Schuldig oder nicht?
Tatverdächtiger im Fall Maria Baumer wehrt sich – doch die Zweifel an seiner Unschuld bleiben

08.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:10 Uhr
−Foto: n/a

Während Polizei und Staatsanwaltschaft im Hintergrund eifrig weiterarbeiten, ist nun der Tatverdächtige in die Offensive gegangen. Hatten sich zunächst Personen aus seinem Umfeld an die Medien gewandt, erklärt er sich nun selbst. Er streitet jede Tatbeteiligung ab – doch am Ende bleiben Zweifel: Was ist mit Maria Baumer wirklich passiert?

REGENSBURG/BERNHARDSWALD "Nein, damit habe ich nichts zu tun", sagt Christian F. auf die Frage "Haben Sie mit Marias Tod etwas zu tun?". Kann man dem 30-Jährigen diese Aussage glauben? Polizei und Justiz tun es nicht. Im Internet gibt es Foren, die sich mit Mordfällen befassen, auch dort wird Christian F. als Täter gesehen. Für den Verdächtigen selbst und seine Angehörigen steht indes fest, dass die Polizei ungenau gearbeitet hat – und arbeitet. Akten seien nicht ordentlich geführt, die Ermittlungen liefen immer nur in eine Richtung, in die Christian F.s.

Bei der Kripo indes beruft man sich auf das, was vorliegt. Indizien, Wahrscheinlichkeiten, Gutachten. Nach den Ermittlungen der Polizei soll Maria Baumer den Reiterhof bei Bernhardswald, auf dem sie am 25. Mai 2012 gefeiert hatte, zwar gemeinsam wieder mit ihrem damaligen Verlobten verlassen haben – aber in Regensburg angekommen soll sie den Ermittlungen nach nicht sein. Christian F. indes behauptet weiter, dass Maria erst am Samstagvormittag verschwunden sei, in Richtung Nürnberg oder Hamburg, zwei Telefonate soll es gegeben haben, Maria habe hierzu wohl Telefonzellen benutzt, denn ihr Handy hatte sie in der Regensburger Wohnung zurückgelassen.

Was folgte, waren aufwändige Suchaktionen im Bergischen Land und auf dem Jakobsweg. Vergeblich, denn am 8. September 2013 fanden Pilzsammler die sterblichen Überreste der jungen Frau im Kreuther Forst bei Bernhardswald, etwa zehn Kilometer vom Reiterhof entfernt, an dem Maria vor ihrem Verschwinden gefeiert hat. Ihr damaliger Verlobter Christian F. geriet in Verdacht, ging in U-Haft – und wurde wieder freigelassen, weil das „dringend“ beim Tatverdacht nicht mehr bejaht wurde. Bis heute gehen die Ermittler davon aus, dass er die Tat begangen hat.

Verdächtiger wehrt sich

Christian F. wehrt sich, mit dem Tod habe er nichts zu tun, sagt er im Wochenblatt-Gespräch. Vielmehr ärgert er sich, dass die Ermittlungsakte angeblich unordentlich und schlecht geführt sei. Sein Anwalt Michael Haizmann äußert sich hier vorsichtig: „Das werde ich jetzt nicht kommentieren“, sagt er auf die Frage nach seiner Beurteilung der polizeilichen Aktenführung.

Für Haizmann steht aktuell im Vordergrund, den Haftbefehl gegen seinen Mandaten aufheben zu lassen. Dieser besteht aktuell, da Christian F. verdächtig wurde, einer Patientin, die er beruflich betreut hat, im „privaten Umfeld“ Barbiturate ohne deren Wissen verabreicht zu haben. Dieser Haftbefehl ist aktuell lediglich unter Auflagen außer Vollzug.

Die Polizei ermittelt indes im Fall Maria Baumer weiter, Spuren werden verfolgt. Klar ist hier aber auch: Einen Unfall schließen die Ermittler aus, man geht bei der Polizei von einer Gewalttat aus. Auch die Möglichkeit, dass der Serienvergewaltiger, der Regensburg in Atem gehalten hatte, der Täter sein könnte, wird ausgeschlossen.

Viele offene Fragen

Letztendlich bleiben viele Fragen offen: Kam Maria überhaupt nach der Party wieder lebend in Regensburg an? Wenn ja, warum hat sie am nächsten Morgen niemand gesehen? Warum erinnert sich niemand an den angeblich joggenden Christian F.? Wo war die Leiche der jungen Frau, bis sie in den Kreuther Forst an die Fundstelle gebracht wurde? Wann passierte diese Umbettung? Fragen, die nur der Täter – oder mögliche Mitwisser – beantworten können. Fragen, die vielleicht nie beantwortet werden können. Aber eben auch Fragen, die den wahren Täter überführen können, wenn er sich zu sicher wiegt und doch einen Fehler macht ...

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