Nazis
Nazi-Debatte um Schulpaten Hans Herrmann: ,Nicht ganz so eindeutig'

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:38 Uhr
−Foto: Foto: Stadt Regensburg

Seit das Kultusministerium Hans Herrmann als Schulpaten für die gleichnamige Mittelschule in Frage stellte, gibt es eine Debatte zur Umbenennung. Die Personalakte des späteren CSU-OBs indes belegt, dass Herrmann zahlreiche Fürsprecher hatte – auch Juden und politisch Verfolgte.

REGENSBURG Nein, so eindeutig ist die Sache nicht: In der Debatte um die Hans Herrmann-Schule und den gleichnamigen Park hat Bürgermeister Joachim Wolbergs, SPD, ein differenziertes Bild gewonnen. „Oberbürgermeister Hans Schaidinger hat allen Fraktionsvorsitzenden angeboten, sie könnten sich die Personalakte von Hans Herrmann in seinem Büro ansehen“, so der SPD-Politiker. „Ich habe das getan und habe ein differenziertes Bild.“

Hans Herrmann war bis 1933 Bürgermeister der Bayerischen Volkspartei gewesen. Zunächst wurde er nach Dachau gebracht, wie auch der spätere Gründer der Mittelbayerischen, Karl Friedrich Esser. Doch anders als Esser, der als SPD-Mann von den Nazis weiter verfolgt wurde, wurde Herrmann wieder als Bürgermeister eingesetzt.

Genau jener Karl Friedrich Esser aber sei es, der das Bild von Herrmann differenzierter erscheinen lässt. Nach der Kapitulation der Stadt und der friedlichen Übergabe, auch auf Betreiben Herrmanns, wurde er von den Amerikanern wieder im Amt eingesetzt. „In der Personalakte sind Empfehlungsschreiben Essers und des Zentralrats der Juden für Herrmann“, so Wolbergs. Ausschlaggebend für die Diskussion, die derzeit offen geführt wird, war ein Hinweis des Kultusministeriums, dass Herrmann während des Dritten Reiches auch an umstrittenen Grundstücksgeschäften und „Arisierungen“ beteiligt war. Auch die Schule soll sich äußern, ob sie weiter nach Herrmann benannt sein möchte.

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