Kirche
Vatikan: Frauen als Beilage und die Sakrileg-Kirche des Kardinals

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:15 Uhr
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Nächsten Sonntag wird Kardinal Müller seine Kirche in Besitz nehmen. Sant’Agnese in Agone, die neue Titularkirche, kennt man aus Dan Browns Bestseller Sakrileg. Der Kirchenfürst hat sich derweil als "kein Frauenfresser" geoutet.

REGENSBURG_25ROM Domkapitulare, Monsignori, der Bischof und sonstige Ehrengäste reisen am kommenden Wochenende zu einem „Kirchenfest“ mit starkem Bezug zu Regensburg in die „Ewige Stadt“. In Rom wird der frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Kardinal Müller seine Titularkirche „Sant‘Agnese in Agone“ an der malerischen Piazza Navona in Besitz nehmen.

Was das mit dem Bistum Regensburg zu tun hat? Eine ganze Menge! Denn traditionell sorgt das frühere Bistum eines Kardinals für den Erhalt des Kirchenhauses – und so eine stattliche Bernini-Kirche kann im Unterhalt ganz schön teuer werden. „Sie ist in gutem Zustand“, stieß Regensburgs Bischof Rudolf deshalb auch bei der Kardinalskreierung im Februar in Rom aus. Am Sonntag, wenn Müller die Kirche in Besitz nimmt, werden sich jedenfalls viele Regensburger Kirchenmänner, die der Einladung des Kardinals gefolgt sind, in den Kirchenbänken des Rundbaus drängen. Bekannt ist die Kirche, die von Bernini fertiggestellt wurde, übrigens aus dem Dan Brown-Klassiker „Sakrileg“. Darin kommt der Vatikan allerdings nicht so gut weg.

Müller stinkt es schon lange, dass in der Öffentlichkeit immer wieder ein nach seiner Ansicht nach falsches Bild über die Kirche verbreitet wird. Zuletzt äußerte er sich über das Verhältnis der durchgehend männlichen Priester, Bischöfe und Kardinäle zu Frauen – immerhin die Hälfte der Menschheit, die in der Amtskirche aber eher, sagen wir mal dienenden Charakter zugesprochen bekommt. Müller in der „Frauenbeilage“ des „L´Osservatore Romano“: „Wir sind gar nicht frauenfeindlich“, antwortete der Kardinal auf eine Frage der Interviewerin. „Wir wollen gar nicht jeden Tag eine Frau fressen!“ Hintergrund ist der Konflikt zwischen der Glaubenskongregation und US-amerikanischen Klosterschwestern.

Bischof des Vatikans ist besser als von wenigen Einen Konflikt, durch den Papst Benedikt die Kirche in eine schwere Krise manövrierte, ist der mit der erzkonservativen Piusbruderschaft, die in Zaitzkofen im Landkreis Regensburg ein Priesterseminar betreibt. Just als Benedikt die Exkommunikation von vier Bischöfen aufhob, wurde ein Interview mit einem, zwischenzeitlich ausgeschlossenen Piusbruder-Oberhirten bekannt, der vor laufender Kamera den Holocaust leugnete. Müller indes erteilte als Bischof von Regensburg dem früheren Piusbruder-Bischof Richard Williamson Hausverbot in kirchlichen Räumen. Jetzt ist er als Glaubenspräfekt zuständig für Versöhnungsgespräche, die zuletzt auf Eis lagen. Denn eine Präambel, die der Generalobere Bernard Fellay unterzeichnen sollte, beinhaltet die Unterwerfung der Bruderschaft unter den Papst und seine Lehre – Zweites Vatikanisches Konzil inklusive. Bisher hat Fellay nicht unterzeichnet, der Bruderschaft droht eine Spaltung. Allerdings dürften die drei verbliebenen Piusbrüder-Bischöfe ihren Status behalten, ihre Weihe wäre gültig das ist natürlich verlockender als Bischof eines versprengten, wenn auch ziemlich überzeugten Haufens zu sein. Wie jetzt bekannt wurde, trifft sich Müller mit Fellay im Vatikan, um über die Zukunft der Piusbruderschaft zu verhandeln.

Das Gespräch dürfte interessant werden: „Er hat uns wie Parias behandelt“, sagte Fellay in einem interview über Müller. Nun, wie lange sie noch ausgestoßene sind, darüber entscheidet auch Müller.

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