Nachhaltigkeit in der Kunststoffverarbeitung:
Innovative Konzepte für Recycling und Co.

23.11.2020 | Stand 24.07.2023, 21:51 Uhr
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Kunststoff ist ein Werkstoff, der aus der Welt nicht wegzudenken ist. So belastbar der Stoff für die Umwelt sein kann, genauso wichtig ist er zugleich als Verpackungsmaterial. Denn leichteres Gewicht, günstigere Hygieneeigenschaften und hohe Dichte machen Kunststoff im Vergleich zu konkurrierenden Materialien für die Verpackung nahezu unentbehrlich . Im Rahmen innovativer Konzepte rückt daher die Nachhaltigkeit anstelle eines Ersatzes in den Vordergrund: Wie ist es möglich, Kunststoff mit möglichst minimalem ökologischen Fußabdruck zu nutzen? Zwei Konzepte und einige weitere interessante Fakten dazu.

Das Jokey Eco Concept

Im Jokey Eco Concept werden die vorteilhaften Eigenschaften des Kunststoffs als Verpackungsmaterial vollwertig anerkannt . Das Ziel ist es, ihn als eine wertvolle Ressource zu begreifen, aber zur Verringerung der negativen Auswirkungen auf die Umwelt komplett im Kreislauf zu behalten. Das Konzept des Unternehmens Jokey setzt sich aus zehn Aspekten zusammen:

1) Konsequente Ausrichtung auf höchste Energie- und Ressourceneffizienz

2) Weltweite Rückführung der Jokey-Verpackungen in den Wertstoffkreislauf

3) Ziel der Klimaneutralität bis 2030; davor Angebote an Kunden, durch Zertifikate den CO2-Ausstoß auszugleichen

4) 100-prozentige Nutzung von Sekundärrohstoffen zur Fertigung von Jokey-Verpackungen

5) Nutzung nachwachsender Rohstoffe, die die strengen Zertifizierungskriterien erfüllen, als Alternative zu Neu-Kunststoffen

6) Prüfung der Jokey-Produkte aus Neu-Kunststoffen im Hinblick auf physiologische Unbedenklichkeit

7) Leichtere Produkte durch höhere Materialeffizienz

8) Durch Anwendung von sortenreinem Kunststoff sind die Jokey-Verpackungen auf unkomplizierte Weise zu 100 % recyclingfähig

9) Vollständige Entleerbarkeit für maximale Nutzung des Inhalts und minimalen Aufwand im Recycling-Prozess

10) Jokey-Verpackungen sind direkt zweitnutzbar, weil sie robust, dicht und wiederverschließbar sind

Besondere Aufmerksamkeit verlangt der vierte Aspekt ab, der in der Herstellung rein aus Sekundärrohstoffen besteht: Alle Materialien, die Jokey zur Fertigung seiner Verpackungen nutzt, wurden bereits angewandt. Obwohl aus bereits genutzten und meist haushaltsnahen Sammlungen, sind die Produkte aus sogenanntem Rezyklat in derselben Qualität wie die aus Neu-Kunststoffen . Die graue Grundfarbe ist einer der wenigen Unterschiede, der die Qualität der Verpackungen nicht beeinflusst. Jokey bietet Unternehmen allerdings auch eine separate farbfrohe Gestaltung an.

Alles in allem beinhaltet das Jokey Eco Concept mehrere Aspekte, die zur Nachhaltigkeit in der Kunststoffverarbeitung beitragen. Dabei baut das Unternehmen einerseits auf bereits weitläufig bekannte Methoden (z. B. Prüfung der Produkte, höhere Materialeffizienz) und andererseits auf innovative und weniger verbreitete Methoden (z. B. Nutzung nachwachsender Rohstoffe, Anwendung von sortenreinem Kunststoff). In ihrer Gesamtheit verschmelzen alle Methoden zu einem weitreichenden und – gerade durch diese weitreichende Wirkung – innovativen Konzept.

