Missbrauch:
Kirche von Regensburg lässt sich Zeit

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:22 Uhr
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Das Bistum Regensburg will sich bei der Auswertung von Personalakten im Hinblick auf sexuellen und körperlichen Missbrauch Zeit lassen. Am Dienstag ergab ein Gespräch mit dem Pressesprecher des Bistums, Clemens Neck, dass man weiterhin dabei ist, die Akten auszuwerten – sie gehen bis ins Jahr 1945 zurück.

REGENSBURG Im Bistum Regensburg will man die Aufklärung von Vorwürfen des sexuellen und körperlichen Missbrauchs – gleichzeitig hat Bistums-Sprecher Clemens Neck in einem Gespräch mit dem Wochenblatt am Dienstag aber auch um Verständnis gebeten, dass dies Zeit brauche. „Wir sind gerade dabei, etwa 2.000 Akten durchzuforsten, die bis ins Jahr 1945 zurück reichen". Man habe großes Verstädnnis dafür, dass die Öffentlichkeit, vor allem aber auch die mutmaßlichen Opfer schnelle Aufklärung verlangten. „Aber was bringt es denn, wenn wir jetzt Zahlen veröffentlichen, die wir dann wieder berichtigen müssen, weil weitere Fälle aufgetaucht sind?", fragt sich Neck.

Das Bistum sieht sich mit unterschiedlichen Fall-Konstellationen konfrontiert. Zum einen mit Fällen, bei denen die Täter bereits verstorben sind. Zum anderen auch mit Fällen, bei denen man auf Vorgänge stößt, die Opfer kontaktiert – und diese aber keinerlei Öffentlichkeit oder Aufklärung mehr wollen. „Die Fälle, mit denen wir im Ordinariat konfrontiert sind, sind äußert unterschiedlich", sagt Neck.

Einer Recherche in den 27 Bistümern zufolge, die zum einen die Verlautbarungen der Bistümer selbst, zum anderen aber auch Medienberichten beinhaltet, gab es deutschlandweit bislang 576 Täter und 859 Opfer in den Bistümern, hinzu kommen 107 Täter und 471 Opfer in den Orden. Diese erste Bilanz umfasst nur die Katholische Kirche.

Im Bistum Regensburg sind bislang acht Namen bzw. Täter öffentlich geworden, teilweise wurden sie vom Bistum selbst in einer Pressekonferenz genannt. Bekannt sind bislang 14 Opfer, die sich ebenfalls zum großen Teil über die Medien gemeldet hatten.

Doch nicht nur Fälle, die teilweise schon viele Jahrzehnte zurückliegen, beschäftigen derzeit das Bistum Regensburg. So habe man erst in dieser Woche die Staatsanwaltschaft im Fall eines Pfarrers aus der Oberpfalz eingeschaltet, weil sich ein Opfer an das Bistum gewandt hatte. Der 68jährige Pfarrer wurde vom Dienst suspendiert, er steht im Verdacht, sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen zu haben.

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