Kirche
Bischof Tebartz-van Elst suchte im Landkreis Regensburg Unterschlupf

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:23 Uhr
−Foto: Foto: Eckl

Der umstrittene Limburger Bischof Tebartz-van Elst hat vergangene Woche im Landkreis Regensburg bei seinem Freund Albert Schmid Unterschlupf gesucht. Dabei soll er sogar geschildert haben, wie ihm ein Bischofs-Kollege den Rücktritt – oder Selbstmord nahelegte.

REGENSBURG Viele Freunde hat der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht mehr. Doch im Vatikan scheint die Sache anders auszusehen: Immerhin hat sich der mächtige Glaubenspräfekt Erzbischof Gerhard Ludwig Müller so geäußert, als sei die Debatte um Verschwendung im Bistum Limburg nur ein Medien-Gespinst.

Ein enger Vertrauter Müllers – und, wie jetzt bekannt wurde, auch Tebartz-van Elsts – ist der Vorsitzende des Zentralkomitees der bayerischen Katholiken, Albert Schmid. Der einstige Bundesminister und Präsident des Bundesamtes für Migration hat sich jetzt dazu bekannt: „Ja, es ist richtig, Tebartz-van Elst war vergangene Woche mehrere Tage bei mir in Laaber“. Der Bischof habe versucht, Kraft zu schöpfen. Schmid beschreibt das so: „Man hat ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen“, sagt der Laien-Vertreter über die Debatte, die Schmid für auch inhaltlich falsch hält.

Das, was Tebartz-van Elst Schmid nach seiner Aussage vergangene Woche schilderte, wirft ein fahles Licht auf das kollegiale Miteinander katholischer Bischöfe in Deutschland: „Man hat ihm nahe gelegt, entweder er tritt zurück, oder ...“, so Schmid. Auf die Frage hin, ob man damit Selbstmord als Option angedeutet habe, sagt Schmid: „Ja, das war gemeint.“ Die Selbsttötung ist nach katholischem Glauben eine Todsünde, die mit sofortiger, ewiger Verdammnis belegt wird.

„Damit könnte ich nicht weiterleben“, hatte auch kürzlich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, gesagt – und damit eine, laut Schmid, „fragwürdige, ja eine unsägliche Äußerung“ getätigt.

Schmid, selbst Jurist, kann die Debatte um den Limburger Bischof nicht nachvollziehen. „Ich habe mir den neuen Bischofssitz in Limburg angesehen“, so Schmid. Das 60 Quadratmeter große Wohnzimmer des Bischofs sei „einfach modern gebaut: Arbeitszimmer und Küche sind integriert.“

Der Grund für die Kostenexplosion sei „begründet damit, dass man im Untergrund einen Fels gefunden hat, der die Baumaßnahmen eklatant ansteigen ließ“: Auch den Vermögensverwaltungsrat, den Tebartz-van Elst selbst eingesetzt hatte, kritisiert Schmid scharf: „Der hat bis zum 28. August dieses Jahres alles mitgetragen. Es gibt Protokolle, die das belegen – zunächst sind die Kosten auf 17, dann auf 29,5 Millionen Euro gestiegen. All dies hat man abgenickt und will plötzlich nichts mehr davon wissen.“

„Vermögensrat hat all das mitgetragen“

Der oberste Laie Bayerns hält auch den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Hamburg wegen falscher Versicherung an Eides statt für fraglich. „Es gibt da unterschiedliche Haltungen in der Staatsanwaltschaft, das setzt ja einen Vorsatz voraus.“ Tebartz-van Elst habe Schmid versichert, die Frage des Spiegels so verstanden zu haben, ob sein Erster-Klasse-Flug nach Indien dem Bistum mehr Geld gekostet habe. „Der Flug wurde upgegraded, weil der Generalvikar des Bistums ein Vielflieger ist und ihm das anbot. Das hat niemanden Geld gekostet“, so Schmid. Der Straftatbestand setze Absicht voraus. Schmid vergleicht die Debatte um Tebartz-van Elst dann auch mit einer anderen: der um den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff. „Da sind etwas mehr als 700 Euro übrig geblieben – dafür musste der Mann zurücktreten!“

Der Laien-Vertreter kann auch den moralischen Anspruch an Bischöfe nicht verstehen und zitiert Papst Franziskus, der in einem Interview kürzlich mit dem Satz begann: „Ich bin ein Sünder. Ich halte es für falsch, völlig makellose Menschen als Bischöfe zu fordern.“ Wie es mit Tebartz-van Elst indes weiter geht, ist unklar. Er ist derzeit in Rom, ebenso wie Erzbischof Zollitsch. Angeblich gibt es am Donnerstag Gespräche mit Papst Franziskus. In Laaber hat der Limburger, der übrigens bereits als Professor in Passau lehrte, vorwiegend mit Schmid gesprochen und gebetet. „Wir waren in der Kirche und haben den polnisch-stämmigen Pfarrer besucht“, erzählt Schmid.

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