Tat
Exklusiv: Glaube, Liebe, Mord? Die Akte Maria Baumer

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:39 Uhr
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Die Akte Maria Baumer: Löschkalk auf der Leiche und ein Fund auf dem Hof in Bernhardswald gibt der Polizei Rätsel auf. Die Leiche war vergraben, doch wurde Maria Baumer erst später verscharrt?

REGENSBURG Das Grauen in Zahlen: Am 8. September 2012 wollte Maria Baumer ihren Verlobten Christian F. heiraten. Genau ein Jahr später, am 8. September 2013, finden Pilzesammler in einem Waldstück bei Bernhardswald die skelettierte Leiche der 26-Jährigen. Zwischenzeitlich sitzt der Mann in Untersuchungshaft, den sie heiraten wollte – er steht in Verdacht, mit dem Tod Baumers in Verbindung zu stehen.

Wie viel die Polizei indes in der Hand hat gegen den Medizin-Studenten, der bei Aktenzeichen XY ungelöst neben den Eltern und der Zwillingsschwester der Maria Baumer im TV-Studio saß, wird immer klarer: Wenig. Um nicht zu sagen: Sehr wenig.

Nach Informationen des Wochenblattes hat man nur wenige Knochen des Skelettes gefunden. Die Rechtsmediziner suchen nun fieberhaft nach einem Knochen, an dem man beweisen kann, dass Maria Baumer gewaltsam zu Tode kam.

Die Leiche war offenbar vergraben worden. Wahrscheinlich haben Tiere die sterblichen Überreste der 26-Jährigen ausgegraben, weshalb die Pilzesammler sie gefunden haben.

Unweit der Leiche fand die Polizei einen Spaten. Doch laut polizeilichen Ermittlungen lag der Spaten nicht so lange dort, wie sich die Leiche in dem Waldstück befunden haben soll. Hat der Täter, so es ein Tötungsdelikt war, die Leiche erst vergraben, als der Fahndungsdruck zunahm?

Immer wieder war die Polizei auch mit Hunden in dem Areal. Möglich, dass der Täter die Leiche erst vergrub, als er Angst haben musste, dass Maria Baumers sterbliche Überreste gefunden werden konnten.

Die Gründe, mit denen man den 28-jährigen Verlobten Maria Baumers verhaftete, beziehen sich vor allem auf seine Geschichte, die er vor laufenden Kameras erzählte.

Nachdem er zusammen mit Maria am Abend des 25. Mai 2012 ein Fest am Reiterhof seines Bruders in Bernhardswald feierte, will er mit ihr nach Hause gefahren sein. Am nächsten Morgen will er Joggen gegangen sein, Maria Baumer lag da angeblich noch im Bett. Als er heimkam, war sie laut seiner Aussage fort – er schilderte Aktenzeichen XY zwei Telefonanrufe Baumers. Einmal sagte sie angeblich, sie sei auf den Weg nach Nürnberg, ein weiteres Mal, sie wolle nach Hamburg fahren.

Doch wie kam die Leiche dann nach Bernhardswald? Fuhr der Verlobte gar nicht mit Maria Baumer nach Hause, sondern brachte sie dort um?

Die Polizei sagte dem Wochenblatt, man habe die beiden Telefonate überprüft. Das Ergebnis der Überprüfung wollte man uns nicht sagen. Internen Informationen zufolge hat eine Polizistin im April dieses Jahres in der Akte vermerkt, dass die Telefonate überprüft wurden, man sie jedoch nicht mehr verifizieren konnte – die Ermittler legen dies dem Verlobten zur Last, er habe gelogen. Beim Wochenblatt meldete sich anonym eine Person, die behauptete, Baumer habe mit einem Handwerker, 34, eine intime Beziehung gehabt, die beendet gewesen sei. Der Mann habe sie im Wald abgepasst, sie erwürgt – doch wenn dies stimmt, warum erzählte der Verlobte dann, er habe mit ihr telefoniert? Fanden die Telefonate statt, erzählte Baumer ihrem Verlobten eine Geschichte, traf sich aber mit einem Unbekannten?

Immer wieder wird auch der Sexualstraftäter ins Spiel gebracht, der in Brennberg von der Burg herunter sprang und sich im September 2012 das Leben nahm. Baumer, die über Gedächtnisstörungen klagte, könnte nach Bernhardswald gefahren sein, in einem Zustand der Verwirrung – und dort von dem Mann abgepasst worden sein. Später vergrub er ihre Leiche. Die Polizei weist dies bislang ins Reich der Fabeln.

Aber warum eigentlich? Ist diese Version unwahrscheinlicher als die, dass der Verlobte, mit dem sie noch heiter ein Fest feierte am Vorabend ihres Verschwindens, der Täter ist?

Ein anonymes Schreiben gibt weiter Rätsel auf Dass die Polizei bislang noch im Dunkeln tappt, kann man auch daran ablesen, dass ein Profiler hinzugezogen wurde. Er soll den Verlobten Christian F. bereits vernommen haben.

Solche Profiler sind dazu da, kriminalistisch einzuschränken, wie ein solcher Täter beschrieben werden kann. Insider sagen: „Sie schließen Erklärungslücken.“

So wertet die Polizei offenbar als Indiz, dass Christian F. immer depressiver wurde – weil er einen Menschen, seine Freundin, tötete? Die Polizei sieht das offenbar so.

Solche gibt es in dem Fall mehr, als es der Polizei lieb sein kann. Ob die dünne Beweislage einer Haftbeschwerde Stand hält, ist fraglich. F.s Rechtsanwalt Michael Haizmann wird sie diese Woche einreichen. Dann prüft die Haftrichterin, die bislang die Entscheidungen traf, diese selbst. „Mal sehen, was dann das Landgericht dazu sagt“, sagte Anwalt Haizmann auf Wochenblatt-Anfrage. Weiter wollte sich der Anwalt aber nicht äußern.

Jetzt trat die Polizei die Flucht nach vorne an und veröffentlichte einen Fragenkatalog. Die Frage ist: Wo sind die Sachen von Baumer abgeblieben? Vor allem: Fuhr Baumer doch nach Nürnberg? Die Polizei will das wissen.

Auf der Leiche wurden Spuren von Löschkalk gefunden. Auch auf dem Hof des Bruders. Die Witterungsspuren des Skeletts sind nicht so alt, wie Maria Baumer verschwunden ist ...

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