Ein kleiner Trost für trauernde Eltern
Kinderkrankenschwester näht Schlafsäckchen für Sternenkinder

11.10.2017 | Stand 31.07.2023, 9:19 Uhr
−Foto: n/a

Sternenkinder werden sie liebevoll genannt: Babys, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Ein schrecklicher Gedanke. Für die betroffenen Eltern ein schlimmer Schicksalsschlag, beinahe unerträglich. Sie müssen Abschied von ihrem Baby nehmen, statt mit ihm ein gemeinsames neues Leben zu beginnen.

AMBERG "Für die Eltern ist es in dieser Situation extrem wichtig, dass sie trauern können und diese Trauer auch zulassen", erzählt Sandra Osso, Stationsleitung der Kinderintensivstation B0 des Klinikums St. Marien Amberg (links). "Dazu gehört auch, dass sie sich von ihrem Kind in Ruhe verabschieden können. Wir bieten deshalb an, dass die Eltern das Kind mit uns gemeinsam versorgen, es waschen und anziehen können. Das ist für viele sehr wichtig: So können sie den Abschied bewusster erleben. Wir möchten dabei helfen, diesen Abschied friedlich und würdevoll zu gestalten."

Das war auch die Idee von Karina Krupinska (rechts). Sie ist Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auf der B0 und näht in ihrer Freizeit seit Kurzem winzig kleine Schlafsäckchen für die Sternenkinder. "Bisher haben wir unsere Sternenkinder in einfache weiße Tücher gewickelt", erzählt Karina. "Ich wollte speziell für diese Kinder kleine bunte Schlafsäckchen machen. Aus demselben Stoff nähe ich zu jedem Säckchen ein Herzkissen – das können die Eltern als kleinen Trost und vor allem auch als Andenken behalten. Die Schlafsäckchen und die Kissen können beispielsweise auch unsere Sternenfotografen nutzen." "Sternenfotografen sind freiwillige Fotografen, die kostenlos für die Eltern von ihrem verstorbenen Kind Erinnerungsfotos machen", erklärt Sandra Osso. "Wir bieten das den Eltern an und sie nutzen es meist sehr gerne. Die Fotografen machen sehr ästhetische Bilder, die sich die Eltern immer wieder anschauen können, um sich an ihr Kind zu erinnern. Dazu bekommen sie von uns dann noch das kleine Stoffherz von Karina. Ich denke, dass das bei der Trauerarbeit sehr helfen kann, wenn man ein paar Andenken und Erinnerungen an das Kind hat."

Karina näht die Schlafsäckchen und Herzen für die Sternenkinder in ihrer Freizeit, das Material bezahlt sie selbst. Wer sie bei den Schlafsäckchen für die Sternenkinder unterstützen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 09621/ 38-1299 gerne direkt an die Kinderintensivstation wenden: Karina freut sich immer über Stoffspenden. "Es sollten möglichst schöne, freundliche, kindliche Stoffe sein. Etwas Nettes und Farbenfrohes. Ich versuche, alle meine Stoffe farblich so auszusuchen, dass sie für Buben oder Mädchen benutzt werden können – man weiß ja nie genau, für wen gerade ein Schlafsäckchen gebraucht wird."

Auf die Frage, warum sie für die Sternenkinder näht, antwortet Karina: "Nähen ist mein Ausgleich. Und auch privat zuhause liegen mir die Kinder am Herzen. Deshalb wollte ich etwas tun, das den Abschied für die Eltern vielleicht ein bisschen schöner und liebevoller macht. Jedes unserer Sternenkinder ist ein eigenes kleines Wesen, ein kleiner Mensch, der einen eigenen, schönen Abschied verdient hat. Ich bin im Herzen einfach Kinderkrankenschwester – deshalb mache ich das."

FOTO: Schlafsäckchen_I.jpg (v.l.: Sandra Osso, Stationsleitung der Kinderintensivstation am Klinikum St. Marien Amberg; Karina Krupinska, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin; Quelle: Gräß/Klinikum) Schlafsäckchen_II.jpg (Liebevoll genäht: Die Schlafsäckchen für die Sternenkinder. Das Herz ist als Erinnerung für die Eltern gedacht. Quelle: Gräß/Klinikum) Schlafsäckchen_III.jpg (Jedes Schlafsäckchen ist ein bisschen anders, aber alle sind mit viel Liebe gemacht, um den Eltern ein bisschen Trost zu spenden. Quelle: Gräß/Klinikum)

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