Skandal um Pflegeheim:
Brave Bürger um halbe Million geprellt

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 6:13 Uhr
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Wurden in Bernhardswald Bürger um ihr Erspartes gebracht? Eine halbe Million Euro an Darlehens-Bausteinen, die der „kleine Mann“ beim Sozialzentrum e. V. zum Bau eines Altenheimes zeichnen konnte, sind angeblich futsch – das Altenheim gehört zwischenzeitlich der Caritas, die sich keiner Schuld bewusst ist.

REGENSBURG Doch nachdem das Wochenblatt am 19. Januar 2011 erstmals und exklusiv über den Skandal in der Landkreis-Gemeinde berichtet hat, kommt zumindest wieder Bewegung in die Sache. Die Opfer des Vereins schöpfen Hoffnung: Zwei Tage nach Erscheinen des Wochenblattes hat die Staatsanwaltschaft Regensburg doch ein Ermittlungsverfahren gegen den Vereinsvorstand Kurt F. eingeleitet.

Rückblick: Bereits in den 90er Jahren errichtet der Verein Sozialzentrum e. V. in Bernhardswald 68 Betreute Wohnungen, die verkauft wurden. Gründer des Vereins ist Kurt F., gegen den nun ermittelt wird. Finanziert wird das Betreute Wohnen über Bausteine, mittels derer Bürger in Größenordnungen von 10.000 oder 15.000 Euro Darlehen für den Verein zeichnen. Als die Wohnungen größtenteils verkauft sind, erwägt man, in Bernhardswald ein Pflegeheim zu bauen. Dazu wird im Jahr 2002 ein weiterer Verein gegründet, der „Pflegeverein Bernhardswald”, der aber ist gemeinnützig, ein Steuervorteil. Geschäftsführer des neuen Vereins ist: Kurt F.. Neue Darlehens-Bausteine werden aufgelegt mit dem Hinweis, dieses Geld sei ausschließlich für den Bau des Pflegeheimes zu verwenden.

Finanzier des Baus ist überdies die katholische Liga-Bank, Träger wird die Caritas – all dies hat man beim Bau 2003 geregelt. Einlagen von Darlehens-Bausteinen, die aber beim alten Verein Sozialzentrum, nicht beim Pflegeverein gezeichnet wurden: Angeblich eine halbe Million Euro von zumeist Bürgern aus Bernhardswald. Versprochen wurde den Darlehens-Gebern für ihre Bausteine fünf Prozent Verzinsung im Jahr. Mit der Errichtung des Pflegeheimes war ja ein guter Zweck verbunden und die katholische Kirche zudem als Finanzier und Träger des Heimes mit dabei.

Der Vorsitzende des Pflegevereins, ein ehemaliger Bürgermeister aus Bernhardswald, unterzeichnete zusammen mit Kurt F. den Aufruf an die Bürger, für das Pflegeheim Geld zu borgen. Der Mann erinnert sich im Gespräch mit dem Wochenblatt: „Schon vor Baubeginn war klar, dass die Caritas das Pflegeheim kauft”. Bauleiter im Jahr 2003 war: Kurt F.. Dieser schließlich habe nach Angaben des Ex-Bürgermeisters das Pflegeheim vier Wochen vor der Fertigstellung für 3,9 Millionen Euro an die Caritas veräußert – die Baukosten haben laut dem Vereinsvorsitzenden 4,4 Millionen Euro betragen. Wohin die 500.000 Euro verschwunden sind, die von Bürgern als Darlehen gegeben wurden, beantwortet der Vereinsvorsitzende so: „Kurt F. hat vergessen, die einzurechnen”.

Vergessen, 500.000 Euro Darlehen in den Kaufpreis mit einzurechnen? So sagt das der Vorsitzende des Pflegevereins. Und auch wenn Kurt F. Geschäftsführer war im Pflegeverein, die Darlehen liefen allesamt auf das Sozialzentrum. Und weil F. zwischenzeitlich die Hand gehoben hat und zahlungsunfähig ist, bekommen die braven Bürger ihre Darlehen von 500.000 Euro wahrscheinlich nie wieder.

Alle Versuche, sich das Geld von der Caritas zu holen, die ja das Pflegeheim bis heute betreibt, sind vergebens. Wir fragen bei der Caritas nach: Trifft es zu, dass die Baukosten den Kaufpreis um eine halbe Million Euro überstiegen? „Diese Frage kann nur der Pflegeverein e. V. beantworten. Wir hatten zu keiner Zeit Einblick in die Bücher des Vereins”, so ein Caritas-Sprecher. Pikant: Der Pflegeverein ist Mitglied im Caritas-Verband.

Hat sich die Caritas je das Rechtsverhältnis zwischen Sozialverein und Pflegeverein angesehen? "Warum sollten wir? Unser Partner war von Anfang an nur der Pflegeverein", lautet die Antwort der Caritas. Die Darlehens-Geber vermuten nun, ihr Geld sei in Wohnungen im Betreuten Wohnen geflossen, die angeblich heute der Familie Kurt F.s gehören. Beweisen aber werden sie das wohl nicht können.

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