht außerdem hervor, dass jeder zehnte Deutsche seine Altkleider einfach in die Mülltonne wirft, anstatt sie zu spenden oder recyceln zu lassen – gelebte Nachhaltigkeit sieht anders aus.

Fairtrade-Siegel ist bekannt – Fairtrade-Mode aber von Skepsis begleitet

„Das Fairtrade-Siegel kennzeichnet Waren, die aus fairem Handel stammen und bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden“, so steht es auf der offiziellen Internetseite von Fairtrade Deutschland. Seit der Einführung macht das Siegel den Welthandel für Lebensmittel, Rohstoffe und Textilien sukzessive ein bisschen gerechter.

Das Fairtrade-Label ist mittlerweile in der Bevölkerung bekannt und genießt einen guten Ruf. Die meisten Befragten verbinden es mit fairen Arbeits- und Handelsbedingungen, von denen die Arbeiter auf den Baumwollplantagen und in den Produktionsstätten profitieren. Immerhin 22 Prozent halten die Zertifizierung allerdings für „Geldmacherei“. Und nur jeder Fünfte glaubt, dass Fairtrade-Bekleidung auch eine hohe Qualität haben kann. Es gibt beim Thema Fairtrade also noch viel Aufklärungsbedarf in Deutschland.