Ermittlungsarbeit
Der Fall Maria Baumer – ein Tod voller Rätsel

08.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:08 Uhr
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Es ist der Fall, der die Oberpfalz aktuell immer noch in seinen Bann zieht. Was ist mit Maria Baumer geschehen? Wer hat die junge Frau getötet? Wer hat sie im Wald bei Bernhardswald im Landkreis Regensburg verscharrt? Fragen, die die Angehörigen, die Bevölkerung und auch die Polizei nicht mehr loslassen.

REGENSBURG/MUSCHENRIED Am Beginn dieses mysteriösen Falles steht eine Vermisstenanzeige. Am Samstag, 26. Mai, so die Angaben der Verwandten, sei Maria das letzte Mal in Regensburg in der Wohnung, die sie gemeinsam mit ihrem damaligen Verlobten bewohnte, gesehen worden. Danach verliert sich die Spur der jungen Frau.

Schon bald setzt die Maschinerie der Polizei ein: Zunächst sucht die Landjugendbewegung, zu deren Vorsitzenden Maria gerade erst gewählt worden war, nach der Frau, am 6. Juli dann wendet sich die Polizei das erste Mal mit einem Foto der Vermissten an die Öffentlichkeit. Da ahnt noch niemand, dass aus dem Vermisstenfall fast eineinhalb Jahre später ein Fall werden sollte, bei dem die Polizei wegen eines Tötungsdeliktes ermittelt.

Viele Hinweise aus der Bevölkerung gehen bei der Polizei ein, dazu trägt auch der Auftritt von Marias damaligem Verlobten und ihrer Zwillingsschwester bei der Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" bei. Doch alle Hinweise – sie führen nach Gevelsberg ins Bergische Land und nach Spanien auf den Jakobsweg – bringen die Ermittlungsgruppe "Maria" ("EG Maria") nicht weiter. Die heiße Spur ist nie dabei, so manche Spur entpuppt sich letztlich doch als völliger Irrweg.

Am 8. September 2013 nimmt der Fall eine traurige Wendung. Pilzsammler finden die sterblichen Überreste von Maria Baumer in einem Waldstück bei Bernhardswald, dem Kreuther Forst. Nahe eines Weges ist Marias Leiche vergraben worden. Teile eines menschlichen Skelettes, so teilte die Polizei mit, waren damals gefunden worden. In knappen Worten schrieb die Polizei damals: "Deren Untersuchung ergab, dass es sich dabei um die sterblichen Überreste der seit Mai 2012 abgängigen Maria Baumer aus Regensburg handelt."

In Muschenried im Landkreis Schwandorf, hier stammt Maria ursprünglich her – wie auch in Regensburg war das Entsetzten groß. Irgendwie hatte man doch gehofft, dass Maria eines Tages wieder lebend auftaucht und erklärt, warum sie verschwunden ist. Mit dem Fund der Leiche war klar, dass Maria dies nie tun wird. Und klar war auch, dass die junge Frau keines natürlichen Todes gestorben ist. Nach dem Fund der Knochen überschlagen sich die Ereignisse: Bereits vier Tage nach dem Fund, am 12. September, wird der damalige Verlobte Marias, Christian F. unter dringendem Tatverdacht festgenommen, der damals 28-Jährige machte keine Angaben zum Tatvorwurf. Währenddessen gingen die Ermittlungen weiter, die Polizei wandte sich an die Bevölkerung: Ein Spaten war gefunden worden, diverse Gegenstände Marias fehlten. Christian F.s Anwalt Michael Haizmann blieb nicht untätig, er reichte Haftbeschwerde ein – und bekam seinen Mandaten frei. Ein weiteres Mal musste er dies tun, diesmal, weil Christian F. in Verdacht stand, einer jungen Frau Barbiturate gegen ihren Willen verabreicht zu haben. Hier ist der Haftbefehl noch aufrecht erhalten, er wurde außer Vollzug gesetzt.

Christian F. wandte sich nun an die Medien, auch das Wochenblatt berichtete, die er die Situation aktuell empfinde. Die Frage, ob er mit dem Tod Marias etwas zu tun hat, verneint er. Er wirft der Polizei Schlamperei und ungenaue Ermittlungen vor, dies könne man auch an der schlecht geführten Ermittlungsakte erkennen, so Christian F. im Wochenblatt-Gespräch.

Um den Fundort der Leiche ranken sich einige Gerüchte, denn Maria wurde nur wenige Kilometer von dem Ort entfernt aufgefunden, an dem sie am Tag vor ihrem Verschwinden eine Party gefeiert hatte. Dies ist für viele das Indiz, dass doch der ehemalige Verlobte etwas mit der Tat zu tun hat, für andere ist es der Beweis, das irgendjemand dem Ex-Verlobten die Tat anhängen will. Seitens der Polizei gibt es auch ein Jahr nach dem Fund keine Neuigkeiten zu berichten.

Die "EG Maria" gebe es nach wie vor, es werde auch weiter ermittelt, "in ganz kleinen Schritten", denn aus der Bevölkerung gebe es schon lange keine Hinweise mehr, so Michael Rebele, Pressesprecher am Polizeipräsidium Oberpfalz in Regensburg. Auch zum Gerücht, Maria könnte das Opfer eines Bamberger Arztes gewesen sein, der im Verdacht steht, mehrere Frauen sexuell missbraucht zu haben, gebe es keine Anhaltspunkte, so Rebele.

Der Fall Maria Baumer "gerät nicht in Ermittlungsvergessenheit", so hatte sich der damalige Oberstaatsanwalt Dr. Wolfhard Meindl Anfang des Jahres 2014 gegenüber dem Wochenblatt geäußert. "Kapitaldelikte werden nicht zu den Akten gelegt!"

Und so bleibt aktuell dieser Fall ein Tod voller Rätsel. Rätsel, die vielleicht nie gelöst werden, wenn nicht Kommissar Zufall den entscheidenden Hinweis gibt ...

Schwandorf