Schwere Vorwürfe stehen im Raum
Im Fall Maria Baumer mauern Polizei und Staatsanwaltschaft

08.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:13 Uhr
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Wenn es um den Fall der Maria Baumer geht, dann mauern Polizei und Staatsanwaltschaft. Auf eine Anfrage des Wochenblattes beruft man sich am Dienstag, 24. Juni, auf die noch "laufenden Ermittlungen".

REGENSBURG "Es wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Ermittlungsverfahren nach der Strafprozessordnung – anders als die Hauptverhandlung bei Gericht – grundsätzlich nicht öffentlich stattfindet", so Michael Rebele vom Polizeipräsidium Oberpfalz in Regensburg nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft.

Problematisch an diesem Fall – und wahrscheinlich auch an vielen anderen – ist, dass eben nur das an die Öffentlichkeit gerät, von dem Polizei und Staatsanwaltschaft meinen, es veröffentlichen zu wollen. So entsteht schnell ein völlig verzerrtes Bild der Sachlage. So scheint es nun auch im Fall von Christian F. zu sein, dem ehemaligen Verlobten der Maria Baumer, der nun auch im Verdacht steht, einer jungen Frau Medikamente gegen ihren Willen verabreicht zu haben.

Ist es normal, dass die Polizei eine Wohnungstür gewaltsam öffnet? Ist es normal, dass nach der Verhaftung eines mutmaßlichen Täters ein großes Loch in einer Wohnungstür klafft? "Die Wohnung von Herrn F. wurde am 2. Juni um 6 Uhr aufgesucht. Dies geschah aufgrund einer richterlichen Durchsuchungsanordnung zum Zweck des Auffindens von bestimmten Medikamenten, also Substanzen, die vom Besitzer im Falle eines 'normalen‘ Herantretens der Polizeibeamten noch schnell vernichtet werden können“, so Rebele. Diese Zeit wollte man dem Verdächtigen aber nicht geben: „Da Herr F. in der Vergangenheit Polizeibeamte, die ihn aufsuchten, bis zu 45 Minuten warten ließ, ehe er die Türe öffnete, war die konkrete Vorgehensweise erforderlich, um die mögliche Beseitigung von Beweismitteln durch Herrn F. zu verhindern." Die Haustüre sei "durch das gewaltsame Öffnen zwar beschädigt" worden, habe „sich beim Verlassen der Wohnung jedoch wieder ganz normal schließen“ lassen. Das Umfeld von Christian F. kann indes nicht verstehen, dass die Polizei hier so roh vorgegangen ist.

Zum Thema Überwachung schweigen Polizei und Staatsanwaltschaft komplett: „Diese Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der noch laufenden Ermittlungen nicht beantwortet werden. Es wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Ermittlungsverfahren nach der Strafprozessordnung – anders als die Hauptverhandlung bei Gericht – grundsätzlich nicht öffentlich stattfindet.“ Man wiederholt sich in den Antworten. Die Polizei bittet um "Verständnis dafür, dass es in der Ermittlungsarbeit Zeiträume und Notwendigkeiten gibt, die Öffentlichkeit unter dem Aspekt der Klärung einer Straftat intensiv einzubinden, aber auch Phasen der internen Ermittlungsarbeit abseits der Öffentlichkeit", so Rebele.

Aktuell ermittelt die Polizei gegen Christian F. auch wegen gefährlicher Körperverletzung. Er soll einer jungen Frau, die ihm schon länger bekannt ist, Medikamente verabreicht haben. Dies aber hat keineswegs die junge Frau angezeigt. Nachdem sie erneut Kontakt zum Verdächtigen Christian F. hatte, war sie nochmals befragt worden. Und dabei habe man dann "Anhaltspunkte für eine von Herrn F. Zulasten der Zeugin begangene gefährliche Körperverletzung erlangt“, so Rebele. Gemäß Paragraf 163 Absätze 1 und 2 der Strafprozessordnung seien "die Polizeibeamten deshalb verpflichtet“ gewesen, „diesen Sachverhalt weiter zu erforschen und der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis zu bringen".

Kommentar: Tauscht die Ermittler aus!

Wenn der Eindruck entsteht, dass gezielt nur bestimmte Informationen von Polizei und Staatsanwaltschaft weitergegeben und andere zurückgehalten werden, dann macht dies das Umfeld eines Verdächtigen und auch die Medien durchaus stutzig.

Je länger die Ermittlungen dauern, umso mehr Gerüchte werden laut: Hatte Maria ein Verhältnis? War sie gar schwanger von einem anderen Mann? Stecken berufliche Gründe hinter dem Tod der jungen Frau? Hat doch der Serienvergewaltiger, der die Regensburgerinnen 2012 in Angst und Schrecken versetzt hatte, zugeschlagen?

Die Ermittlungen sind in solch einem Fall sicher nicht einfach, klar ist auch, dass nicht alle Ergebnisse sofort an die Öffentlichkeit getragen werden können. In solch einem Fall aber, der vor Halbwahrheiten nur so strotzt, wäre es an der Zeit, einen Schnitt zu machen: Eine neue Ermittlungsgruppe mit neuen Ermittlern wäre an der Zeit, nur dann können Polizei und Justiz ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen!

Schwandorf