Solidarität von der Oberpfalz bis nach China
Maxhütter Künstler kämpft für chinesischen Dissidenten

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 5:17 Uhr
−Foto: n/a

Mit einer Solidaritätsaktion will Michael Werner aus Maxhütte-Haidhof seinen Künstlerkollegen Ai Weiwei unterstützen. Der bekannteste Kulturschaffende Chinas wird in seiner Heimat schikaniert und in seiner Freiheit eingeschränkt. Werners Vorstoß findet international Anklang.

MAXHÜTTE_19HAIDHOF Dem bekanntesten chinesischen Künstler Ai Weiwei geht es schlecht. Zweieinhalb Monate sperrte man ihn  ins Gefängnis, und auch nach seiner Haftentlassung überwacht ihn die chinesische Regierung auf Schritt und Tritt.  Er steht unter Hausarrest, darf keine Interviews geben, nicht ausreisen. Seit über einem Jahr wird er mit Kameras überwacht, seine Arbeit wird blockiert und zensiert. Mit diesen Maßnahmen versucht die chinesische Regierung, Ai Weiwei ins Abseits zu stellen.

Ein Künstlerkollege im fernen Maxhütte-Haidhof will dem entgegenwirken. „Alle für Ai Weiwei“ heißt die Solidaritätsaktion, die Michael Werner ins Leben gerufen hat.  Er fordert dazu auf, sich vor Kunstwerken und Sehenswürdigkeiten mit Ai Weiwei-Masken zu fotografieren. Durch diese Kunstaktion kann der schikanierte chinesische Künstler wenigstens symbolisch wieder weltweit präsent sein.

An diesem von Werner gestarteten symbolischen Akt beteiligen sich immer mehr Menschen: Ob in Berlin, München, Hamburg, Köln oder Dortmund. – überall tauchte Weiwei in den letzten Wochen auf. Die größte Teilnehmergruppe stellt zur Zeit der  Kunstverein „Raum für Kunst“ in Paderborn. Dort ließen sich vor ein paar Tagen über 200 Besucher bei einer Vernissage fotografieren. Werner berichtet erfreut: „Auch im Ausland gibt es erste Teilnehmer: Italien, Frankreich, Holland, Spanien, Österreich und die Schweiz sind aktuell dabei.“

Alle Teilnehmer drücken ihre Solidarität mit dem chinesischen Künstler aus und fordern: Ai Weiwei muss als Künstler ohne Sanktionen und Zwangsmaßnahmen arbeiten dürfen. Er soll ins Ausland reisen können, um beispielsweise seine Professur an der Akademie der Künste in Berlin antreten zu können.

Auch die Medien werden zunehmend auf die Kunstaktion aufmerksam. So stellt die Süddeutschen Zeitung  die Kunstaktion in ihrem „Jetzt“-Blog vor. „Die Weiwei-Maske zeigt ein Abbild des chinesischen Künstlers. Auf seine Stirn habe ich ein Pflaster montiert. Damit erinnere ich an die Hirnblutung, die Ai Weiwei 2009 bei einem Polizeieinsatz in China erlitt“, erklärt Werner. Das entstandene Blutgerinnsel wurde anschließend in einer Notoperation in München entfernt und hinterließ eine große Narbe. Die Masken stehen kostenlos zum Downloaden im Internet zur Verfügung. Dies, weitere Informationen, viele Fotos und Presseberichte zu der Aktion findet man im Internet unter freeweiwei.de.

Der 51-jährige Michael Werner, der mit seinen „Kunstweltrekorden“ selbst so etwas wie eine internationale Szenegröße ist, hofft nicht nur auf die langfristige Wirkung seiner Aktion, sondern auch darauf, dass sie Ai Weiwei selbst schon registriert hat: „Er ist ja ein Künstler, der viel mit dem Internet arbeitet. Wenn ihm meine Aktion auf diesem Weg Kraft geben kann, wäre das eine tolle Geschichte.“

Schwandorf