Das Konzept von Krones

Das Konzept der Firma Krones ist weniger umfassend als bei Jokey , aber dafür mit einigen neuen Ansätzen gespickt. Neben den Aspekten Recycling, Rezyklat und Materialeffizienz bei den Verpackungen, die auch Jokey abdeckt, gibt es bei Krones zwei wesentliche neue Punkte im Konzept :

• Preforms: Hierbei handelt es sich um die im Spritzguss-Verfahren hergestellten PET-Flaschen, die bei Krones mittels einer innovativen Heißkanal-Technologie möglichst ressourcenschonend hergestellt werden.

• Sekundärverpackungen: Dies sind die Verpackungen, in denen PET-Flaschen sowie andere Erzeugnisse aus Kunststoff verpackt werden. Auch hier lässt sich sparen. Krones verfügt über die Möglichkeiten, den seitlichen Folienüberstand zu reduzieren , die Folienstärke auf ein Minimalmaß zu senken und die Folienreste auf der Folienrolle zu verringern .

Mit den Sekundärverpackungen wird ein Aspekt angesprochen, der vereinzelt noch in den Hintergrund gerät. Einige Anbieter als Vorreiter ersetzen bei Sixpacks mit Getränkeflaschen beispielsweise die Folien komplett durch ein System aus Halterungen und Griffen. So fällt der Folienverbrauch wesentlich geringer aus.

Biokunststoffe – sind sie der Trend der Zukunft?

Über Biokunststoffe wird zurzeit viel debattiert. Vor allem Jokey gewährt ihnen Raum im Rahmen des eigenen Konzepts. Aber dass Biokunststoffe nicht automatisch 100 % Bio sind , ist den wenigsten Personen bekannt. Ein Artikel des Scinexx thematisiert diesen Aspekt ausführlich. Darin wird der Unterschied zwischen biologisch abbaubaren und biobasierten Kunststoffen erklärt. Während erstere zu mindestens 90 % biologisch abbaubar sein müssen, besteht diesbezüglich keine Vorgabe bei den biobasierten Kunststoffen.

Kunststoffe auf Biobasis setzen sich zu einem Teil aus erneuerbaren Rohstoffen zusammen. Der Großteil kann hingegen auf Basis von Erdöl und anderen endlichen Rohstoffen unter hohem Ausstoß von CO2 produziert sein. Bei einem umfassenden Blick auf den Markt offenbart sich, dass ein wesentlicher Teil der Biokunststoffe auf Bio-Basis hergestellt ist, damit eine gewisse Langlebigkeit und Stärke der Produkte sichergestellt ist. Somit besteht in Sachen Nachhaltigkeit noch reichlich Luft nach oben.

Verbraucher in der Verantwortung

Ob es nun das Konzept von Jokey, Krones oder ein anderes ist: Die Verbraucher beeinflussen maßgeblich, inwiefern sich Konzepte umsetzen lassen . Jokey beispielsweise setzt sich eine weltweite Rückführung seiner Verpackungen in den Wertstoffkreislauf zum Ziel. Dabei betont das Unternehmen, dies zu tun, sofern es möglich ist: Denn wenn die Verbraucher nicht mitspielen, lässt sich das Vorhaben nur bedingt umsetzen. Die Pflicht der Verbraucher fängt bereits beim simplen Recycling an.

Praktisch ist, dass die Digitalisierung allmählich auch hier Abhilfe schafft : Seit 2020 lassen sich in Kelheim beispielsweise die Abfallbehälter über eine App digital an- und abmelden. Letztlich sind es solche Maßnahmen, die den Verbrauchern die kleinsten Pflichten vereinfachen und somit einen Beitrag leisten. In der Rolle der Verbraucher zeigt sich, dass Nachhaltigkeit in der Kunststoffverarbeitung zwar innovativer Konzepte seitens der Hersteller bedarf, aber alles in allem eine gemeinsame Aufgabe aller Menschen ist. Nur so können die angestrebten Wertstoffkreisläufe für mehr Nachhaltigkeit aufrechterhalten werden.

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