Politik
CSU-Stadtratskandidat gerät ins Zwielicht bei der Studentenverbindung

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:24 Uhr
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Die Studentenverbindung Rupertia drohte einst, die CSU zu spalten – jetzt sorgt ein drohender Ausschluss für Unruhe. Betroffen ist ein Stadtratskandidat.

REGENSBURG Die CSU drohte jahrelang, an einem Zwist zu zerbrechen, an dem die Studentenverbindung Rupertia eine maßgebliche Rolle spielte. Einst sammelte der Ruperte Thomas Fürst Verbündete gegen das Lager um Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Den Ruperten wurden rechte Umtriebe vorgeworfen, Dossiers wurden erstellt. Ein kruder Vorwurf war das damals, denn auch Papst Benedikt ist Ehrenmitglied in der Rupertia. Ein Generalverdacht wegen einer Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung breitete sich aus. Doch all dies ist altes Donauwasser. Seit vergangener Woche steht fest: Die verschiedenen Flügel in der Partei sind unter Kreisvorsitzendem Franz Rieger eingefangen worden.

Und dann ausgerechnet das. Weil jedes Lager Listenplätze für die Kommunalwahl besetzen durfte, ergatterten auch einige Ruperten aussichtsreiche Positionen. Einer davon ist der Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes Altstadt, der Rechtsanwalt Tobias Fritz. Und ausgerechnet: Weil Fritz sich ungebührlich verhalten haben soll, droht ihm nun der Rauswurf aus der Rupertia.

Dem Wochenblatt liegt ein Protokoll einer Sitzung vor, die auf Antrag des „Philisterseniors“ Dr. Franz Hölzl auch folgenden heiklen Punkt behandelte: „Der hohe CC wolle beschließen, Bundesbruder Rechtsanwalt Tobias Fritz aus der Verbindung auszuschließen“, heißt es in kruder Sprache.

Die Vorwürfe gegen Fritz sind im Protokoll aufgelistet: So soll Fritz beim letzten „Weihnachtskommers“, „nachdem er sich zuvor offenbar bereits einige Stunden lang dem Alkoholkonsum hingegeben hat“, wie es im Protokoll heißt, einen „Fux“, also einen Nachwuchs-Bruder, aufgefordert haben, ihm Zigaretten zu holen. Als dieser die fünf Euro für den Automaten verlangte, soll ihm Fritz „ohne erkennbaren Grund mit der flachen Hand ins Gesicht“ geschlagen haben, sodass „dieser vor Schmerzen aufschrie“. Im Protokoll heißt es: „Der körperliche Angriff auf einen Bundesbruder stellte einen schweren Verstoß gegen die Prinzipien der Verbindung, insbesondere das Amicitia-Prinzip dar.“

Bei dieser Weihnachtsfeier, so die Vorwürfe, soll Fritz auch einen weiteren „Cartellbruder“ gewürgt haben: „Bundesbruder Fritz wurde zu später Stunde allerdings ausfällig gegenüber dem Cartellbruder“, heißt es in dem Protokoll. „Was anfänglich noch als coleurstudentisches Knattern angesehen werden konnte, ging sehr schnell über in gröbste Beleidigungen. Angefangen von plumpen Beleidigungen der Verbindung des Cartellbruders über Beleidigungen dessen Familie bis hin zur Unterstellung von geistigen sowie körperlichen Behinderungen steigerte Bundesbruder Fritz seine Beleidigungen bis ins Geschmackloseste“, heißt es weiter.

Fritz: „Streitbar, aber keiner ist mir böse“ Es folgen zwei weitere Vorwürfe, die detailliert beschreiben, wie Fritz angeblich entweder Bundesbrüdern nicht half oder sie attackierte. Einmal entschuldigt sich Fritz gar damit, dass man ihm angeblich K.O.-Tropfen in der Disko ins Getränk geschüttet hätte, heißt es in dem Protokoll.

Tobias Fritz selbst gibt sich zu den Vorwürfen aus dem Protokoll offen, sagt aber gleichzeitig: „Es ist ein Ausschluss-Kriterium, wenn man über intere Dinge aus der Verbindung spricht. Ich werde das deshalb nicht tun“, so Fritz. Er lässt durchblicken, dass der Ausschluss seiner Person aus der Verbindung abgewiesen wurde. Die Sache liege nun beim Verbindungsgerichtshof.

„Ich bin bekannt dafür, dass ich eine streibare Person bin und ich habe Verfehlungen eingeräumt“, sagt der Rechtsanwalt und CSU-Politiker im Wochenblatt-Gespräch. „Aber ich gehe mit allen Leuten, die betroffen waren, heute Kaffee trinken – daran sieht man doch, dass das alles halb so wild war“, so Fritz.

Nun soll also ein CSU-Stadtratskandidat aus einer Verbindung geworfen werden – hat das Auswirkungen auf die Stadtratswahl? CSU-Kreischef Franz Rieger wollte auf Anfrage des Wochenblattes nur so viel sagen: „Ich kenne die Vorgänge nicht, aber die Rupertia ist ein privater Verein, der nichts mit der CSU zu tun hat.“

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