Drama auf der A9
Schweres Busunglück mit 18 Toten zieht umfangreiche Ermittlungen nach sich

12.07.2017 | Stand 21.07.2023, 1:10 Uhr
−Foto: n/a

Nach dem tragischen Busunglück am Montagmorgen, 3. Juli, auf der Autobahn A9 auf Höhe Stammbach, bei dem 18 Menschen ums Leben kamen, werden die Ermittlungen zur Klärung der Ursache und Umstände seitens der beteiligten Polizeidienststellen und der Staatsanwaltschaft Hof weiter intensiv fortgeführt.

A9/STAMMBACH Ein Großteil der betroffenen Angehörigen der Verstorbenen konnte zwischenzeitlich verständigt werden. Bis zur Beendigung der Unfallaufnahme, Bergung der Fahrzeuge und Reinigung der Fahrstreifen, blieb die Fahrbahn in Richtung Süden bis in die Abendstunden komplett gesperrt.

Am Montagmorgen fuhr kurz nach 7 Uhr der Reisebus bei sich stauendem Verkehr auf einen vorausfahrenden Sattelzug mit Anhänger auf. Bereits kurz darauf stand der mit 46 Fahrgästen und zwei Fahrern besetzte Bus in Flammen. Auch der Anhänger ging in Flammen auf. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und Technischem Hilfswerk war schnell am Unfallort. Die Gesamtanzahl belief sich auf zeitweise auf über 200 Einsatzkräfte.

30 Fahrgäste hatten den Bus, der rasch in Vollbrand geriet, noch rechtzeitig verlassen können. Sie mussten mit zum Teil schweren Verletzungen notärztlich versorgt und mit Rettungshubschraubern und dem Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser gebracht werden.

Suchmaßnahmen nach den vermissten, weiteren Fahrgästen, auch mit Unterstützung eines Polizeihubschraubers mit Wärmebildkamera, im näheren Umfeld der Unfallstelle verliefen zunächst ohne Ergebnis. Nach weiteren Untersuchungen in dem ausgebrannten Fahrzeugwracks bewahrheiteten sich die Befürchtungen, dass die verbleibenden 18 Personen in dem brennenden Reisebus ums Leben gekommen waren.

Identifizierungsmaßnahmen werden fortgeführt

Nach weiteren umfangreichen kriminalpolizeilichen Maßnahmen erfolgten am Nachmittag die Bergung und der Abtransport der sterblichen Überreste. Die Opfer unter den Reisegästen waren im Alter von 66 bis 81 Jahren. Spezialisten der Rechtsmedizin Erlangen übernehmen mit Unterstützung von Beamten des Bundeskriminalamts die Identifizierung der Toten, unter denen auch der 55-jährige Fahrer des Busses ist. Der Fahrer des Lastwagens blieb körperlich unverletzt, erlitt jedoch einen Schock.

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft kamen zudem sowohl ein Verkehrsunfallsachverständiger als auch ein Brandsachverständiger an die Unfallstelle und unterstützten die aufnehmenden Beamten der Verkehrspolizei Hof bei der Klärung der Unfallursache. Nach vorläufiger Einschätzung beider Sachverständiger liegen bisher keine Hinweise darauf vor, dass der Reisebus bereits vor dem Aufprall auf den Anhänger gebrannt hat. Vieles spricht dafür, dass bei dem Bus erst aufgrund der Kollision mit dem Anhänger Feuer ausgebrochen ist.

Zwei Staatsanwältinnen aus Hof führten vor Ort in Abstimmung mit den drei Sachverständigen und den Einsatzkräften die Ermittlungen. Mitarbeiter eines Kriseninterventionsteams kümmerten sich um Verletzte, Angehörige und Einsatzkräfte.

Drei Verletzte weiter in Lebensgefahr

Inzwischen konnten sieben leicht verletzte Businsassen die Krankenhäuser wieder verlassen, 23 weitere Personen befinden sich mit schweren Verletzungen noch in stationärer Behandlung. Bei drei von ihnen besteht Lebensgefahr.

Die Staatsanwaltschaft Hof führt wegen des Verkehrsunfalls ein Ermittlungsverfahren. In diesem Zusammenhang richtet sich der Verdacht bezüglich des Unfallverursachers zum momentanen Stand allein gegen den verstorbenen Fahrer.  Im Zuge der Ermittlungen erfolgten am Firmensitz des Busunternehmens in Sachsen Durchsuchungsmaßnahmen sowie Sicherstellungen in Bezug auf den Reisebus und die beiden Busfahrer. Deren Auswertung wird mit Nachdruck betrieben.

In den frühen Abendstunden erfolgte die aufwändige Bergung der beiden Fahrzeugwracks, bei der unter anderem ein Kran zum Einsatz kam. Die Fahrzeuge sind auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Hof für weitere Begutachtungen sichergestellt. Nach umfangreichen Reinigungsarbeiten der Fahrspuren durch eine Spezialfirma sowie der Autobahnmeisterei Münchberg, die zudem für weitere Verkehrsmaßnahmen im Einsatz war, konnte die Fahrbahn in Richtung Süden gegen 20.45 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Inwieweit es durch das Verhalten von Verkehrsteilnehmern im Zusammenhang mit der Anfahrt von Einsatz- und Rettungskräften zu erheblichen Behinderungen oder zu strafbarem Verhalten gekommen ist, wird derzeit mit den Einsatzkräften abgeklärt. Sollte sich ein Anfangsverdacht hierfür ergeben, wird auch in diese Richtung mit Nachdruck ermittelt werden. 

Weitere Infos: Busunglück in Oberfranken

Schwandorf